Zeitschrift für Klassische Homöopathie 2007; 51(4): 157-162
DOI: 10.1055/s-2007-986014
Originalia

© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Zur individuellen Dosierung der Q-Potenzen

Martin Bündner
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Publication Date:
14 December 2007 (online)

Zusammenfassung

Es wird eine vom Autor entwickelte Methodik zur Verabreichung von Q-Potenzen vorgestellt, die sowohl eine Optimierung der Potenzierung darstellt als auch die tägliche Einnahme bei Patienten erlaubt, die auf die homöopathischen Arzneien empfindlich reagieren.

Summary

A new method developed by the author is presented for administration of Q-potencies which allows the optimization of dilutions and the daily application for patients which reacts very sensible for homeopathic remedies.

Anmerkungen

01 Auszüge aus Gesprächen und Begegnungen mit Dr. med. Georg von Keller als sein Patient und Kollege [1].

02 Bei empfindlichen Patienten ist die Ermittlung des idealen Zeitabstandes zwischen der erfolgten und der nächsten Gabe schwierig. Es erfordert die intensive Beobachtung der Reaktion durch Patient und Arzt, wozu in der Regel mehrfache Kontaktaufnahmen erforderlich sind. Verabreicht man zu früh, bestehen häufig Verschlimmerungen; verabreicht man zu spät (also nach Auswirken der vorherigen Gabe), kommt es unnötigerweise zu einem Stillstand.

03 Die Herstellung von Q-Potenzen wird in der 6. Auflage des Organons der Heilkunst im § 270 abgehandelt.

04 Siehe Anmerkung zu § 248 Organon: „In 40, 30, 20, 15 oder 8 Eßlöffeln Wasser mit Zusatz von etwas Weingeist oder einem Stücke Holzkohle, um die Auflösung unverdorben zu erhalten. Nimmt man Holzkohle, so läßt man sie an einem Faden in der Flasche hängen, und zieht sie jedes Mal nur heraus, wenn die Flasche geschüttelt werden soll. Die Auflösung des Arznei-Kügelchens (denn mehr als Ein Kügelchen braucht man von einer gehörig dynamisirten Arznei selten dazu) in einer sehr großen Menge Wassers, kann man dadurch ersetzen, daß man von einer Auflösung z.B. in nur 7, 8 Eßlöffeln Wassers, nach vorgängigem, starkem Schütteln der Flasche, einen Eßlöffel in ein Trinkglas Wasser (von etwa 8, 10 Eßlöffel Inhalt) gießt, letzteres mehrmals stark umrührt und dem Kranken hievon die bestimmte Gabe eingiebt. Wenn der Kranke ungewöhnlich erregbar und empfindlich ist, so nimmt man aus dem, so stark umgerührten Glase, einen Thee- oder Kaffee-Löffel voll, den man in ein zweites Trinkglas Wasser stark einrührt, um davon dem Kranken einen Kaffeelöffel (oder etwas mehr) einzugeben. Es giebt Kranke von so hoher Erregbarkeit, daß man für sie ein drittes oder viertes Trinkglas zu gehöriger Verdünnung der Arznei-Auflösung, auf ähnliche Weise bereitet, anzuwenden nöthig hat. Jeden Tag nach dem Einnehmen schüttet man das so bereitete Trinkglas (oder die mehreren) weg, um es jeden Tag von Neuem zu bereiten. Das Streukügelchen in hoher Potenz wird am besten in einem Pülverchen zerquetscht, was ein paar Gran Milch-Zucker enthält, welches der Kranke dann nur in die, zur Auflösung bestimmte FIasche zu schütten braucht, um es in der bestimmten Menge Wasser aufzulösen.” [Anm.: Unterstreichung durch Autor]. Da 1 Eßlöffel einer Flüssigkeitsmenge von 15 ml entspricht, gibt Hahnemann Flüssigkeitsmengen von 600 ml, 450 ml, 300 ml, 225 ml, 120 ml bzw. 105 ml oder 120 ml an.
Am Ende des § 248 ergänzt Hahnemann die Mengenangabe mit einem weiteren Maß: „Bedient man sich zur Cur bloß eines Fläschchens, (etwa Ein Quentchen verdünnten Weingeistes enthaltend, […].” [Anm.: 1 Quentchen entspricht 3,65 g und liegt somit unter dem Inhaltsgewicht der heutigen Fläschchengrößen.]

05 Siehe hierzu ebenfalls § 248 Organon: „Zu dieser Absicht wird die Arznei-Auflösung vor jedem Male Einnehmen (mit etwa 8, 10, 12 Schüttel-Schlägen der Flasche) von Neuem potenzirt, […].” Oder: „[…] so muß auch dieses [Fläschchen] vor dem jedesmaligen Riechen 8, 10 Mal stark geschüttelt worden sein.”

06 Siehe hierzu ebenfalls § 248 Organon: „Ist aber die Auflösung (in 7, 8, oder in 14, 15 Tagen) verbraucht, so muß zu der folgenden Auflösung derselben Arznei - wenn ihr Gebrauch noch angezeigt ist - ein, oder (obwohl selten) mehre Kügelchen von einem andern (höhern) Potenz-Grade genommen werden, […].”

07 Legt man Wert auf den möglichst gleichmäßigen Übergang von der verabreichten Potenzstufe auf die nächste, wäre damit die Fläschchengröße 10 ml gegenüber der von 15 ml zu bevorzugen, da es sonst zu einem Sprung kommt. Gemäß den dargestellten Überlegungen anhand des Treppenmodells sollten auch allzu große Stufen vermieden werden. Andererseits sind, auch wenn der Vergleich nicht unproblematisch ist, z.B. bei C-Potenzen gewisse Potenzsprünge gut verträglich. Da manche Hersteller empfehlen, vor der ersten Verwendung der randvoll abgefüllten Fertigarznei etwas Flüssigkeit aus dem Fläschchen abtropfen zu lassen, um den Potenziereffekt beim Verschütteln zu gewährleisten, hat der Autor dies deshalb bei empfindlichen Patienten ebenfalls so übernommen, während ein solches Vorgehen bei eher unempfindlicheren Patienten unterbleiben kann.
Wird ein Teil der Arznei verworfen, so entsteht dadurch beim Wechsel des (10- und 15-ml-) Fläschchens eine etwas größere Potenzstufe, da die vollen 30 bzw. 45 Tage nicht mehr eingehalten werden können. Dies ist jedoch aus der Erfahrung des Autors bei 10-ml-Fläschchen unproblematisch, während eine zu geringe Änderung der Potenzstufe bei häufigerer Einnahme oftmals Probleme hervorruft.

08 Hierbei handelt es sich sowohl um Modifikationen innerhalb der verabreichten Potenz (streng genommen ist diese nicht mehr die genau gleiche Potenz, sondern geringfügig erhöht), als auch um eine Stufe derselben zur nächsten.

09 Eine solche Treppe findet sich beispielsweise im Hauptbahnhof in Stuttgart, wenn man die Unterführung des Hauptbahnhofes zur Königstraße hin verlässt.

10 Auch für diese unglaublich kleinen Mengen wird der Arzt bei ausreichender Erfahrung Patienten finden und er wird feststellen können, dass das Riechen an der nach einem dritten Schritt verdünnten Arznei den Fall günstig beeinflusst und vorwärts bringt, während das Riechen an der Arznei mit nur einem Verdünnungsschritt für den Patienten zu heftig wirkt.

11 § 248 des Organon der Heilkunst: […] Zeigen sich hingegen bei fast täglicher Wiederholung der völlig homöopathisch passenden Arznei, zu Ende der Cur einer chronischen Krankheit, sogenannte (§. 161.) homöopathische Verschlimmerungen, so daß der Rest der Krankheits-Symptome sich wieder etwas zu erhöhen scheint (indem die, der ursprünglichen Krankheit so ähnliche Arznei-Krankheit, nun fast noch allein laut wird), dann müssen die Gaben entweder noch mehr verkleinert, und auch in längern Zeiträumen wiederholt, oder auch wohl mehrere Tage ganz ausgesetzt werden, um zu sehen, ob die Genesung keiner arzneilichen Hülfe mehr bedürfe, wo dann auch diese, bloß vom Ueberfluß der homöopathischen Arznei herrührende Schein-Symptome ebenfalls bald von selbst verschwinden und ungetrübte Gesundheit zurück lassen. […]”

12 § 248: „[…] wovon man den Kranken Einen, oder (steigend) mehrere Kaffee- oder Thee-Löffelchen einnehmen läßt, in langwierigen Krankheiten täglich, oder jeden zweiten Tag, in acuten aber, alle 6, 4, 3, 2 Stunden, in den dringendsten Fällen, alle Stunden und öfter. So kann in chronischen Krankheiten, jede richtig homöopathisch gewählte Arznei, selbst die, an sich von langer Wirkungsdauer, in täglicher Wiederholung, Monate lang eingenommen werden, mit steigendem Erfolge. […]” [Anm.: Unterstreichung durch den Autor].

Literatur

  • 01 Bündner M. Auszüge aus Gesprächen und Begegnungen mit Dr. med. Georg von Keller als sein Patient und Kollege.  ZKH. 2003;  47 127-130
  • 02 Hahnemann S. Organon der Heilkunst. Textkritische Ausgabe der 6. Auflage. Bearbeitet und herausgegeben von Josef M. Schmidt. Heidelberg; Haug 1992

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Martin Bündner

Kronenstr. 7

72070 Tübingen

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