psychoneuro 2007; 33(3): 106
DOI: 10.1055/s-2007-974602
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Rufinamid - Therapieoption bei Lennox-Gastaut-Syndrom

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Publication Date:
02 April 2007 (online)

 
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    Das Lennox-Gastaut-Syndrom gehört zur Gruppe der kindlichen Epilepsien die bis ins Erwachsenenalter andauern. Das LGS ist charakterisiert durch eine große Anfallsvielfalt, eine hohe Anfallsfrequenz und geht mit einer Entwicklungsverzögerung sowie Verhaltensproblemen einher. Die Patienten haben bis zu 1 000 Anfälle pro Monat.

    Mit den bisher verfügbaren Antiepileptika konnte bisher kein optimaler Behandlungserfolg erreicht werden. Bereits im Oktober 2004 erhielt Rufinamid (Inovelon®) von der Europäischen Kommission den Status eines Orphan Drugs, d.h. eines Arzneimittels für sehr seltene und lebensbedrohliche bzw. chronisch behindernde Erkrankungen. Rufinamid ist die erste und bislang einzige Substanz, die von der europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) spezifisch für diese sehr schwere Form der kindlichen Epilepsie zur Zusatztherapie bei Patienten über      4 Jahre zugelassen ist. Im Mai 2007 wird es voraussichtlich in der Dosisstärke 200 mg und 400 mg auch in Deutschland erhältlich sein.

    Rufinamid verlängert vermutlich den inaktiven Zustand von spannungsabhängigen Natriumkanälen. Häufigkeit und Schweregrad der mit LGS assoziierten Anfälle werden signifikant verringert, wie Prof. Runge Prof. Dr. Uwe Runge, Greifswald, vorstellte. Insbesondere bewirkt es eine signifikante Reduktion der Frequenz tonisch-atonischer Anfälle (-42 %, unter Plazebo dagegen +1,9 %), die aufgrund des assoziierten Verletzungsrisikos beim Sturz besonders kritisch sind und als schwer therapierbar gelten.

    In einer doppelblinden plazebokontrollierten Studie mit 139 Patienten über 70 Tage, die dann anschließend offen weiter fortgesetzt werden konnte, reduzierten sich alle Anfälle, Sturzanfälle (Responderrate 42,5 %), Absencen und Anfallsschwere. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren Schläfrigkeit, Erbrechen und Fieber.

    KW

    Meet-the-Expert, Valentinssymposium, Eisai GmbH, 24. Februar 2007, Potsdam