Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2007; 4(4): 289-305
DOI: 10.1055/s-2007-965758
Unterer Gastrointestinaltrakt, Koloproktologie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Präkanzerosen und Tumoren in der Proktologie

M. Wolff1 , M. Kaminski2
  • 1Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Klinikum Hanau gGmbH
  • 2Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Bonn
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Publication Date:
07 November 2007 (online)

Tumoren und Präkanzerosen des Analkanals und der perianalen Region entziehen sich oft einer frühzeitigen Erkennung und damit der rechtzeitigen Behandlung. Dies ist bedingt durch die unspezifischen Symptome, Schamhaftigkeit der Patienten und Schwierigkeit der Diagnose trotz einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen, die sich mit dieser Körperregion befassen.

Für die Entstehung von gutartigen Analtumoren, Präkanzerosen und Analkarzinomen spielen humane Papillomaviren eine bedeutende Rolle. Die häufigsten gutartigen Tumoren sind Marisken, Analfibrome und Condylomata acuminata. Spitze Kondylome werden je nach Lokalisation und Ausdehnung entweder äußerlich behandelt oder mechanisch abgetragen.

In der Gruppe von intraepithelialen Neoplasien wird heute eine Reihe von klinischen Krankheitsbildern zusammengefasst, die als intraepitheliale Karzinome und damit als Präkanzerosen angesehen werden: Morbus Bowen, bowenoide Papulose und Morbus Paget. Abgesehen vom Morbus Paget liegt auch hier eine HPV‐Assoziation vor. Die Therapie besteht in der lokalen Exzision, ggf. plastischen Deckung und regelmäßigen klinischen Kontrollen.

Das Analkarzinom ist mit ca. 1 % aller gastrointestinalen Tumoren selten und in 80 % assoziiert mit einer HPV-16-Infektion, die sexuell übertragen wird. Das Analkarzinom betrifft vorwiegend Frauen ab dem 6. Lebensjahrzehnt, jedoch sind zunehmend auch jüngere homosexuelle und HIV‐positive Männer betroffen.

Die primäre Standardtherapie des regional begrenzten Analkarzinoms ist heute die Radiochemotherapie mit 5-Fluorouracil und Mitomycin C. Nur bei mikroinvasiven T1-Karzinomen kommt eine lokale Abtragung infrage. Bei Tumorpersistenz, Rezidiv oder lokalen Komplikationen wie Kloakenbildung, Fistel oder Inkontinenz ist eine abdominoperineale Rektumexstirpation indiziert.

Analrandkarzinome werden wie Hauttumoren eingeteilt und behandelt. Bei T1/2-Stadien ist eine lokale Exzision indiziert, bei höheren Tumorstadien erfolgt die Therapie nach den Prinzipien der Behandlung des Analkanalkarzinoms.

Literatur

  • 1 Deutsche Krebsgesellschaft und Deutsche Gesellschaft für Chirurgie .AWMF‐Leitlinie. Interdisziplinäre Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Analkarzinom. 1998, überarbeitet. 2003
  • 7 Deutsche STD-Gesellschaft und Deutsche Dermatologische Gesellschaft .AWMF-Leitlinie. Condylomata acuminata und andere HPV-assoziierte Krankheitsbilder von Genitale, Anus und Harnröhre. 2000, überarbeitet. 2006
  • 2 Lange J, Mölle B, Girona (Hrsg) J. Chirurgische Proktologie. Berlin, Heidelberg, New York; Springer 2006
  • 3 Stelzner F. Chirurgie an viszeralen Anschlußsystemen. Stuttgart, New York; Thieme 1998
  • 4 Winkler R, Otto P. Proktologie. Stuttgart, New York; Thieme 1997
  • 5 Wittekind C, Klimpfinger M, Sobin L H. TNM‐Atlas. Illustrierter Leitfaden zur TNM/pTNM‐Klassifikation maligner Tumoren, 5. Aufl. Berlin, Heidelberg, New York; Springer 2002

Prof. Dr. Martin Wolff

Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie
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