Zusammenfassung
Zeit und Realität sollten in jeder Psychotherapie von Anfang bis zum Ende wiederholt
im Fokus stehen. Im Therapieverlauf verändern sich Zeitliches und das Zeitbewusstsein
des Patienten phasenspezifisch. In der Abschlussphase wird die Trennung zunehmend
Realität, sodass der Umgang mit konkreter Zeit immer wesentlicher wird. Wann eine
Therapie zu Ende geht, kann keineswegs einfach, eindeutig und fallübergreifend beantwortet
werden. Der Zeitpunkt des Therapieendes ist Folge eines komplexen individuellen Entwicklungsprozesses,
bei dem stufenweise sich aufbauende Subphasen des Trennungsprozesses zu beschreiben
sind. Der Therapeut trägt für die phasengerechte Adaption des Timings und für die
gut vorbereitete und rechtzeitige Beendigung eine besondere technische und ethische
Verantwortung. Deswegen sollten schon in der psychotherapeutischen Aus- und Weiterbildung
Zeit und Zeitbewusstsein als Lernziele integriert sein.
Schlüsselwörter
Abschlussphase - Beendigung - schulenübergreifende Haltung - Therapieende - Therapieprozess
- Timing - Zeitbewusstsein
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