Aktuelle Rheumatologie 2007; 32(3): 127
DOI: 10.1055/s-2007-963323
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

H. Michels1
  • 1Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie, Garmisch-Partenkirchen (Ärztlicher Direktor: Dr. H. Michels)
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Publication Date:
27 June 2007 (online)

Dem Thiemeverlag und den Herausgebern der „Aktuellen Rheumatologie” danken wir sehr herzlich für die Bereitschaft, dass wir in einem weiteren Themenheft „Kinderrheumatologie” wiederum über aktuelle Aspekte in Diagnostik, Differenzialdiagnostik und Therapie bei Kindern und Jugendlichen informieren dürfen. Den Publikationen liegen Vorträge zugrunde, die die Autoren anlässlich des 32. Garmischer Symposiums für Kinder- und Jugendrheumatologie im Januar 2007 gehalten haben. Vier weitere Arbeiten werden in den Folgeheften erscheinen.

Durch das Etanercept-Register der „Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie” ergibt sich mittlerweile ein Überblick über 735 mit Etanercept behandelter Patienten mit juveniler idiopathischer Arthritis (JIA) (Stand 31.12.2006). Herr Prof. Horneff, Asklepios-Klinik Sankt Augustin, der das Register seit Jahren erfolgreich führt, stellt in seinem Beitrag „Biologika zur Therapie der juvenilen idiopathischen Arthritis - Update 2007” nicht nur die neuesten Zahlen des Registers vor, mittlerweile die weltweit größte Datensammlung mit Etanercept behandelter JIA-Patienten, sondern berichtet auch über die Datenlage der Therapie der JIA mit den für Kinder bislang nicht zugelassenen Adalimumab, Infliximab und Anakinra und gibt darüber hinaus einen kompakten Überblick über neuere Entwicklungen in der Therapie mit „Biologika” wie Interleukin-(IL-)1- Blockade mit dem Rezeptorfusionsprotein Rilonacept, Blockade von IL-6 (Tocilizumab) und Blockade der T-Zell-Kostimulation (Abatacept).

Der Vater einer schwerkranken kleinen vierjährigen Patientin mit systemischer JIA („Still-Syndrom”), die auf die bisherige Therapie einschließlich Glukokortikoiden, Immunsuppressiva und Etanercept nicht ausreichend angesprochen hatte und bei permanent hohen CRP-Serumkonzentrationen unter dem Risiko der Entwicklung einer AA-Amyloidose stand, sprach von einem „Wundermittel”, als das Kind nach wenigen Tagen einer Therapie mit Anakinra plötzlich wieder laufen konnte und normale CRP-Werte aufwies. Ob die Erfahrungen bei über 20 weiteren mit Anakinra behandelten SJIA-Patienten ebenso positiv zu werten sind, berichten Herr Dr. J. von Lorentz et al., Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie (DZKJR), Garmisch-Partenkirchen, in ihrem Beitrag „Anakinra - eine neue therapeutische Option für die systemische juvenile idiopathische Arthritis”.

Die intraartikuläre Lokaltherapie mit Glukokortikoiden besitzt wegen ihrer hervorragenden Effektivität bei geringem Risiko (korrekte Technik vorausgesetzt) einen hohen Stellenwert im Therapiekonzept der JIA. Auf der Grundlage ihrer großen Erfahrung stellt Frau Oberärztin Dr. R. Häfner, DZKJR, Garmisch-Partenkirchen, praxisorientiert die „Intraartikuläre Steroidtherapie bei Kindern mit juveniler idiopathischer Arthritis” dar. Dabei arbeitet sie vor allem auch die Besonderheiten heraus, die bei Kleinkindern zu beachten sind.

Die Besonderheiten der Physiotherapie bei JIA stellt die Leitende Physiotherapeutin des DZKJR, Garmisch-Partenkirchen, Frau M. Spamer, in ihrem Beitrag „Was Sie schon immer über die Physiotherapie bei juveniler idiopathischer Arthritis wissen wollten/sollten” heraus. Grundlage für die kompetente physiotherapeutische Behandlung dieser Kinder, die Gelenkfehlstellungen verhindern bzw. verbessern soll, ist ein detailliertes Wissen über die JIA, insbesondere über deren Pathobiomechanik. Die Grundlagen werden anhand des „Schmerzkreises” nachvollziehbar entwickelt. Wichtig für gute Behandlungsergebnisse sind Frühdiagnose und Frühtherapie.

Die wichtigen Schnittstellen zwischen Kinder- und Jugendrheumatologie und Kinder- und Jugendnephrologie stellt Herr PD Dr. D. Müller, Charité, Berlin, exemplarisch in seinem Beitrag „Rapid progressive Glomerulonephritis (RPGN): Schnittstelle zwischen Kinderrheumatologie und Kindernephrologie” dar. Nach einer Klassifizierung der RPGN in die vier Subtypen „Anti-glomeruläre Basalmembran-RPGN”, „Immunkomplex-RPGN”, „Pauci-immune RPGN” und „sonstige RPGN” werden praxisorientiert die für die Rheumatologie wichtigsten Formen wie Goodpasture-Syndrom, Lupus-Nephritis, Wegener’sche Granulomatose oder Purpura-Schönlein-Henoch-Nephritis abgehandelt.

Eines der faszinierendsten neuen Gebiete in der Kinder- und Jugendrheumatologie stellt die differenzialdiagnostische Abgrenzung entzündlich-rheumatischer Erkrankungen von den „periodischen Fiebersyndromen”, vielleicht besser „Autoinflammationssyndromen” (AIS), dar. Diese Abgrenzung ist nicht nur akademisch, vielmehr stehen für einige AIS, wie das familiäre Mittelmeerfieber (→ Colchicin), das Muckle-Wells- und das CINCA-Syndrom (→ Anakinra) und das TNF-Rezeptor-assoziierte periodische Syndrom („TRAPS”, → TNFα-Blockade) wirksame Therapien zur Verfügung. Herr Prof. Lohse, Institut für Klinische Chemie/Klinische Molekularbiologie, Klinikum Großhadern, München, verfügt deutschlandweit wohl über das diesbezüglich größte Datenmaterial. Aus seiner reichen Erfahrung gibt er einen praxisorientierten Überblick.

Dr. H. Michels

Deutsches Zentrum f. Kinder- u. Jugendrheumatologie

Gehfeldstraße 24

82467 Garmisch-Partenkirchen

Phone: ++49/88 21/70 11 17

Fax: ++49/88 21/70 12 01

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