Neue Therapieansätze wie Amyloid-Antikörper und Sekretasehemmer versuchen, lösliches
beta-Amyloid zu neutralisieren und die Ablagerung von Amyloid im Gehirn direkt zu
verhindern. Die Produktion und Ablagerung von Amyloid korrelieren offensichtlich mit
neurodegenerativen Vorgängen der Alzheimer Demenz.
Impfung
Elan hat mit AN1792 ein synthetisches Beta-Amyloidderivat entwickelt, das als Impfstoff
gegen Alzheimer-Demenz eingesetzt werden könnte. Eine erste Studie über vier Jahren
musste jedoch nach subakuter Meningoenzephalitis (6 % der Patienten) abgebrochen werden.
129 Studienpatienten, die AN1792 erhalten hatten, sowie 30 Placebopatienten konnten
aber seitdem weiter beobachtet werden. 25 der insgesamt 129 Patienten entwickelten
Antikörper gegen Beta-Amyloid. Diese Responder zeigten eine signifikante Abnahme der
Krankheitsprogression gegenüber den Nichtbehandelten, wie anhand der Disability Assessment
for Dementia (DAD) beobachtet wurde (Thal L et al. Long term follow up of patients
immunized with AN1792(QS-21): Reduced functional decline in antibody responders. 11th International Conference on Alzheimer's Disease and Related Disorders 2007, Abstract
O2-05-04).
Ein weiterer Alzheimer-Impfstoff mit der Bezeichnung Affitope AD01 hat gerade die
Phase der klinischen Entwicklung erreicht. In einer Phase-I-Studie, die innerhalb
eines Jahres abgeschlossen werden soll, werden bis zu 24 Alzheimer-Patienten geimpft
werden. Die Immunisierung verwendet dabei die patentierte Affitope-Technologie, deren
Wirkkonzept auf sogenannten Mimotopen basiert. Damit soll das die Krankheit verursachende
beta-Amyloid abgefangen werden, unabhängig davon, ob es noch in gelöster Form in der
Gehirnflüssigkeit vorhanden ist oder bereits Ablagerungen gebildet hat.
In einer Phase-I-Piloststudie mit acht Patienten wurde auch die Immunisierung mit
intravenösen Immunglobulinen (IVIG) untersucht. Tatsächlich konnte die Konzentration
von Beta-Amyloiden im Liquor gesenkt werden (Relkin NR et al. IVIG contains antibodies
against oligomers and fibrils of beta amyloid. 11th International Conference on Alzheimer's Disease and Related Disorders 2007, Abstract
O2-05-05). Weitere Studien sind jetzt erforderlich.
In einer bereits abgeschlossenen Phase-III-Studie wurde der Beta-Amyloid-Antagonist
Tramiprosat untersucht. In die Studie waren 1 052 Patienten eingebunden, die über
18 Monate neben einem Cholinesterasehemmer mit Placebo oder Tramiprosat behandelt
wurden. Zusätzlich erhielten die Patienten zum Teil Memantine. Messparamater waren
die Alzheimer's Disease Assessment Scale, cognitive subscale (ADAS-cog), Clinical
Dementia Rating-Sum of Boxes (CDR-SB) sowie MRI-Messungen, der Mini-mental Status
Test, Clinician's Interview Based Impression of Change, Caregiver Interview (CIBIC-plus),
Neuropsychiatric Inventory (NPI) und das Disability Assessment for Dementia (DAD)
(Aisen P et al. A Phase III Study of the Efficacy, Safety and Disease Modification
Effect of Tramiprosate in Mild-to Moderate Alzheimer's Disease. 11th International Conference on Alzheimer's Disease and Related Disorders 2007; Abstract
02-05-08). Die Ergebnisse scheinen aber so komplex zu sein, dass die Bewertung der
Daten noch aussteht.
Ansatz an den Mitochondrien
Das Antihistaminikum Dimebon, das in Russland bereits seit über 20 Jahren eingesetzt
wird, soll an den Mitochondrien ansetzen und so eine neuroprotektive Wirkung entfalten.
Nach Firmenangaben (www.medivation.com) verbesserten sich die Verumpatienten einer sechsmonatigen placebokontrollierten
Phase-II-Studie im ADAS-cog-Test (Alzheimer's Disease Assessment Scale Cognitive Subscale)
gegenüber Placebo in dieser Zeit um vier Punkte. Nach einer placebokontrollierten
Fortsetzung dieser Studie lag nach zwölf Monaten der Unterschied zu Placebo in der
Verumgruppe bei 6,9 Punkten. Auch Gedächtnis, Exekutivfunktionen, Aktivitäten des
täglichen Lebens, Kognition und Verhalten verbesserten sich signifikant gegenüber
Placebo (Doody RS et al. Results of a one-year, randomized, placebo-controlled trial
of dimebon for the treatment of mild to moderate Alzheimer's disease.11th International Conference on Alzheimer's Disease and Related Disorders 2007, Abstract
S3-02-03). Eine Phase-III-Studie soll 2008 starten.
Antidiabetika
Möglicherweise sind auch Insulinsensitizer wie die Glitazone bei Alzheimer erfolgreich.
Glitazone sorgen dafür, dass die Muskelzellen empfindlicher auf Insulin reagieren.
Sie können auch Entzündungsprozesse beeinflussen, die mit Alzheimer-Demenz in Verbindung
gebracht werden. In einer 72-wöchigen Studie scheinen insbesondere Patienten, die
keine APOE e4-Träger waren, von der Behandlung zu profitieren, wie anhand des ADAScog
beobachtet wurde (Hosford D et al. Long-term safety and tolerability of rosiglitazone
XR in Alzheimer's disease. 11th International Conference on Alzheimer's Disease and Related Disorders 2007, Abstract
O2-04-08). Allerdings hat die FDA gerade vor einem erhöhten kardiovaskulären Risko
unter Rosiglitazon gewarnt.