Hintergrund: Zu den Vorteilen atypischer Neuroleptika zählt vor allem die bessere Verträglichkeit
insbesondere hinsichtlich extra-pyramidalmotorischer Störungen. Die Wirksamkeit ist
nach Metaanalysen langfristig betrachtet unter atypischen Neuroleptika zumindest vergleichbar
gut wie unter konventionellen Neuroleptika. In einer Metaanalyse von Leucht et al.
(2003) mit über 2 000 Patienten erlitten die Patienten unter atypischen Neuroleptika
deutlich seltener einen Rückfall als unter konventionellen Neuroleptika. Dies spiegelte
sich auch in den Abbruchraten und im Behandlungsergebnis wider. Aber auch unter atypischen
Neuroleptika ist die Therapietreue der Patienten nicht optimal.
Methode: Hans-Jürgen Möller analysierte in einem aktuellen Review die bisher (bis März 2006)
veröffentlichten und in größeren psychiatrischen Kongressen vorgestellten Studien
zur Verträglichkeit von langwirksamen Risperidon (Risperdal®Consta®). In EMBASE und
MEDLINE fanden sich sieben offene Studien, drei doppelblinde, plazebokontrollierte,
15 Subanalysen und eine gepoolte Analyse zur Verträglichkeit von langwirksamen Risperidon
(Risperdal® Consta®). Sieben dieser Studien wurden bisher nur in Poster- oder Abstractform
veröffentlicht.
Auswirkungen auf den Stoffwechsel: Atypische Neuroleptika sind häufig mit einer Gewichtszunahme verbunden und es gibt
Hinweise darauf, dass sie das Risiko für Adipositas, Diabetes und kardiovaskuläre
Erkrankungen erhöhen können. Die bisher vorliegenden Daten, die auch ein Konsensuspapier
der amerikanischen Psychiater, Diabetologen und Endokrinologen unterstützt, unterscheiden
dabei die einzelnen Atypika. So scheint die Wahrscheinlichkeit für eine Gewichtszunahme
am höchsten unter Olanzapin und Clozapin zu sein, Risperidon und Quetiapin haben ein
geringeres Risiko, Aripiprazol und Ziprasidon scheinen gewichtsneutral zu sein.
Insgesamt 13 der Studien untersuchten den Einfluss auf Gewicht, Glukosestoffwechsel
und Body-Mass-Index. Insgesamt gesehen führt langwirksames Risperidon in den Kurzzeitstudien
zu einer Gewichtszunahme zwischen ein und zwei Kilogramm. In den Langzeitstudien nahmen
die Patienten im Durchschnitt ungefähr um 3 kg innerhalb eines Jahres zu und stabilisierten
sich dann auf diesem Niveau bis zu vier Jahre. Im Vergleich zu oralem Risperidon hat
langwirksames Risperidon offenbar ein vergleichbares Risiko für eine Gewichtszunahme.
Prolaktinerhöhung: Die Analyse der randomisierten, doppelblinden Studien zeigte keine symptomatische
Zunahme der Prolaktinwerte, sondern tendenziell eher eine Abnahme.
Motorische Störungen: Insgesamt untersuchten 14 Studien den Einfluss von Risperidon auf extra-pyramidale
Bewegungsstörungen (EPS) anhand der Extra-pyramidal Symptom Rating Scale (ESRS). Insgesamt
war die Inzidenz unter langwirksamen Risperidon vergleichbar mit den Ergebnissen der
Plazebopatienten. In den klinischen Studien wurde eine konsistente und signifikante
Reduktion der Schwere und Häufigkeit von EPS mit zunehmender Dauer der Behandlung
mit langwirksamem Risperidon gesehen. Unter langwirksamem Risperidon wurde eine vergleichbar
mit anderen atypischen Neuroleptika niedrige Inzidenz behandlungsabhängiger tardiver
Dyskinesien gesehen (1,2 % pro Jahr). Auch in den anderen Studien, in denen die Patienten
von anderen Neuroleptika auf langwirksames Risperidon umgestellt wurden, kam es nicht
zu einer Zunahme der EPS-Schwere.
Ältere Patienten: Ältere Patienten, die häufig multimorbide sind, haben ein erhöhtes Risiko für Arzneimittelinteraktionen
und reagieren zudem besonders empfindlich auf Nebenwirkungen. In einer Subanalyse
einer Einjahresstudie wurden jedoch keine tardiven Dyskinesien beobachtet, die Schwere
der EPS nahm signifikant ab.
Neuroleptikanaive Patienten: Auch in dieser Subgruppe wurde langwirksames Risperidon gut vertragen.
Fazit: Langwirksames Risperidon wird in der Regel von Patienten mit Schizophrenie oder schizoaffektiven
Störungen gut vertragen. Dies gilt auch für ältere und junge, ersterkrankte Patienten,
die besonders sensibel auf Nebenwirkungen reagieren. Bei Patienten, die von anderen
oral einzunehmenden oder langwirksamen Antipsychotika auf Risperidon in Depotform
umgestellt werden, liegt die Nebenwirkungsrate auf Plazeboniveau.
kw
Dieser Beitrag wurde unterstützt von der Janssen-Cilag GmbH.