psychoneuro 2007; 33(12): 535
DOI: 10.1055/s-2007-1012563
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Empowerment in der Schizophrenietherapie - Psychosoziale Verbesserungen sind möglich

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Publication Date:
18 January 2008 (online)

 
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In die Schizophreniebehandlung kommt Bewegung. Neue Galeniken und Weiterentwicklungen der Neuroleptika ermöglichen moderne Therapieziele wie Remission und Recovery und die Verbesserung des psychosozialen Funktionsniveaus.

Mit dem seit Juni 2007 zugelassenen atypischen Antipsychotikum Paliperidon ER (Invega®) können umfassende Therapieziele erreicht werden. In klinischen Studien wurden über 3000 Patienten in 23 Ländern untersucht. Paliperidon ER (Extended Release) wurde in einer speziellen Galenik entwickelt, die eine gleichmäßigere Plasmakonzentration im Blut ermöglicht, wie Prof. Hans-Jürgen Möller, München, vorstellte. Als erstes atypisches Antipsychotikum nutzt das Paliperidon ER die OROS®-Technologie. Die INVEGA®-Tablette stellt eine osmotisch kontrollierte Freisetzungsgalenik des Wirkstoffs dar. So werden unter oraler täglicher Einmalgabe über 24 Stunden gleichmäßigere Plasmaspiegel aufrechterhalten [4] als unter herkömmlicher Therapie mit nichtretardierten Präparaten. Dadurch werden unnötige Spitzenkonzentrationen beim Anfluten verhindert. Außerdem ist so nur eine einmal tägliche Einnahme erforderlich, und von Beginn an kann eine antipsychotisch wirksame Dosis gegeben werden. Damit ist ein einfaches Handling möglich. Paliperidon ER wird nur zu einem geringen Teil über die Leber metabolisiert und zu etwa 60% unverändert renal ausgeschieden [8]. "Dies ist insbesondere für pharmakokinetische Wechselwirkungen entscheidend", so Möller.

Den klinischen Studien zufolge erreichen die Patienten unter Paliperidon ER (3-12 mg/d) eine frühzeitige und effektive Kontrolle der Positiv- und Negativsymptomatik [7]. Bereits ab dem vierten Behandlungstag sind die Ergebnisse nach der Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) gegenüber Placebo signifikant (Abb. [1]; p < 0,05) [5]. Die Wirksamkeit bleibt auch langfristig erhalten. Eine placebokontrollierte Studie über 40 Wochen zur Rezidivprophylaxe konnte aufgrund statistisch signifikanter Unterschiede (p = 0,001) zwischen der Paliperidon-ER-Gruppe und der Placebogruppe vorzeitig beendet werden [6].

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Wirksamkeit im Vergleich

Möller stellte auch die Ergebnisse einer aktuellen randomisierten, placebokontrollierten, direkten Vergleichsstudie von Paliperidon ER vs. Quetiapin vor [1]. Die Patienten mit einer akuten Exazerbation der Schizophrenie (n = 399) erhielten randomisiert Paliperidon ER (9-12 mg/d, im Mittel 10,4 mg/d) oder Quetiapin (600-800 mg/d, im Mittel 690,9 mg/d). Paliperidon ER zeigte anhand der PANSS ab dem fünften Behandlungstag eine signifikante Verbesserung sowohl gegenüber Quetiapin als auch gegenüber Placebo (p < 0,001 für beide Vergleiche zum Studienendpunkt nach 14 Tagen).

Auch Patienten, die bereits mit den Neuroleptika Olanzapin oder Risperidon vorbehandelt wurden, können von der Behandlung mit Paliperidon ER profitieren, wie zwei Subgruppenanalysen von drei placebokontrollierten, randomisierten Studien ergaben [2], [3]. Bei der Umstellung auf Paliperidon ER verbesserte sich der PANSS-Gesamtwert, aber auch alle einzelnen PANSS-Subskalen. Das psychosoziale Funktionsniveau der Patienten nahm unter Paliperidon ER ebenfalls signifikant zu.

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Abb. 1 Wirkeintritt ab Tag 4 bei Patienten mit akuter Exazerbation mod. nach [4]

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Zunahme des psychosozialen Funktionsniveaus

Für Prof. Georg Juckel, Bochum, ist dies heute ein entscheidendes Kriterium für den Therapieerfolg. Moderne Ansprüche an die Therapie gehen über eine reine Symptomreduktion hinaus hin zu Remission und Recovery. Diese Ziele beinhalten auch eine erfolgreiche psychosoziale Reintegration des Patienten in ihr privates und berufliches Umfeld.

Die hierzu nötigen exakten Messinstrumente zur Erfassung des psychosozialen Funktionsniveaus konnten bislang jedoch nur sehr zeitintensiv - und damit für den Praxisalltag nicht geeignet - bestimmt werden. Die Personal-and-Social-Performance(PSP)-Skala (www.psp-check.de) dagegen ist ein neues Instrument, das bereits in deutscher Sprache validiert wurde und innerhalb weniger Minuten ein einfaches und valides Monitoring des Therapieverlaufs und eine Messung des psychosozialen Funktionsniveaus ermöglicht.

KW

Quelle: Pressegespräch "Pharmakotherapie als Empowerment", im Rahmen des DGPPN-Kongresses am 22. November 2007 in Berlin, veranstaltet von der Janssen-Cilag GmbH

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Literatur

  • 01 Canuso C . et al . Poster präsentiert auf dem 20. Psychatric and Mental Health Congress 2007, Orlando, Florida. 
  • 02 Canuso C . et al . Schizophrenia Bulletin. 2007;  33 (2) 424-425
  • 03 Dirks B . et al . Schizophrenia Bulletin. 2007;  33 (2) 427
  • 04 Karlsson P . et al . Poster 25, präsentiert im Rahmen des 13. Winter Workshop on Schizophrenia.  Schiz Res. 2006;  81 (Suppl.) 85
  • 05 Kramer M . et al . Poster P01.201 präsentiert auf dem CINP vom 9.-13. Juli 2006, Chicago, IL, USA. 
  • 06 Kramer M . et al . J Clin Psychopharmacol. 2007;  27 6-14
  • 07 Meltzer H . et al . Int J Neuropsychopharmacol. 2006;  9 (Suppl1) 225
  • 08 Vermeir M . et al . Poster P.8.097 präsentiert auf dem ECNP vom 21.-25. Oktober 2005, Amsterdam, Niederlande. 
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Literatur

  • 01 Canuso C . et al . Poster präsentiert auf dem 20. Psychatric and Mental Health Congress 2007, Orlando, Florida. 
  • 02 Canuso C . et al . Schizophrenia Bulletin. 2007;  33 (2) 424-425
  • 03 Dirks B . et al . Schizophrenia Bulletin. 2007;  33 (2) 427
  • 04 Karlsson P . et al . Poster 25, präsentiert im Rahmen des 13. Winter Workshop on Schizophrenia.  Schiz Res. 2006;  81 (Suppl.) 85
  • 05 Kramer M . et al . Poster P01.201 präsentiert auf dem CINP vom 9.-13. Juli 2006, Chicago, IL, USA. 
  • 06 Kramer M . et al . J Clin Psychopharmacol. 2007;  27 6-14
  • 07 Meltzer H . et al . Int J Neuropsychopharmacol. 2006;  9 (Suppl1) 225
  • 08 Vermeir M . et al . Poster P.8.097 präsentiert auf dem ECNP vom 21.-25. Oktober 2005, Amsterdam, Niederlande. 
 
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Abb. 1 Wirkeintritt ab Tag 4 bei Patienten mit akuter Exazerbation mod. nach [4]