psychoneuro 2007; 33(3): 107
DOI: 10.1055/s-2007-974605
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Retardiertes Valproat - Schützt ältere Epilepsiekranke

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Publication Date:
02 April 2007 (online)

 
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    Der Umbau der Alterspyramide bringt es mit sich, dass mehr Menschen jenseits des 60sten als vor dem 20sten Lebensjahr an Epilepsie erkranken. In der Regel handelt es sich bei den älteren Patienten um fokale Anfälle mit Ursprung in schlaganfall-, tumor- oder demenzbedingten Veränderungen des zerebralen Parenchyms. Für die Wahl des Antikonvulsivums gilt es bei dieser Patientengruppe neben den epilepsiespezifischen Aspekten auch die Komorbidität - gleichermaßen die anfallsrelevante und alterstypische - in die Überlegungen einzubeziehen.

    Eine Option, die gerade bei älteren Epilepsiekranken Vorteile bietet, ist für Dr. Günter Krämer, Zürich, Valproat, wie er auf einer Pressekonferenz im September 2006 in Mannheim berichtete. In Gegensatz zum - in Deutschland bei dieser Patientengruppe präferierten - Carbamazepin, habe Valproat ein sehr breites Wirkspektrum, das verschiedene Anfallsformen bzw. Epilepsiesyndrome abdeckt und keine Enzym-induzierenden Effekte aufweist. Valproat lasse sich zudem rasch und unkompliziert aufdosieren. Die Verträglichkeit sei relativ gut, zumal bestimmte Nebenwirkungen wie Teratogenität bzw. Gewichtszunahme, Haarausfall oder Tremor in dieser Lebensphase seltener aufträten. Bevorzugt werden sollte eine retardierte Darreichungsform.

    Bestätigt werde das günstige Nutzen/Risiko-Profil von retardiertem Valproat (Ergenyl®chrono) in einer 2006 abgeschlossenen prospektiven Beobachtungstudie (Pohlmann-Eden B. Poster beim 79. Kongress der DGN), an der 465 Patienten im Alter über 60 Jahren in 149 neurologischen Praxen teilgenommen hatten. Die Ätiologie der Epilepsie war in 63 % der Fälle als symptomatisch klassifiziert worden, und die Erkrankungsdauer betrug im Median drei Jahre. Bei 77 % der in die Studie eingeschlossenen Epilepsiekranken bestand eine organische oder neurologische Begleiterkrankung.

    Valproat sei sowohl als antikonvulsive Erstmedikation (38 %) als auch als Second-Line-Therapie (Umstellung 47 % oder add-on 15 %) wirksam und verträglich gewesen. Insgesamt hatte sich bei 72 % der Patienten in der 2. Hälfte des sechsmonatigen Beobachtungszeitraums Anfallsfreiheit erreichen lassen. Nebenwirkungen waren bei 16 Studienteilnehmern aufgetreten und führten viermal zum vorzeitigen Abbruch der Valproattherapie.

    Gabriele Blaeser-Kiel, Hamburg

    Pressekonferenz "Neue Aspekte in der Therapie der Altersepilepsie" am 23.09 im Rahmen des DGN-Kongresses, veranstaltet von Sanofi-Aventis