psychoneuro 2007; 33(5): 206
DOI: 10.1055/s-2007-984853
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Rückfälle vermeiden - Rezidivprophylaxe bei wiederholten depressiven Episoden

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Publication Date:
02 July 2007 (online)

 
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    Mehr als zwei Drittel der depressiven Patienten stellen sich beim Primärarzt zunächst mit dem Leitsymptom Schmerzen vor, berichtete Prof. Göran Hajak, Regensburg. Dabei korrelieren Kopf-, Brust- und Bauchschmerzen besonders häufig mit einer Depression, müssen aber nicht ursächlich zusammenhängen. Je mehr verschiedene Schmerzbereiche lokalisiert werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer korrelierenden Depression, auch wenn viele Patienten im Gespräch jede Depression für sich selber zunächst ausschließen. Bei depressiven Patienten mit begleitender Schmerzsymptomatik sind die Rezidivraten die höchsten, so dass es sich lohne, bei diesen sowohl die psychischen als auch die somatischen Beschwerden zu behandeln, erklärte Hajak weiter. Dabei erkenne er die Klagen der Patienten über somatische Beschwerden an und rechtfertige bei Bedarf den Einsatz von Antidepressiva mit der Behandlung der "durch die Schmerzen verursachten schlechten Stimmungen", um eine gute Compliance zu erhalten.

    In vielen Fällen zeige die Depression einen chronischen Verlauf, führte Prof. Hans-Peter Volz, Werneck, weiter aus. So muss jeder zweite Patient mit einer ersten depressiven Episode mit einer weiteren Episode rechnen. 70 % der Patienten mit einer zweiten Episode erleiden eine dritte und 90 % einer dritten Episode weitere Episoden. Um diese Prognose zu verbessern, bedarf es neben der Psychotherapie eines antidepressiven Medikamentes zur Rezidivprophylaxe. Für Venlafaxin zeigte sich in der PREVENT-Studie an letztlich 337 auswertbaren Patienten (ITT-Population) eine signifikante Überlegenheit gegenüber Placebo in der Rückfallverhütung einer depressiven Episode nach insgesamt zwei Jahren. Unter dem dual wirksamen Serotonin- und Noradrenalinwiederaufnahmehemmer Venlafaxin (Trevilor®) blieben 72 % der Patienten rückfallfrei, unter Placebo waren es nur 53 %. Etwa zwei Drittel der Patienten sprachen auf die Behandlung an.

    Dr. Jürgen Sartorius

    Symposium im Rahmen des DGIM "Somatische Symptome und Langzeittherapie chronischer Depressionen" am 16.04.07 in Wiesbaden, veranstaltet von Wyeth