psychoneuro 2007; 33(3): 103
DOI: 10.1055/s-2007-974600
Interview

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Review - Verträglichkeit von Risperidon in Depotform

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Publication Date:
02 April 2007 (online)

 
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Hintergrund: Zu den Vorteilen atypischer Neuroleptika zählt vor allem die bessere Verträglichkeit insbesondere hinsichtlich extra-pyramidalmotorischer Störungen. Die Wirksamkeit ist nach Metaanalysen langfristig betrachtet unter atypischen Neuroleptika zumindest vergleichbar gut wie unter konventionellen Neuroleptika. In einer Metaanalyse von Leucht et al. (2003) mit über 2 000 Patienten erlitten die Patienten unter atypischen Neuroleptika deutlich seltener einen Rückfall als unter konventionellen Neuroleptika. Dies spiegelte sich auch in den Abbruchraten und im Behandlungsergebnis wider. Aber auch unter atypischen Neuroleptika ist die Therapietreue der Patienten nicht optimal.

Methode: Hans-Jürgen Möller analysierte in einem aktuellen Review die bisher (bis März 2006) veröffentlichten und in größeren psychiatrischen Kongressen vorgestellten Studien zur Verträglichkeit von langwirksamen Risperidon (Risperdal®Consta®). In EMBASE und MEDLINE fanden sich sieben offene Studien, drei doppelblinde, plazebokontrollierte, 15 Subanalysen und eine gepoolte Analyse zur Verträglichkeit von langwirksamen Risperidon (Risperdal® Consta®). Sieben dieser Studien wurden bisher nur in Poster- oder Abstractform veröffentlicht.

Auswirkungen auf den Stoffwechsel: Atypische Neuroleptika sind häufig mit einer Gewichtszunahme verbunden und es gibt Hinweise darauf, dass sie das Risiko für Adipositas, Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen erhöhen können. Die bisher vorliegenden Daten, die auch ein Konsensuspapier der amerikanischen Psychiater, Diabetologen und Endokrinologen unterstützt, unterscheiden dabei die einzelnen Atypika. So scheint die Wahrscheinlichkeit für eine Gewichtszunahme am höchsten unter Olanzapin und Clozapin zu sein, Risperidon und Quetiapin haben ein geringeres Risiko, Aripiprazol und Ziprasidon scheinen gewichtsneutral zu sein.

Insgesamt 13 der Studien untersuchten den Einfluss auf Gewicht, Glukosestoffwechsel und Body-Mass-Index. Insgesamt gesehen führt langwirksames Risperidon in den Kurzzeitstudien zu einer Gewichtszunahme zwischen ein und zwei Kilogramm. In den Langzeitstudien nahmen die Patienten im Durchschnitt ungefähr um 3 kg innerhalb eines Jahres zu und stabilisierten sich dann auf diesem Niveau bis zu vier Jahre. Im Vergleich zu oralem Risperidon hat langwirksames Risperidon offenbar ein vergleichbares Risiko für eine Gewichtszunahme.

Prolaktinerhöhung: Die Analyse der randomisierten, doppelblinden Studien zeigte keine symptomatische Zunahme der Prolaktinwerte, sondern tendenziell eher eine Abnahme.

Motorische Störungen: Insgesamt untersuchten 14 Studien den Einfluss von Risperidon auf extra-pyramidale Bewegungsstörungen (EPS) anhand der Extra-pyramidal Symptom Rating Scale (ESRS). Insgesamt war die Inzidenz unter langwirksamen Risperidon vergleichbar mit den Ergebnissen der Plazebopatienten. In den klinischen Studien wurde eine konsistente und signifikante Reduktion der Schwere und Häufigkeit von EPS mit zunehmender Dauer der Behandlung mit langwirksamem Risperidon gesehen. Unter langwirksamem Risperidon wurde eine vergleichbar mit anderen atypischen Neuroleptika niedrige Inzidenz behandlungsabhängiger tardiver Dyskinesien gesehen (1,2 % pro Jahr). Auch in den anderen Studien, in denen die Patienten von anderen Neuroleptika auf langwirksames Risperidon umgestellt wurden, kam es nicht zu einer Zunahme der EPS-Schwere.

Ältere Patienten: Ältere Patienten, die häufig multimorbide sind, haben ein erhöhtes Risiko für Arzneimittelinteraktionen und reagieren zudem besonders empfindlich auf Nebenwirkungen. In einer Subanalyse einer Einjahresstudie wurden jedoch keine tardiven Dyskinesien beobachtet, die Schwere der EPS nahm signifikant ab.

Neuroleptikanaive Patienten: Auch in dieser Subgruppe wurde langwirksames Risperidon gut vertragen.

Fazit: Langwirksames Risperidon wird in der Regel von Patienten mit Schizophrenie oder schizoaffektiven Störungen gut vertragen. Dies gilt auch für ältere und junge, ersterkrankte Patienten, die besonders sensibel auf Nebenwirkungen reagieren. Bei Patienten, die von anderen oral einzunehmenden oder langwirksamen Antipsychotika auf Risperidon in Depotform umgestellt werden, liegt die Nebenwirkungsrate auf Plazeboniveau.

kw

Dieser Beitrag wurde unterstützt von der Janssen-Cilag GmbH.

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Quelle

  • 1 Hans-Jürgen Möller . Long-acting Risperidone: Focus on Safety.  Clincal Therapeutics. 2006;  28(5) 633-649
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Quelle

  • 1 Hans-Jürgen Möller . Long-acting Risperidone: Focus on Safety.  Clincal Therapeutics. 2006;  28(5) 633-649