Aktuelle Neurologie 2007; 34(8): 457-463
DOI: 10.1055/s-2007-970933
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kopfschmerzhäufigkeit und Kopfschmerztypen bei Kindern und Jugendlichen - Ergebnisse einer epidemiologischen Befragung

Frequency and Type of Headache Among Children and Adolescents - Results of an Epidemiological SurveyM.  Heinrich1 , L.  Morris1 , J.  Gaßmann1 , B.  Kröner-Herwig1
  • 1Georg-Ellias-Müller-Institut für Psychologie, Abteilung klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität Göttingen
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Publication Date:
29 August 2007 (online)

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Zusammenfassung

Anliegen des vorliegenden Ausschnittes aus einem umfangreichen Forschungsprojekt ist es, aktuelle Angaben zur Kopfschmerzprävalenz von 7 - 14-Jährigen zu ermitteln. Für eine repräsentative populationsbasierte Stichprobe wurden 8800 Familien zufällig ausgewählt und die Eltern wurden postalisch zur Gesundheit, insbesondere zur Kopfschmerzsymptomatik, und zu weiteren psychischen Beschwerden des Kindes befragt. Zur Bestimmung des Kopfschmerztyps wurden die Kriterien der IHS (1988, 2004) operationalisiert. Insgesamt schickten 5474 Eltern (62,2 %) auswertbare Fragebögen mit Angaben zu ihrem Kind zurück. Die 6-Monats-Prävalenz von Kopfschmerzen liegt bei 53,2 %. Der Anteil der Kinder mit wöchentlichem Kopfschmerz liegt bei 6,5 %, für monatlichen Kopfschmerz liegt er bei 17,2 %, während 29,5 % seltenen Kopfschmerz angeben. Mit zunehmendem Alter steigt insbesondere der Anteil von Kindern mit wöchentlichen Kopfschmerzen. Wichtigste Auslöser für Kopfschmerzen sind Erkältungen und schulische Belastung. Insgesamt zeigt sich bei 7,5 % der Kinder eine Migräne, 18,5 % weisen einen Kopfschmerz vom Spannungstyp (KST) auf und 27,1 % lassen sich nicht zuordnen. Mit zunehmendem Alter nimmt der Anteil der Kinder mit Migräne zu. Ein Geschlechtsunterschied in der Verteilung der Kopfschmerztypen zeigt sich nicht. Kinder mit nicht zuordenbaren Kopfschmerzen erleben eine höhere Schmerzintensität als Kinder mit KST, zeigen häufig migränetypische Symptome und liegen in der Ausprägung der kopfschmerzbedingten Beeinträchtigung zwischen Kindern mit Migräne und Kindern mit KST. Die stärkste kopfschmerzbedingte Beeinträchtigung tritt bei Kindern mit Migräne auf, die auch die höchste Anzahl hilfreicher Bewältigungsstrategien aufweisen. Kinder mit Migräne oder mit wöchentlichem Kopfschmerz zeigen außerdem mehr ängstlich-depressive Symptome und stellen vermutlich eine Risikogruppe für einen ungünstigen Kopfschmerzverlauf dar.

Abstract

The main aim of the study, which is part of a comprehensive research project, is to examine the 6-month prevalence of headache in German children and adolescents aged 7 to 14. For this population-based survey 8800 families were randomly selected from community registries and the parents were queried via postal questionnaires about their child's health, headache and other complaints. The criteria of the IHS (1988, 2004) were employed to assess the different types of headache. A total of 5474 parents (62.3 %) returned valid questionnaires. The 6-month prevalence of headache was 53.2 %. Weekly headache was experienced by 6.5 % of the children, whereas 17.2 % had monthly, and 29.5 % more seldom headache. The frequency of headache increased with age. The most important headache triggers were having a cold and school-related stress. Altogether 7.5 % of the children had migraine and 18.5 % had tension-type headache (TTH). Non-classifiable headache was experienced by 27.1 %. Although migraine prevalence increased with age, no gender difference was found regarding type of headache. Children with unclassifiable headache experience more intense pain than those with TTH, have more migraine-like symptoms, and a disability rating that lies between that of children with migraine and children with TTH. Headache-related disability is the highest among children with migraine, though these have the largest number of helpful coping strategies. In addition, children with migraine displayed more symptoms of anxiety and depression and may represent a high-risk group for an unfavorable course of headache.

Literatur

Dr. Marion Heinrich

Georg-August-Universität Göttingen, Georg-Ellias-Müller-Institut für Psychologie, Abteilung klinische Psychologie und Psychotherapie

Gosslerstr. 14

37073 Göttingen

Email: mheinri@uni-goettingen.de