psychoneuro 2007; 33(6): 263
DOI: 10.1055/s-2007-985217
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Konsequent und langfristig planen - Schmerzen verteuern die antidepressive Therapie

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Publication Date:
26 July 2007 (online)

 
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Etwa 90 % der depressiven Patienten leiden unter relevanten Schmerzen, davon hauptsächlich muskuloskelettale (78 %) und Kopfschmerzen (61 %), wovon diese bei rund drei Viertel der Patienten nicht mit organischen Erkrankungen erklärbar sind. So die ersten Ergebnisse einer großangelegten Anwendungsbeobachtung (AWB) PADRE (Painful Physical Symptoms in Depressed Patients: Relation to Treatment and Outcomes).

In dieser Untersuchung wird der Einsatz des Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmers Duloxetin (Cymbalta®) bei 4300 depressiven Patienten in der Praxis überprüft. In klinischen Studien linderte das Antidepressivum neben den psychischen Beschwerden insbesondere auch die begleitenden körperlichen Symptome (z.B. Schmerzen).

Die Ergebnisse der AWB decken sich mit verschiedenen Erhebungen aus den USA, erklärte dazu Prof. Jürgen Fritze, Gesundheitspolitischer Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN). So bestehen signifikant große Unterschiede zwischen rein depressiven Patienten und solchen mit zusätzlichen körperlichen Beschwerden. Letztere fehlen wesentlich häufiger am Arbeitsplatz, gehen öfter zum Arzt, benötigen mehr Medikamente und verursachen so zwei- bis dreimal höhere Kosten [1], [2]. Bei nicht ausreichender Behandlung körperlicher Beschwerden ist zudem die Wahrscheinlichkeit für ein unvollständiges Behandlungsergebnis erhöht, woraus wiederum ein erhöhtes Rückfallrisiko resultiert [3].

Im Angesicht dieser Fakten warnte Fritze vor einer Nutzenbewertung antidepressiver medikamentöser Therapien allein nach direkten ökonomischen Gesichtspunkten. Vielmehr müssen auch langfristig beurteilbare Kriterien mit ins Kalkül gezogen werden. "Ohne Patienten-Relevanz geht es nicht. Aus therapeutischer wie auch aus ökonomischer Sicht besteht ein veritables Interesse daran, depressive Patienten mit körperlichen Beschwerden vollständig zu stabilisieren und dauerhaft ins Alltagsleben zurückzubringen. Die Kosten für Antidepressiva machen dabei mit etwa 9 % der Kosten nur einen sehr geringen Anteil aus".

Dr. Jürgen Sartorius

Quelle: Pressegespräch "PADRE - Depression und Schmerz in der täglichen Praxis" am 8.02.07 in Berlin, veranstaltet von Boehringer Ingelheim Pharma GmbH und Lilly Deutschland GmbH

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Literatur

  • 01 Robinson RL . et al . Poster presented APA 2004, New York. 
  • 02 Hunkeler EM . et al . Poster presented APA 2004, New York. 
  • 03 Bair MJ . et al . .  Psychosom Med. 2004;  66 (1) 17-22
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Literatur

  • 01 Robinson RL . et al . Poster presented APA 2004, New York. 
  • 02 Hunkeler EM . et al . Poster presented APA 2004, New York. 
  • 03 Bair MJ . et al . .  Psychosom Med. 2004;  66 (1) 17-22