Medikamentenfreisetzende Stents werden in Europa seit dem Jahr 2002 eingesetzt. Bereits
die erste Studie, die medikamentenfreisetzende Stents (Drug Eluting Stents, DES) gegen
unbeschichtete Metallstents (Bare Metal Stents) testete, ergab bei den Drug Eluting
Stents eine Restenose-Rate - also den Wiederverschluss einer Arterie nach einer Stent-Implantation
- von 0 % im Vergleich zu Bare Metal Stents mit 26 % [1]. "Das war damals eine Sensation", berichtet Prof. Christoph Bode aus Freiburg während
einer Pressekonferenz im Rahmen der 73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für
Kardiologie in Mannheim. Heute liege die Re-Stenoserate bei zirka 5-10 %, "das bedeutet
einen klinischen Vorteil für die Patienten, verbunden mit weniger Re-Interventionen"
erklärt er.
Drug Eluting Stents vs. Bare Metal Stents
Drug Eluting Stents vs. Bare Metal Stents
Von den Drug Eluting Stents profitieren insbesondere Patienten mit langen Läsionen,
kleinen Gefäßen und Diabetes mellitus. "Drug Eluting Stents haben aber auch ihre Mucken"
fuhr Bode fort. Sie tragen Substanzen auf ihrem Stahlgerüst die verhindern, dass die
Zellen wieder in das Gefäß einwachsen können. Das bedeutet einen verzögerten Heilungsverlauf
und "es wird vermutet", so Bode, "dass es zu einer deutlichen Zunahme von späten Thrombosen
kommt." Insbesondere dann, wenn Patienten die antithrombotische Therapie absetzen.
Ob dies zu einer Zunahme von Todesfällen und Herzinfarkten führt, untersuchten zwei
Studien, die zu widersprüchlichen Ergebnissen kamen. So untersuchte das Bern-Rotterdam
Register 8 000 Patienten, die mit Drug Eluting Stents versorgt wurden. Während der
ganzen Zeit passierten immer wieder Stent-Thrombosen, eine kumulative Inzidenz von
2,9 % über drei Jahre [2]. Auf der anderen Seite untersuchte eine Metaanalyse 5 000 Patienten aus 14 randomisierten
Studien auf Tod und Myokardinfarkt. Nach fünf Jahren ergaben sich keine Unterschiede
zwischen den Sirolimus-Eluting Stents und Bare Metal Stents [3].
Sind alle Drug Eluting Stents gleich?
Sind alle Drug Eluting Stents gleich?
"Drug Eluting Stents sind Hightech-Produkte", erklärt Bode. Prinzipiell bestehen diese
aus drei Komponenten: dem Stahlskelett, also dem eigentlichen Stent, dem Medikament
und dem Polymer, in welches das Medikament eingelassen ist, damit das Medikament über
einen längeren Zeitraum abgegeben werden kann. Derzeit sind in Deutschland drei Drug
Eluting Stents zugelassen: der Endeavor-Stent, der Taxus-Stent und der Cypher-Stent.
Vergleicht man die klinischen Ereignisse der zugehörigen ENDEAVOR-II-Studie, der TAXUS-IV-Studie
und der SIRIUS-Studie, so zeigte sich nach 24 Monaten, dass die Target lesion revascularisation
(TLR) bei allen drei Stents relativ gleich waren. Bezüglich der Major adverse cardiac
events (MACE) allerdings schnitt der TAXUS-Stent etwas schlechter ab [4]. "Die Stents sind also nicht identisch", schlussfolgert Bode. Eine weitere Untersuchung
verglich den Endeavor-Stent mit dem Driver-Stent, einem Bare Metal Stent, bezüglich
der Thromboserate. Nach drei Jahren zeigte sich eine gleichartige Thromboserate bei
beiden Stents, die zudem mit 1-1,3% extrem gering war. "Hier scheinen die Komponenten
treffend aufeinander abgestimmt zu sein und gut zusammenzuwirken", schlussfolgerte
Bode.
Dass die Thromboseraten aber auch bei den beiden anderen Stents gering sind, zeigte
er ebenfalls anhand der Ergebnisse der ENDEAVOR-II-Studie. Hier stiegen die Thromboseraten
bei der Taxus-SR-Studie und bei der Cypher-Studie über vier Jahre auf 1,1 % an, beim
Endeavor-Stent lag sie bei zirka 0,3 % (Abb. [1]) [4]. "Wobei es sich nicht um eine randomisierte Studie handelt sondern um einen Pool
von Studien, die zusammen auf einem Bild aufgetragen wurden, gab Bode zu bedenken.
Streng genommen sei dies kein wissenschaftliches Ergebnis, sondern die Generierung
einer Hypothese. "Unter dieser Hypothese, dass der Endeavor-Stent sicherer ist als
die anderen Stents, soll die PROTECT-Studie stattfinden", betont Bode.
Abb. 1 Stent-Thromboseraten mit Drug Eluting Stents (DES)
PROTECT-Studie fokussiert Sicherheit
PROTECT-Studie fokussiert Sicherheit
Bei der PROTECT-Studie (Patient Related Outcome with Endeavor versus Cypher stenting
Trial) handelt es sich um die bisher größte randomisierte Stent-Studie zum direkten
Vergleich der Hauptsicherheitsdaten von zwei zugelassenen Drug Eluting Stents. Die
zweiarmige, offene Studie soll das mit Zotarolimus beschichtete Stentsystem Endeavor
(Medtronic) und den mit Sirolimus beschichteten Cypher-Stent (Johnson & Johnson) vergleichen.
An der Studie nehmen 8 800 "Real-World-Patienten" in 200 klinischen Zentren in Europa
teil teil, das heißt eine Patientenzusammensetzung wie in der alltäglichen ärztlichen
Praxis. Primärer Endpunkt der Studie ist die Gesamtzahl der Stentthrombosen nach drei
Jahren, gemäß neuer ARC-Definitionen als "definite" oder "probable". Als sekundäre
Endpunkte sind sowohl die Anzahl der Todesfälle und Myokardinfarkte ohne tödlichen
Ausgang als auch die üblichen die klinische Wirksamkeit betreffenden Endpunkte definiert.
"Die Studie stellt ganz bewusst die Sicherheit der Stents in den Vordergrund", betont
Bode. Daher sind Nachbeobachtungen nach 30 Tagen, nach 6, 12 und 18 Monaten sowie
nach zwei, zweieinhalb, drei, vier und fünf Jahren geplant. "Wenn unsere Hypothese
richtig sein sollte, wäre das ein schöner wissenschaftlicher Beleg", schloss Bode.
ts
Mit freundlicher Unterstützung der Medtronic GmbH, Düsseldorf.