Psychiatrie und Psychotherapie up2date 2008; 2(06): 405-420
DOI: 10.1055/s-2007-986398
Essstörungen, somatische Belastungsstörungen, Schlafstörungen und sexuelle Funktionsstörungen

Übergewicht und Adipositas

Thomas Ellrott
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Kernaussagen

Diagnostik und Klassifikation

  • Die Basisdiagnostik zur Erfassung von Übergewicht und Adipositas besteht aus der Messung von Gewicht, Körperlänge und Bauchumfang.

  • Aus Gewicht und Körperlänge wird der Body-Mass-Index errechnet. Übergewicht im Erwachsenenalter ist definiert als BMI > 25 kg/m2, Adipositas als BMI > 30 kg/m2.

  • Der Bauchumfang ist Marker für das kardiovaskuläre Risiko. Ein Bauchumfang > 88 cm (Frauen) bzw. > 102 cm (Männer) bedeutet ein hohes Risiko für Begleiterkrankungen, insbesondere für das metabolische Syndrom.

Ursachen

  • Die Hauptursache von Übergewicht und Adipositas ist ein inaktiver Lebensstil mit Bewegungsmangel und hoher Verfügbarkeit energiedichter Speisen und Getränke.

  • Übergewicht ist keine psychische Krankheit. Stark Übergewichtige zeigen keine verstärkten psychopathologischen Anzeichen. Die Prävalenz der Binge Eating Disorder beträgt in der Allgemeinbevölkerung etwa 2 %.

Therapie

  • Die wichtigsten Therapieziele für Gewichtsmanagementprogramme sind langfristiger Gewichtsverlust und die Verbesserung von übergewichtsassoziierten Erkrankungen, des Gesundheitsverhaltens und der allgemeinen Lebensqualität.

  • Die therapeutischen Optionen bei Übergewicht und Adipositas bestehen in diätetischer Therapie, Verhaltensmodifikation, Bewegungstherapie, Pharmakotherapie und chirurgischer Therapie.

  • Verhaltensmodifikation umfasst Methoden (Selbstbeobachtung, flexible Verhaltenskontrolle, Stimulus-Kontrolltechniken etc.), die systematisch Verhalten ändern können, das zur Entstehung und Stabilisierung von Adipositas beiträgt, ist jedoch als alleinige Therapiemaßnahme unzureichend.

  • Bewegungstherapie ist besonders zur Gewichtserhaltung nach einer Phase der Gewichtsreduktion geeignet.

  • Bei einem BMI über 30 kg/m2 ist immer ein ärztlich begleitetes professionelles Programm mit diätetischer Therapie, Bewegung und Verhaltensmodifikation erforderlich, bei einem BMI von 40 kg/m2 kommt eine langfristige ambulante Therapie in Adipositaszentren infrage. Bei Patienten mit einem BMI über 50 kg/m2 kann nach frustranen konservativen Therapieversuchen die chirurgische Therapie erwogen werden.

  • Hilfreiche Strategien zur langfristigen Gewichtsstabilisierung, wie niedrigere Energie- und Fettaufnahme, hohe Alltagsaktivität, Sport und Beschäftigung mit Gesundheit und Gewicht, sollten in aktuelle Präventions- und Therapieprogramme aufgenommen werden.



Publication History

Publication Date:
06 May 2008 (online)

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