ZFA (Stuttgart) 2007; 83(2): 51-56
DOI: 10.1055/s-2007-968160
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einfluss von Copingstrategien und Compliance auf die Güte der Einstellung von Typ-II-Diabetikern

Influence of Coping Strategies and Compliance on the Metabolics Control in Type 2 DiabeticsC. Verweyen 1 , A. Fuchs 1 , H.-H. Abholz 1
  • 1Abteilung für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Düsseldorf
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Publication Date:
04 April 2007 (online)

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Zusammenfassung

Einleitung: Trotz relativ einheitlicher und weitgehend evidenzbasierter Vorstellungen über die Behandlung des Diabetes zeigt sich, dass ein nennenswerter Teil der Diabetiker die definierten Zielwerte (HbA1c und Blutdruck) nicht erreicht. Die populärsten Erklärungen hierfür - Unkenntnis der behandelnden Ärzte und nicht ausreichend geschulte Patienten - scheinen nicht hinreichend zu sein, und es soll evaluiert werden, ob Compliance und Copingstrategien als zusätzliche patientenseitige Faktoren für Behandlung und Outcome Relevanz besitzen können.

Methoden: In zwei Regionen Nordrhein-Westfalens wurde eine Zufallsstichprobe von 26 Hausärzten und 376 ihrer Diabetes-Patienten für eine Fragebogenerhebung rekrutiert. Ärzte und Patienten wurden unabhängig voneinander zu ihrem diabetologischen Wissen, zum Outcome, zur Compliance und zur Beurteilung der Erkrankung befragt. Zur Ermittlung der Coping-Strategien wurde der Freiburger Fragebogen zur Krankheitsverarbeitung eingesetzt.

Ergebnisse: Zwischen der (arztseitig beurteilten) Compliance der Patienten und dem HbA1c ließ sich ein geringer Zusammenhang nachweisen, während die patientenseitig eingeschätzte Compliance in keinem Zusammenhang zu den Kontrollwerten stand. Eine Assoziation zwischen Copingstrategien und Outcomeparametern ließ sich nur für den ermittelten Depressions-Scores belegen, und dies auch nur in Bezug auf die vom Patienten erinnerten Kontrollwerte. Für alle anderen untersuchten Copingstrategien ließ sich kein Unterschied zwischen gut eingestellten und schlecht eingestellten Diabetikern nachweisen.

Diskussion: Anders als in vergleichbaren Studien konnte für das hier untersuchte Patientenkollektiv keine Assoziation zwischen aktivem, problemorientierten Coping und Kontrollwerten nachgewiesen werden. Andererseits finden sich auch in den wenigen vorhandenen Publikationen zum Thema teilweise sehr widersprüchliche Ergebnisse, die die Existenz und Bedeutsamkeit spezifischer Copingmuster in diesem Versorgungsbereich bislang nicht belegen können.

Abstract

Introduction: In spite of evidence-based guidelines and efforts being spent in educating type 2 diabetics and their GPs, it turns out that the outcome quite often lags behind expectations. Where education of patients and GPs alone does not bring about satisfactory results, the question beckons which other factors could influence the outcome of the treatment of diabetes? This article evaluates the impact of patients’ coping strategies and their treatment compliance.

Methods: A random sample of 26 German GPs and 376 of their diabetic patients has been recruited for this study. Independent of each other, patients and GPs were asked to complete questionnaires about their disease-related knowledge, patients’ metabolic values, and about their treatment compliance and acceptance of the disease. The Freiburg Questionnaire of Coping With Illness was used as the basis for analysing the patients’ coping strategies.

Results: The patients’ compliance behaviour (as assessed by their GPs) had comparatively little impact on their HbA1c values. In fact, the patients’ own assessment of their compliance showed no link whatsoever to their blood glucose levels. The only coping strategy that could be associated with the success or failure of treatment was depression. All other coping strategies appeared to have no considerable impact on HbA1c levels.

Discussion: This study reveals no evidence for the previously suggested relationship between active, problem-orientated coping and metabolic control parameters. But it should be noted that research on this matter has delivered varying results. Thus, the relevance or success of coping patterns has yet to be confirmed.

Literatur

Korrespondenzadresse

Dipl.-Psych. Angela Fuchs

Abteilung für Allgemeinmedizin Universitätsklinikum Düsseldorf

Moorenstraße 5, Geb. 14.97

40225 Düsseldorf

Email: angela.fuchs@med.uni-duesseldorf.de