Der Typ-2-Diabetes ist eine der häufigsten Erkrankungen weltweit und seine Ausbreitung
nimmt stetig zu. Übergewicht - als Folge von Bewegungsmangel und falscher Ernährung
- begünstigt die beiden Ursachen des Typ-2-Diabetes: Insulinresistenz und Betazellversagen.
Das Resultat ist eine Erhöhung der Blutglukosewerte.
Die Diabetestherapie stellt für den behandelnden Arzt eine große Herausforderung dar:
Oft steigen die HbA1c-Werte trotz Therapie kontinuierlich an, und begleitend zum Diabetes entwickeln sich
teilweise schwerwiegende Folgeschäden. Darüber hinaus wird das meist ohnehin bereits
bestehende Übergewicht der Patienten häufig durch die Therapie noch begünstigt.
Blutzuckerregulation - ein Zusammenspiel vieler Organe
Blutzuckerregulation - ein Zusammenspiel vieler Organe
Die Blutglukoseregulation wird von zahlreichen Organen wie Darm, Bauchspeicheldrüse,
Leber, Magen, Gehirn sowie Muskeln und Fettgewebe gesteuert. Viele Hormone, wie zum
Beispiel Insulin, Glukagon und Inkretine (Darmhormone) sind gemeinsam an der Aufrechterhaltung
des Blutglukosegleichgewichts beteiligt. Die Inkretine erregten Anfang des 20. Jahrhunderts
das Forschungsinteresse. Deutsche Wissenschaftler, allen voran der Internist Prof.
Werner Creutzfeldt (1924-2006), waren maßgeblich an der Inkretin-Forschung beteiligt.
Inkretine sind Hormone, die der Darm bei Nahrungsaufnahme freisetzt. GLP-1 (Glucagon-like-Peptide-1),
ein wichtiges menschliches Inkretin, spielt bei der Blutglukoseregulation eine bedeutende
Rolle.
Hoffnung für Menschen mit Typ-2-Diabetes
Hoffnung für Menschen mit Typ-2-Diabetes
Mitte der 70er Jahre stellten Forscher fest, dass die Insulinsekretion nach oraler
Glukosegabe wesentlich stärker ausfällt als nach intravenöser Gabe. Dieses Phänomen
schrieben sie den Inkretinen zu und bezeichneten es als Inkretin-Effekt [1]. Beim Stoffwechselgesunden sind Inkretine für etwa 60% der gesamten postprandialen
Insulinsekretion verantwortlich. Menschen mit Diabetes haben weniger Inkretine, der
Inkretin-Effekt ist daher bei ihnen deutlich reduziert (Abb. [1]) [2]. Das Inkretin GLP-1 steigert bedarfsgerecht die Insulinsekretion und unterdrückt
die Glukagonsekretion. Es hemmt die Magenentleerung und fördert die Sättigung. Da
Menschen mit Typ-2-Diabetes weniger GLP-1 haben, funktionieren diese Mechanismen bei
ihnen nur unzureichend (Tab. [1]) [2].
Abb. 1 Der Inkretin-Effekt beim Stoffwechselgesunden (mod. nach 1)
Tab. 1 GLP-1 beim Stoffwechselgesunden und beim Typ-2-Diabetiker
Natürliches GLP-1 ist für die Therapie zu instabil
Natürliches GLP-1 ist für die Therapie zu instabil
Angesichts der vielfältigen Eigenschaften, die über eine Blutzuckersenkung hinausgehen,
wäre GLP-1 ein ideales Antidiabetikum. Allerdings ist sein Einsatz in der Diabetestherapie
nicht praktikabel, weil das körpereigene GLP-1 innerhalb weniger Minuten im Organismus
durch das Enzym DPP-4 (Dipeptidyl-Peptidase-4) inaktiviert wird. Aus diesem Grund
suchten Forscher nach sogenannten Inkretin-Mimetika (Substanzen, die die Wirkungen
des Inkretins GLP-1 nachahmen, aber nicht durch DPP-4 abgebaut werden) [2].
Synthetisch nachgebaute Substanz ist zugelassen
Synthetisch nachgebaute Substanz ist zugelassen
1992 machte der New Yorker Endokrinologe Dr. John Eng eine interessante Entdeckung:
Im Speichel einer seltenen Echsenart, der Gila Krustenechse fand er den Wirkstoff
Exendin-4, der in seiner Wirkung dem GLP-1 nahezu identisch ist, aber im Organismus
nicht durch das Enzym DPP-4 abgebaut wird [9]. Für die klinische Anwendung wurde die Substanz synthetisch nachgebaut und durchlief
als "Exenatide" ein umfangreiches toxikologisches und klinisches Prüfprogramm. Seit
April 2005 ist Exenatide unter dem Handelsnamen Byetta® in den USA zugelassen. In
Deutschland ist Byetta® seit November 2006 zugelassen und wird hier voraussichtlich
ab Mai 2007 zur Verfügung stehen.
Eine Kooperation mit Lilly Deutschland GmbH.