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DOI: 10.1055/s-2007-986475
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
11th International Conference on Alzheimer's Disease and Related Disorders 2007 - Kausale Therapie bei Alzheimer
Publication History
Publication Date:
27 August 2007 (online)
Neue Therapieansätze wie Amyloid-Antikörper und Sekretasehemmer versuchen, lösliches beta-Amyloid zu neutralisieren und die Ablagerung von Amyloid im Gehirn direkt zu verhindern. Die Produktion und Ablagerung von Amyloid korrelieren offensichtlich mit neurodegenerativen Vorgängen der Alzheimer Demenz.
Impfung
Elan hat mit AN1792 ein synthetisches Beta-Amyloidderivat entwickelt, das als Impfstoff gegen Alzheimer-Demenz eingesetzt werden könnte. Eine erste Studie über vier Jahren musste jedoch nach subakuter Meningoenzephalitis (6 % der Patienten) abgebrochen werden. 129 Studienpatienten, die AN1792 erhalten hatten, sowie 30 Placebopatienten konnten aber seitdem weiter beobachtet werden. 25 der insgesamt 129 Patienten entwickelten Antikörper gegen Beta-Amyloid. Diese Responder zeigten eine signifikante Abnahme der Krankheitsprogression gegenüber den Nichtbehandelten, wie anhand der Disability Assessment for Dementia (DAD) beobachtet wurde (Thal L et al. Long term follow up of patients immunized with AN1792(QS-21): Reduced functional decline in antibody responders. 11th International Conference on Alzheimer's Disease and Related Disorders 2007, Abstract O2-05-04).
Ein weiterer Alzheimer-Impfstoff mit der Bezeichnung Affitope AD01 hat gerade die Phase der klinischen Entwicklung erreicht. In einer Phase-I-Studie, die innerhalb eines Jahres abgeschlossen werden soll, werden bis zu 24 Alzheimer-Patienten geimpft werden. Die Immunisierung verwendet dabei die patentierte Affitope-Technologie, deren Wirkkonzept auf sogenannten Mimotopen basiert. Damit soll das die Krankheit verursachende beta-Amyloid abgefangen werden, unabhängig davon, ob es noch in gelöster Form in der Gehirnflüssigkeit vorhanden ist oder bereits Ablagerungen gebildet hat.
In einer Phase-I-Piloststudie mit acht Patienten wurde auch die Immunisierung mit intravenösen Immunglobulinen (IVIG) untersucht. Tatsächlich konnte die Konzentration von Beta-Amyloiden im Liquor gesenkt werden (Relkin NR et al. IVIG contains antibodies against oligomers and fibrils of beta amyloid. 11th International Conference on Alzheimer's Disease and Related Disorders 2007, Abstract O2-05-05). Weitere Studien sind jetzt erforderlich.
In einer bereits abgeschlossenen Phase-III-Studie wurde der Beta-Amyloid-Antagonist Tramiprosat untersucht. In die Studie waren 1 052 Patienten eingebunden, die über 18 Monate neben einem Cholinesterasehemmer mit Placebo oder Tramiprosat behandelt wurden. Zusätzlich erhielten die Patienten zum Teil Memantine. Messparamater waren die Alzheimer's Disease Assessment Scale, cognitive subscale (ADAS-cog), Clinical Dementia Rating-Sum of Boxes (CDR-SB) sowie MRI-Messungen, der Mini-mental Status Test, Clinician's Interview Based Impression of Change, Caregiver Interview (CIBIC-plus), Neuropsychiatric Inventory (NPI) und das Disability Assessment for Dementia (DAD) (Aisen P et al. A Phase III Study of the Efficacy, Safety and Disease Modification Effect of Tramiprosate in Mild-to Moderate Alzheimer's Disease. 11th International Conference on Alzheimer's Disease and Related Disorders 2007; Abstract 02-05-08). Die Ergebnisse scheinen aber so komplex zu sein, dass die Bewertung der Daten noch aussteht.
Ansatz an den Mitochondrien
Das Antihistaminikum Dimebon, das in Russland bereits seit über 20 Jahren eingesetzt wird, soll an den Mitochondrien ansetzen und so eine neuroprotektive Wirkung entfalten. Nach Firmenangaben (www.medivation.com) verbesserten sich die Verumpatienten einer sechsmonatigen placebokontrollierten Phase-II-Studie im ADAS-cog-Test (Alzheimer's Disease Assessment Scale Cognitive Subscale) gegenüber Placebo in dieser Zeit um vier Punkte. Nach einer placebokontrollierten Fortsetzung dieser Studie lag nach zwölf Monaten der Unterschied zu Placebo in der Verumgruppe bei 6,9 Punkten. Auch Gedächtnis, Exekutivfunktionen, Aktivitäten des täglichen Lebens, Kognition und Verhalten verbesserten sich signifikant gegenüber Placebo (Doody RS et al. Results of a one-year, randomized, placebo-controlled trial of dimebon for the treatment of mild to moderate Alzheimer's disease.11th International Conference on Alzheimer's Disease and Related Disorders 2007, Abstract S3-02-03). Eine Phase-III-Studie soll 2008 starten.
Antidiabetika
Möglicherweise sind auch Insulinsensitizer wie die Glitazone bei Alzheimer erfolgreich. Glitazone sorgen dafür, dass die Muskelzellen empfindlicher auf Insulin reagieren. Sie können auch Entzündungsprozesse beeinflussen, die mit Alzheimer-Demenz in Verbindung gebracht werden. In einer 72-wöchigen Studie scheinen insbesondere Patienten, die keine APOE e4-Träger waren, von der Behandlung zu profitieren, wie anhand des ADAScog beobachtet wurde (Hosford D et al. Long-term safety and tolerability of rosiglitazone XR in Alzheimer's disease. 11th International Conference on Alzheimer's Disease and Related Disorders 2007, Abstract O2-04-08). Allerdings hat die FDA gerade vor einem erhöhten kardiovaskulären Risko unter Rosiglitazon gewarnt.