Zusammenfassung
Einführung Ein wichtiges Ziel spezialisierter Palliativdienste ist es, dem Patienten ein Sterben
zu Hause zu ermöglichen, das jedoch nicht immer erreicht werden kann. Die vorliegende
Arbeit analysiert, welche Faktoren für eine stationäre Einweisung der Patienten verantwortlich
sind, die trotz spezialisierter ambulanter Palliativbetreuung nicht bis zu ihrem Lebensende
zu Hause betreut werden konnten. Methode Alle Daten der Patienten des ambulanten Palliativdienstes Bonn sind in einer Datenbank
dokumentiert. Für diese Untersuchung wurden die Patientendaten des Zeitraums 1/2002
bis 7/2006 analysiert. Verglichen wurden die Patienten, die zu Hause verstarben (H)
bzw. nicht zu Hause (NH) verstarben. Das Kollektiv wurde auf Gruppenunterschiede (Symptomprävalenz,
pflegende Angehörige, Kooperation mit anderen nicht spezialisierten Pflegediensten,
Länge der Betreuung) überprüft. Ergebnisse Die Datensätze von 567 Patienten flossen in die Untersuchung ein. Von ihnen verstarben
362 (64 %) zu Hause und 205 (36 %) verstarben nicht zu Hause. Es wurde in der Gruppe
derer, die nicht zu Hause verstarben, eine höhere Symptomlast von Dyspnoe (NH 27 %,
H 19 %; p = 0,028) und Übelkeit (NH 13 %, H 7 %; p = 0,019) festgestellt. Keinen Einfluss
auf den Sterbeort konnte bei dem Symptom Schmerz nachgewiesen werden. In der Gruppe
der nicht zu Hause Verstorbenen waren seltener Angehörige (NH 62 %, H 86 %, p < 0,001)
und ambulante Pflegedienste (NH 34 %, H 55 %; p < 0,001) in das Versorgungsnetz involviert.
Außerdem gab es in dieser Gruppe häufiger eine längere Betreuungszeit (≥ 19 Tage:
NH 60 %, H 45 %; p = 0,001). Diskussion Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass körperliche Symptome als auch das soziale
Umfeld einen signifikanten Einfluss auf den Sterbeort haben. Um dies im Sinne der
häuslichen Versorgung zu verbessern, sind zweierlei Konsequenzen zu ziehen. Zum einen
benötigen wir eine flächendeckende hoch qualifizierte Expertise der beteiligten Berufsgruppen
im ambulanten Bereich. Zum anderen müssen die hauptamtlichen Mitarbeiter mit Ehrenamtlichen
aus den Hospizdiensten eng kooperieren um ein neues soziales Netz aufzubauen und aufrecht
zu halten. Um die Ergebnisse dieser Untersuchung u. a. im Hinblick auf Symptomlast,
längere Betreuungszeiten oder lückenhafte Versorgungsstrukturen zu validieren, sollte
die Versorgungsforschung dies fokussieren.
Abstract
Introduction Specialised palliative home care services (SPHCS) aim to enable patients to die at
home. It is well acknowledged that this is not achieved in all patients. This study
analyses, which factors lead to referral to inpatient settings (IS) prior to death.
Methods Data of every patient of the SPHCS at Malteser Hospital Bonn/Rhein-Sieg is documented
in a computerised data base. For this study, the period from 1/2002 to 7/2006 was
analysed. Patients who died in IS were compared to patients who died at home (DH)
by testing for differences in symptom prevalence, availability of family members as
informal carers, cooperation with regular home care services and length of stay. Results Data sets of 567 patients were included, of these 362 (64 %) died at home and 205
(36 %) did not die at home. Higher symptom prevalence was detected in IS patients
for dyspnoea (IS 27 %, DH 19 %; p = 0,028) and nausea (IS 13 %, DH 7 %; p = 0,019).
No differences were found for pain. Family members as informal carers (IS 62 %, DH
86 %; p < 0,001) and cooperation with regular home care services (IS 34 %, DH 55 %;
p < 0,001) were less common in IS patients. Furthermore, long periods of care were
more frequent in this group (≥ 19 days: IS 60 %, DH 45 %; p = 0,001). Conclusion The presented study shows that certain factors such as physical symptoms and social
preconditions have a significant impact on the place of death. Two conclusions with
respect to improvement of outpatient palliative care can be drawn. On one hand, there
is a need for well-qualified experts in all professional groups involved in palliative
care and in all regions. On the other hand, involved professionals and volunteers
should work in close cooperation in order to establish appropriate social networks.
The result of this study, that length of care, symptom prevalence and lack of certain
social preconditions have an impact on the place of death, should be validated by
further health care research.
Schlüsselwörter
ambulante Palliativbetreuung - Sterbeort
Key words
palliative care - place of death