Zusammenfassung
Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass die Einführung eines DRG(Diagnosis Related
Groups)-Systems erhebliche Auswirkungen auf den Bereich der Rehabilitation haben kann.
Aus diesem Grund untersucht das Institut für Krankenhausmanagement (IKM) der Universität
Münster im Rahmen der von der Deutschen Rentenversicherung Bund und der Deutschen
Rentenversicherung Westfalen geförderten multizentrischen REDIA-Studie, ob auch in
Deutschland infolge der DRG-Einführung im Akutbereich im Jahr 2004 eine Aufwandsverlagerung
vom Akut- in den Reha-Bereich stattfindet. Um eventuelle kurzfristige Veränderungen
des Patientengutes und der Patientenströme in der Rehabilitation durch die DRG-Einführung
zu dokumentieren und zeitnah auf diese reagieren zu können, wurden in den bisherigen
beiden Erhebungsphasen in den Jahren 2003/04 und 2005/06 umfangreiche Daten von 1342
AHB (Anschlussheilbehandlung)-Patienten der Kardiologie und der Orthopädie erfasst.
Der indikationsspezifische Vergleich der beiden Phasen zeigte, dass signifikant kürzere
Akutverweildauern und Verlegungszeiten dazu führen, dass die Patienten an einer früheren
Stelle des Krankheitsprozesses in die Rehabilitation aufgenommen werden. Signifikante
Verlagerungen des Behandlungsaufwandes vom Akutkrankenhaus in die Rehabilitation durch
eine Zunahme des Pflegeaufwands bzw. eine Veränderung des notwendigen therapeutischen
und medikamentösen Betreuungsbedarfs wurden bisher nicht nachgewiesen. Die von Seiten
der Praktiker erwartete Zunahme von Wundproblemen wurde in der Orthopädie durch eine
steigende Anzahl von Wundheilstörungen und Hämatomen verifiziert; die Bypass-Patienten
wiesen eine Häufung von Perikard- und Pleuraergüssen auf. Bei den Auswertungen und
Analysen des Datenmaterials konnte von der ersten zur zweiten Phase keine eingeschränkte
Reha-Fähigkeit der Studienpatienten identifiziert werden. Zur Darstellung des Verlaufs
und des Zusammenhangs von Veränderungen wäre eine engmaschige Weiterverfolgung der
Entwicklungen wünschenswert. Um nachhaltige Effekte der DRG-Einführung festzustellen,
ist zumindest eine weitere Analysephase notwendig, diese sollte möglichst im Jahr
2008 mit Abschluss der DRG-Konvergenzphase terminiert sein.
Abstract
As experiences from other countries show, introduction and use of Diagnosis Related
Groups (DRG), as of January 2004 now also mandatory in Germany, may have a significant
impact on associated rehabilitation. The Institute of Hospital Management (IKM) in
a multi-centre study promoted by Deutsche Rentenversicherung Bund and Deutsche Rentenversicherung
Westfalen is conducting a study regarding potential diversion of healthcare expenditures
from acute care towards rehabilitation as a result of DRG introduction in Germany.
For documentation of potential short-term changes in patient populations and patient
streams, extensive data have been collected in the first two phases in 2003/04 and
2005/06 for a total of 1342 cardiologic and orthopaedic patients.
Indication-specific comparison of the two phases showed significantly shorter stays
in the acute sector as well as shorter transition times between the sectors, resulting
in an intake of patients into rehabilitative care at an earlier stage of their recovery
process. Significant diversion of treatment efforts from the acute to the rehabilitative
sector, regarding increased nursing effort and potential changes in the therapeutic
and medical treatment to be provided, has not been proven as yet. The increase in
wound problems expected by practitioners was confirmed in the orthopaedic area by
an increasing number of wound healing disturbances and haematomas; in bypass-patients,
an increasing number of pericardium and pleura bruises was found. The analyses performed
on the data collected revealed no limitations in the patients’ ability to participate
in rehabilitative measures when the first and the second phase of the study are compared.
To be able to depict the further course and interdependencies of changes, continuous
systematic observation of developments would be desirable. To ascertain a lasting
impact of DRG implementation at least a third study-phase will be necessary, which
should be placed at the end of 2008, at the time when the DRG convergence phase will
end.
Schlüsselwörter
DRG - Diagnosis Related Groups - Krankenhausfinanzierung - Vergütungssysteme - medizinische
Rehabilitation
Key words
DRG - Diagnosis Related Groups - hospital finance - hospital remuneration - medical
rehabilitation
Literatur
1
Köhler F.
Auswirkungen des DRG-Systems auf Anschluss- und Rehabilitationsbehandlung in Sydney,
New South Wales, Australien.
Die Rehabilitation.
2002;
41
((1))
10-13
2 Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen (Hrsg): Gutachten
2003 .
Finanzierung, Nutzerorientierung und Qualität. Kurzfassung, Band II . Baden-Baden: Nomos 2003
3
Neubauer G, Nowy R.
DRGs in Australien - Fallkostenkalkulation, Vergütungsfindung und Zu- und Abschläge.
das krankenhaus.
2001;
((2))
123-129
4
Haaf H-G.
Vergütung mit DRG-Fallpauschalen im Krankenhaus und die Konsequenzen für die medizinische
Rehabilitation.
Deutsche Rentenversicherung.
2003;
((10))
620-631
5
Haaf H-G, Volke E, Schliehe F.
Neue Vergütungs- und Versorgungsformen und ihre Auswirkungen auf die Rehabilitation.
Die Rehabilitation.
2004;
43
((5))
312-324
6
Egner U, Verbarg A.
Das DRG-System im Krankenhaus und seine Auswirkungen auf die Rehabilitation.
Deutsche Angestelltenversicherung.
2001;
((11))
418-423
7
Kluge A.
DRG - Was ändert sich für die Rehabilitation?.
führen & wirtschaften.
2003;
((3))
277-280
8
Lauterbach KW, Lüngen M.
Verändern Diagnosis Related Groups die Anforderungen an die Rehabilitation?.
Die Krankenversicherung.
2001;
((9))
272-276
9
Rochell B, Roeder N.
DRGs als Grundlage der zukünftigen Krankenhausfinanzierung - Stand der Umsetzung und
Einfluss auf die Rehabilitation.
Die Rehabilitation.
2002;
41
((1))
1-9
10 Bortz J, Döring N.
Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschaftler . 3. Aufl. Berlin u. a.: Springer 2002
11 Leonhart R, Gerdes N. (Hrsg)
Der IRES-Fragebogen in Theorie und Praxis . Regensburg: Roderer 2005
12 Herrmann C, Buss U, Snaith RP.
HADS-D Hospital Anxiety and Depression Scale - Deutsche Version, Testdokumentation
und Handanweisung . Bern: Hans Huber 1998
13
Völler H, Buhlert H.
Mehr Pflege in der Reha bei langem Akutaufenthalt.
DEGEMED Newsletter.
2005;
((11))
3
14 Eiff W von, Klemann A, Meyer N.
REDIA-Studie II - Auswirkungen der DRG-Einführung auf die medizinische Rehabilitation . Münster: LIT-Verlag 2007
1 Zur Ermittlung von aussagekräftigen Stichprobenumfängen vgl. [10 ].
2 Vgl. beispielsweise [13 ].
3 Dies sind sowohl die oben angeführten konfundierenden Variablen Alter und Geschlecht
als auch weitere, hier nicht näher erläuterte Variablen, wie z. B. die Komorbidität
oder das Gewicht.
Korrespondenzadresse
Dipl.-Kff. Nora Meyer
Institut für Krankenhausmanagement (IKM)
Röntgenstraße 9
48149 Münster
Email: nora.meyer@wiwi.uni-muenster.de
URL: http://www.krankenhaus-management.de