ergoscience 2007; 2(4): 133
DOI: 10.1055/s-2007-963536
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

H. Becker1
  • 1Georg Thieme Verlag, Stuttgart
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Publication Date:
04 October 2007 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

sich in seinen eigenen 4 Wänden wohlzufühlen, ist ein wichtiges Bedürfnis. Das wird mir zurzeit besonders bewusst, da in unserem Haus Bauarbeiten stattfinden und mir das Gefühl durch den damit einhergehenden Lärm und Schmutz immer mal wieder fehlt.

Die Wohnung oder das Haus wird auch die „3. Haut” genannt. Neben Schutz ermöglicht sie uns Rückzug oder Kontakt; in ihr drücken wir aus, was uns wichtig ist und machen dies auch für andere sichtbar.

Zuhause möchten wir uns frei und selbstbestimmt verhalten können. Inzwischen gibt es viele technische Errungenschaften, um dies auch Menschen mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen zu ermöglichen. Wie die Untersuchung von Kathrin Weiß und Christiane Diegritz zeigt, wünschen sich Klienten von Ergotherapeuten aber mehr als nur ergonomische Beratung, für sie ist auch die kreative und individuelle Gestaltung des Wohnraums ein wichtiges Thema (S. 134).

Die Wohnraumberatung ist nur ein Beispiel für den vermehrten Beratungsbedarf im Gesundheitswesen. Im Rahmen einer Tagung an der FH Bielefeld konnten sich Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und Pflegekräfte intensiv mit diesem Zukunftsthema beschäftigen und neue Perspektiven entwickeln (S. 167). Dabei war es hilfreich zu erfahren, wie Beratung bereits als Aufgabe der Ergotherapie in den Niederlanden verankert ist.

Auch bei der Entwicklung und Implementierung von Leitlinien können wir von unseren niederländischen Nachbarn lernen. Über Erfahrungen und Übertragungsmöglichkeiten berichtet Esther Steultjens (S. 154). Leitlinien geben dem Praktiker Empfehlungen für die Gestaltung der Therapie bei bestimmten Krankheits- oder Störungsbildern. Sie werden in mehrstufigen Abstimmungsprozessen gebildet und beziehen vorhandene Studienerkenntnisse mit ein. Dadurch sichern sie eine einheitliche Qualität der Therapie.

Voraussetzung für die Entwicklung evidenz-basierter Leitlinien sind Studien über die Effektivität von Behandlungsmethoden. In einem Review von 38 Studien geht Philipp Eschenbeck der Frage nach, welche Interventionen bei Neglekt wirksam sind (S. 146). Dabei spielen die Aktivitäten des täglichen Lebens eine Schlüsselrolle, da sie dem Klienten häufig erst seine Störung bewusst machen. Sie sollten zugleich auch der Indikator dafür sein, ob die Intervention erfolgreich war.

Evidenzbasierung und Forschung sind auch in den USA ein bestimmendes Thema. Lesen Sie mehr von einem Blick über den Tellerrand von Mieke le Granse (S. 169).

Neue Handlungsfelder, wie z. B. Beratung und die Entwicklung von Leitlinien, sichern die Zukunft der Ergotherapie. Ihre Meinung dazu würde uns sehr interessieren! Schicken Sie uns einfach eine Mail unter: ergoscience@thieme.de.

Wir wünschen Ihnen viele neue Anregungen beim Lesen!

Für das Herausgeberteam

Heidrun Becker

Heidrun Becker

Email: Heidrun.Becker@thieme.de

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