Sprache · Stimme · Gehör 2008; 32(1): 2-5
DOI: 10.1055/s-2007-1022552
Schwerpunktthema

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Frühkindliche Hörstörung - eine interdisziplinäre Aufgabe

Hearing Disorders in Infants - An Interdisciplinary TaskA. Hildmann
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Publication Date:
04 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Die Spezialisierung in der diagnostischen Medizin, in den therapeutischen Fächern, der Technik und in der Pädagogik hat ein höheres Wissen, mehr Verständnis aber auch mehr Isolierung besonders für Eltern mit Problemkindern gebracht. Hören in seiner rudimentärsten - aber für alle weiteren Entwicklungsstufen kostbarsten Form - entsteht schon in der Schwangerschaft. Eine Frühdiagnostik von Hörstörungen ist von größter Bedeutung, weil in der Zeit höchster Plastizität des kindlichen Gehirns im ersten Lebensjahr die besten Chancen für eine Einflussnahme bestehen. Screeningverfahren sind sinnvoll, weil heute mit der automatisierten Messung otoakustischer Emissionen und der automatisierten Hirnstammaudiometrie zwei Methoden mit hoher Sensitivität und Spezifität für diese Untersuchungen zur Verfügung stehen. Um eine Effektivität dieser Screeninguntersuchungen zu gewährleisten, sind Anschlussuntersuchungen und Frühförderung zeitnah durch Screeningzentren anzubieten. Der Ablauf wird dargestellt. Diagnostik, Therapie und Frühförderung sind interdisziplinäre Aufgaben für Mediziner, Pädakustiker, Therapeuten, Pädagogen und alle in der Arbeit am hörgestörten Kind Beteiligten. Obwohl sich die Situation in Deutschland gebessert hat, gibt es noch keine flächendeckende Versorgung. Kinder mit einer angeborenen Hörstörung erhalten nicht die Chancen zu einer altersentsprechenden Hör-Sprachentwicklung.

Abstract

The increasing specialization in medicine, technology, therapy and educational sciences for the handicapped gave us more knowledge and understanding for patients with hearing disorders but also may cause more problems and confuse the parents of these children. Early diagnosis of hearing deficits is of utmost importance. The high plasticity of the brain during the first year of life offers the best possibilities for therapy and rehabilitation at this early stage. The automatic measuring of otoacoustic emissions and automatic brainstem audiometry are two methods with high sensitivity and specifity for screening of neonates. Screening only makes sense if followed by tracking, confirmation diagnosis, therapy and rehabilitation. These steps are discussed in the paper. Diagnosis, therapy and early rehabilitation needs multidisciplinary cooperation of doctors, audiologists, therapists and teachers for the handicapped to optimise the work with children with communication disorders and their parents. The situation has improved in Germany; however there is not a general screening and tracking in the country. The children do not yet get the support needed for the development of their communicative abilities.

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Korrespondenzadresse

Dr. med. A. Hildmann

Gabelsbergerstr. 62

44789 Bochum

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