Zusammenfassung
Familienunternehmen können als Koppelung der zwei Sozialsysteme Familie und Unternehmen
verstanden werden. Dabei folgen beide Systeme sehr unterschiedlichen, teilweise widersprüchlichen
Funktionslogiken. Aus diesem Spannungsverhältnis resultieren paradoxe Anforderungen
an die beteiligten Akteure. Erfolgreiches Management von Familienunternehmen zeichnet
sich durch das Bearbeiten dieser Paradoxien aus, weshalb die Empfehlung nahe liegt,
dass dieses auch in der Beratung Beachtung finden sollte. Eine reine Fachberatung
im Sinne der einseitigen Fokussierung auf die Funktionsoptimierung entweder der Familie
oder des Unternehmens ignoriert die typischen Interdependenzen und Paradoxien des
Familienunternehmens. Dieses grundlegende Organisationsprinzip kann durch eine Einbindung
der systemtheoretisch fundierten Beratung handhabbar gemacht werden.
Schlüsselwörter
Beratung - Familienunternehmen - Systemtheorie - Systemische Beratung - Paradoxie
Literatur
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- 10 Wimmer R. Organisation und Beratung. Heidelberg; Carl-Auer 2004
1 Diese Verbindung von Fach- und Prozesswissen und damit eine Korrektur früher Verständnisse
über rein prozesshaft-systemisches Arbeiten findet sich bei Wimmer (2004); neuerdings
wird es auch „Komplementärberatung” genannt (vgl. Königswieser et al. 2006, siehe
auch das Interview mit Frau Königswieser in diesem Heft).
Korrespondenzadresse:
Dipl.-Psych. Markus Plate
Wittener Institut für Familienunternehmen, Universität Witten/Herdecke
Alfred-Herrhausen-Straße 50
58448 Witten
Email: markus.plate@uni-wh.de