psychoneuro 2007; 33(6): 265
DOI: 10.1055/s-2007-985222
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Escitalopram jetzt von A(ngst) bis Z(wang) zugelassen - Zwangsstörungen zwingend behandeln

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Publication Date:
26 July 2007 (online)

 
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Bei Zwangsstörungen stehen vor allem Symptome, die "Symmetrie/Ordnung", "Sammeln", "Kontamination/Reinigen" und "Aggression/Kontrolle" betreffen, im Vordergrund. Etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung leiden an einer behandlungsbedürftigen Zwangssymptomatik. Wie Prof. Iver Hand, Hamburg, erklärte, sind Zwänge intrapsychisch gesehen der Versuch, Hundertprozentigkeit und vollkommene Sicherheit zu erreichen. Zwänge können dabei so lebensbestimmend werden, dass bei schweren Verläufen die Betroffenen nicht mehr am sozialen Leben teilnehmen können. Rituale, die die Betroffenen ausführen müssen, können einen Großteil des Tages beanspruchen.

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Spontanremissionen sind sehr selten

In aller Regel verläuft die Erkrankung chronisch. Zur Therapie am vielversprechendsten haben sich Verhaltenstherapie (VT) mit Expositionstherapie, Desensibilisierung oder Reizüberflutung erwiesen. Diese haben das Ziel, dass der Patient seine Zwänge neu bewerten kann. Prädiktoren für ein schlechtes Behandlungsergebnis sind Symptome wie z.B. Horten und Persönlichkeitsstörungen. Diese Patienten sprechen zwar gut auf die Behandlung an, können aber den Behandlungserfolg nicht aufrechterhalten. Verhaltenstherapie wirkt nach den Ergebnissen einer aktuellen Cochraneanalyse besser als rein medikamentöse Behandlung. Eine Kombination ist jedoch nicht signifikant wirksamer als VT. Ein Problem ist jedoch die Versorgungsrealität. VT kann nicht für alle Betroffene angeboten werden und auch nicht alle wollen psychotherapeutisch behandelt werden, obwohl ohne VT laut Hand etwa 80 % der Patienten einen Rückfall erleiden. Die medikamentöse Behandlung, mit der auch Wartezeiten bis zum Freiwerden eines Therapieplatzes überbrückt werden können, ist daher eine wichtige Option.

Zur Behandlung ist jetzt der selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer Escitalopram (Cipralex®) (10 mg/d und 20 mg/d) neu zugelassen, der bereits bei Depression, Panik, sozialer Phobie und generalisierter Angststörung eingesetzt wird. In den Zulassungsstudien erzielten die Patienten unter Escitalopram (20 mg/d) bereits nach sechs Wochen nach der Y-BOCS (Yale Brown Obsessive Compulsive Scale) signifikante Verbesserungen im Vergleich zu Placebo [1], führte Prof. Naomi A. Fineberg, Welwyn Garden City (UK) aus. In der Studie erhielten die Patienten randomisiert über 24 Wochen entweder 10 mg/d Escitalopram (n = 112), 20 mg/d Escitalopram (n = 114), 40 mg/d Paroxetin (n = 116) oder Placebo (n = 113).

Die Zeit bis zu einem Rückfall kann unter Escitalopram deutlich verlängert werden. In einer eigenen Studie mit 320 Patienten beobachtete Fineberg ein 2,7-fach höheres Rückfallrisiko für placebobehandelte Patienten als unter Escitalopram [2]. Sie schloss daraus, dass sich Escitalopram sowohl zur Akut- als auch zur Langzeitbehandlung von zwangsgestörten Patienten eignet.

Dr. Katrin Wolf

Quelle: Pressekonferenz "Mit Cipralex® Zwangsstörungen bezwingen" am 15. Mai in Frankfurt, unterstützt von Lundbeck

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Literatur

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