psychoneuro 2007; 33(12): 500
DOI: 10.1055/s-2007-1012562
Magazin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Anorexia nervosa - Nucleus Caudate vermiest die Lust am Essen

Further Information

Publication History

Publication Date:
18 January 2008 (online)

 
Table of Contents

    Patienten mit Anorexia nervosa weisen in der Regel ein sehr hohes Maß Selbstbeherrschung auf, leben asketisch und sind außerdem schmerzunempfindlicher im Vergleich zur Normalbevölkerung. Sie zeigen zudem eine höhere hämodynamische Aktivierung des Nucleus Caudate. Selbst Frauen, die seit über einem Jahr ein normales Gewicht erzielt haben, zeigen in der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) eine gestörte Aktivität im Nucleus Caudate, die mit Angstgefühlen und Perfektionismus in Zusammenhang gebracht wird.

    Offenbar ist bei diesen Frauen dieses wichtige Belohnungssystem aus dem Gleichgewicht. In einer Studie wurde die striatale Reaktion von 13 Frauen, die vor einem Jahr an einer Magersucht gelitten hatten, mit der von 13 gesunden Frauen verglichen. Um das Feedback der Frauen auf positive oder negative Situationen zu untersuchen, nahmen die Frauen an einem Computerquiz teil, bei dem sie für richtige Antworten mit Geldgewinnen belohnt wurden. Im fMRT zeigten sie im Gegensatz zu den gesunden Frauen jedoch nur geringe Unterschiede, wenn sie gewonnen oder verloren hatten.

    Dies ist möglicherweise auch der Grund, warum anorektische Patienten erst wieder lernen müssen, Freude am Essen zu empfinden. Die Autoren der Studien schließen aus ihren Ergebnissen, dass Menschen mit einer Anorexie eine Störung der Informationsverarbeitung haben und demzufolge die emotionale Bedeutung eines Stimulus nicht richtig einordnen können. Gleichzeitig sind bei ihnen die Nervenbahnen verstärkt aktiviert, die für die Planung von Vorgängen zuständig sind. Sie machen sich scheinbar zu viele Gedanken über die Konsequenzen ihres Verhaltens und können so z.B. ihr Essen nicht wirklich genießen.

    KW

    Quelle: Wagner A, Aizenstein H, Venkatraman VK et al. Altered reward processing in women recovered from anorexia nervosa. Am J Psychiatry 2007; 164: 1842-1849