manuelletherapie 2007; 11(4): 151-152
DOI: 10.1055/s-2007-963514
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wie kommt ein Artikel in die Zeitschrift manuelletherapie?

T. Davies-Knorr
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Publication Date:
10 September 2007 (online)

Für viele Leser und Autoren ist der Weg eines Manuskripts von der Einreichung bis zur Veröffentlichung nicht klar. Dieser Weg ist für jedes Manuskript gleich und wird durch die Herausgeber der Zeitschrift gesteuert. Die manuelletherapie hat 7 Herausgeber mit unterschiedlichem fachlichen Hintergrund, von denen 3 Herausgeber als Schriftleiter fungieren.

Die Autoren reichen ihren Artikel bei einem der 7 Herausgeber oder beim Verlag ein. Der Artikel wird anschließend anonymisiert und an alle Herausgeber verteilt. Dabei wird ein Schriftleiter als für den Artikel zuständig bestimmt, der ihn bis zur Veröffentlichung begleitet.

Alle Herausgeber beurteilen den Artikel nach seiner inhaltlichen Eignung für die Zeitschrift hinsichtlich Relevanz und Aktualität, wissenschaftlichem Niveau und Aussagekraft für die Praxis. Die Herausgeber melden ihre Beurteilung an den zuständigen Schriftleiter zurück. Bei kniffligen Fragen oder Unklarheiten wird zudem ein Mitglied des wissenschaftlichen Beirats um dessen Beurteilung gebeten.

Der Schriftleiter sammelt und sortiert die Beurteilungen und alle Kommentare, die für den Autor anonym bleiben. Er formuliert die Rückmeldung und Empfehlungen an den Autor und kommuniziert mit dem Autor. Manchmal sind Änderungen oder Ergänzungen zum Manuskript erforderlich. Sind alle Änderungen zur Zufriedenheit des Schriftleiters ausgeführt, wird der Artikel „akzeptiert”. Dieser Prozess kann manchmal etwas länger dauern, wie Sie jeweils den Daten auf der 1. Seite jedes Artikels entnehmen können.

Der geschilderte Prozess ist einer von mehreren unterschiedlichen Methoden des Peer Review (Peer = engl. ebenbürtig, gleichgestellt, Kollegen; Review = engl. Nachprüfung, Rezension [1]). Der Begriff bezeichnet ein gängiges Verfahren zur Beurteilung wissenschaftlicher Arbeiten durch unabhängige, aber ebenbürtige Fachleute mit dem Ziel der Qualitätssicherung. Die Herausgeber der manuelletherapie haben sich von Anfang an für die oben beschriebene Version entschieden, um ein breites Spektrum der Kritik und ein inhaltliches Gleichgewicht zu gewährleisten.

Die Zweckmäßigkeit von Peer-Review-Verfahren wird in der Literatur kontrovers diskutiert [3] [4]. Interessant und vielleicht etwas beunruhigend zu beobachten ist, dass sogar in international hoch anerkannten Fachzeitschriften der Peer-Review-Prozess manchmal grundlegende Probleme mit Manuskripten nicht aufdeckt. So veröffentlichte im Jahr 2005 die sehr angesehene englischsprachige medizinische Fachzeitschrift The Lancet einen Artikel über die Auswirkung nicht steroidaler Antirheumatika (NSAR) auf Mundbodenkrebs [5]. Die Zeitschrift musste den Artikel zurückziehen, nachdem sich herausstellte, dass der Autor die Angaben von über 900 der Patienten manipuliert hatte.

Auch wenn die Herausgeber der manuelletherapie jede Anstrengung unternehmen, derartige Missgeschicke zu verhindern, sind auch sie sicherlich nicht dagegen geschützt. Der Leser muss auch die Beiträge in der manuelletherapie immer kritisch lesen!

Wir begrüßen jeden eingereichten Artikel und möchten konstruktives und gerechtes Feedback an die Autoren weitergeben. Es ist unsere Aufgabe, Fragen zu formulieren und Bedenken auszudrücken [2]. Wir stellen dem Autor Fragen, mit denen er nach der Veröffentlichung seitens der Leser konfrontiert sein kann. Diese Fragen sensibilisieren den Autor für die Streitpunkte in seiner Arbeit, die eventuell Abklärung benötigen, oder machen ihn auf Aspekte aufmerksam, die missdeutet werden könnten.

Dieses Feedback ist als Unterstützung für den Autor gedacht. Auch wenn dieser damit nicht einverstanden ist, muss er akzeptieren, dass es wahrscheinlich ein Problem gibt, z. B. in der Art, wie er seine Idee ausdrückt oder wie ein Satz aufgebaut ist. Wenn der Herausgeber etwas nicht richtig verstanden hat, liegt dies häufig eher an der fehlenden Klarheit der Ideenformulierung. Für den fleißigen Autor, der sich freut, seine Arbeit endlich fertiggestellt und eingereicht zu haben, kann der Feedback-Prozess entmutigend erscheinen. Feedback ist aber von Natur aus kritisch - positiv wie negativ. Durch die Adaptation der Arbeit wird das Manuskript meistens enorm verbessert und damit dem Autor geholfen.

Die Herausgeber werden bei ihrer Arbeit tatkräftig durch die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats unterstützt. Auf diese Weise sichern wir die Qualität der Artikel durch fachkompetenten Input von Experten aus Bereichen, die wir nicht abdecken können.

Wir freuen uns sehr, dass wir ein neues Mitglied für unseren wissenschaftlichen Beirat gewinnen konnten. Dr. Eva Grill (MPH) ist Pharmakologin, die Public Health im Postgraduate Studiengang Öffentliche Gesundheit und Epidemiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) studierte und 1999 den Master in Public Health erlangte. Anschließend promovierte sie in Public Health und lehrt zurzeit analytische und deskriptive Epidemiologie und medizinische Statistik an der LMU München und an der Universität für Gesundheitsinformatik und -technologie Tirol (UMIT). Zudem leitet sie eine Forschungsgruppe an der Klinik und Poliklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation der LMU (Leiter: Prof. Dr. Gerold Stucki). Ihr hauptsächliches Interesse gilt der Ergebnisforschung, der Epidemiologie funktionsfähiger Gesundheit und Modellen zur Kostenwirksamkeit. Dr. Grill wird ein besonderes Augenmerk auf die methodische Qualität der Arbeiten haben.

In dieser Ausgabe finden Sie die erste von Dr. Grill rezensierte Arbeit (Schöttker-Königer T. Skapulakinematik bei atraumatischer Schulterinstabilität, S. 168). Wir heißen sie an Bord herzlich willkommen und freuen uns auf unsere künftige Zusammenarbeit.

Literatur

  • 1 Collins Concise German Dictionary. .Glasgow; Harper Collins 2000
  • 2 Harms M. Peer Review: the firewall of science.  Physiotherapy. 2006;  92 193-194
  • 3 Lock S. Does Editorial Peer Review Work?.  Annals of Internal Medicine. 1994;  121 60-61
  • 4 Shea J A, Caelleigh A S, Pangaro L. et al . Review Prozess.  Academic Medicine. 2001;  76 911-914
  • 5 Sudbo J, Lee J, Lippman S. et al . RETRACTED: Non-steroidal anti-inflammatiry drugs and the risk of oral cancer: a nested case-control study.  Lancet. 2005;  366 1359-1366

Trisha Davies-Knorr, MCSP, PT, OMT-DVMT

Herausgeberin, Klinik und Poliklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Universitätsklinikum München

Ziemssenstr. 1

80336 München

Email: Trisha.Davies-Knorr@imta.ch

Email: Patricia.Davies-Knorr@med.uni-muenchen.de

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