Notfall & Hausarztmedizin 2007; 33(5): 278
DOI: 10.1055/s-2007-985018
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Deutschland im internationalen Vergleich - Krebsforschung teils Spitze - Behandlung nicht immer optimal

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Publication Date:
04 July 2007 (online)

 
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Trotz großer Fortschritte in der Krebsforschung in Deutschland ist die Behandlung der Tumorerkrankung im internationalen Vergleich nicht immer die beste, befürchten Experten der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).

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Defizite in der klinischen Forschung, verbindliche Leitlinien fehlen

In Deutschland erkranken jährlich mehr als 420 000 Menschen neu an Krebs. Etwa 210 000 sterben an den Folgen der Krankheit. In der onkologischen Forschung ist Deutschland in einigen Bereichen zwar federführend. "Patienten mit Lymphdrüsen- oder Blutkrebs bekommen hier sozusagen die ‚weltbeste' Behandlung", sagt der Vorsitzende der DGIM, Prof. Wolfgang Hiddemann. Dies sei jedoch leider nicht die Regel, so der Münchener Krebsspezialist. Defizite sieht er vor allem in der klinischen Forschung und im Fehlen verbindlicher Leitlinien.

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Forschungsergebnisse schneller in die klinische Anwendung überführen

Wie für andere Krankheitsbilder längst geschehen, müssten in der Onkologie vermehrt Standards für Diagnose und Behandlung formuliert werden. "Im Vergleich mit anderen Ländern sind die Behandlungserfolge für zahlreiche Krebsformen hierzulande nicht optimal", sagt auch Prof. Otmar D. Wiestler, wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums.

In der Forschung bestehe vor allem Bedarf in der Prävention, Frühdiagnostik und gezielter neuer Therapien. Es komme darauf an, so Wiestler, viel versprechende Ergebnisse aus der Forschung rascher als bisher in die klinische Anwendung zu überführen. "Hierfür muss die Zahl onkologischer Therapiestudien deutlich steigen", betont er. Doch dies scheitert nicht selten am Geld.

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Engere Zusammenarbeit zwischen stationärer und ambulanter Behandlung

Erster wichtiger Schritt zur Verbesserung sind mehrere onkologische Spitzenzentren in Deutschland. Sie entstehen nach dem Vorbild amerikanischer Krebszentren. Dringend erforderlich sei auch eine engere Zusammenarbeit zwischen stationärer und ambulanter Behandlung sowie zwischen Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen.

Diana Kieper, Stuttgart