psychoneuro 2007; 33(7/08): 316
DOI: 10.1055/s-2007-986480
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Alzheimer-Demenz - Positive Bewertung von IQWiG und NICE

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Publication Date:
27 August 2007 (online)

 
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Nikotinrezeptoren erfüllen eine wichtige Aufgabe im Gehirn. Sie finden sich auf allen Zellen des Nervensystems. Die postsynaptischen Nikotinrezeptoren regulieren die synaptische Neurotransmission. Die präsynaptischen Nikotinrezeptoren modulieren die Transmitterausschüttung und die präterminalen die Aktionspotentiale. Über die Modulation der Glutaminausschüttung sind die Nikotinrezeptoren an Lern- und Gedächtnisfunktionen beteiligt. Im Alter gehen pro Jahr etwa 1 % der Nikotinrezeptoren zugrunde. Besonders stark ist der Verlust in der Nähe von Amyloidablagerungen. Der Acetylcholinesterasehemmer Galantamin (Reminyl®) hemmt nicht nur den Abbau von Acetylcholin, sondern moduliert gleichzeitig auch die Nikotinrezeptoren, d.h. er erhöht ihre Empfindlichkeit und verstärkt die Ausschüttung von Glutamat. Galantamin kann so möglicherweise dem Verlust an Nikotinrezeptoren entgegenwirken, erklärte Prof. Alfred Maelicke, Mainz. Über längere Zeit können die Rezeptoren wieder hoch reguliert werden. Außerdem stabilisiert Galantamin offenbar den Energiestoffwechsel und erleichtert so die neuronale Signalweiterleitung.

Der duale Wirkmechanismus ist wahrscheinlich der Grund, warum Galantamin die Krankheitprogression von Alzheimerpatienten verzögern und die Funktionalität der Patienten verbessern kann. So das Fazit eines Workshops im März, der von Janssen-Cilag unterstützt wurde. Auch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bescheinigt Galantamin in seinem Abschlussbericht auf patientenrelevanten Ebenen die Verbesserung psychopathologischer Symptome, verringerten Betreuungsaufwand und bessere Lebensqualität der betreuenden Angehörigen [1].

Auch die Heimeinweisung kann unter Galantamin verzögert werden, wie PD Dr. Bernd Ibach, Neuss vorstellte [2], [3]. Zudem verbessere das Antidementivum neuropsychiatrische Symptome wie Wahn oder Aggressivität.

Das britische National Institute of Clinical Excellence (NICE) zog jetzt in einer Metaanalyse mehrerer, bis zu sechs Monate andauernder Studien den Schluss, dass sich in dieser Zeit unter Galantamin die kognitiven Leistungen, die anhand der Alzheimer's Disease Assessment Scale-Cognition (ADAS-Cog) bestimmt werden können, bei leichter Alzheimer-Erkrankung um 2,4 Punkte verbessern. Bei moderater Ausprägung profitieren die Patienten um 4,1 Punkte und bei moderater bis mäßig-schweren Demenz um 6,1 Punkte (http://www.nice.org.uk). Eine Verbesserung um 4 Punkte gilt dabei bereits als klinisch relevant, betonte PD Dr. Pasquale Calabrese, Bochum.

Presse-Workshop: "Alzheimer-Demenz: Bedeutung verschiedener Diagnoseverfahren und Stellenwert des dualen AChE-Hemmers Galantamin in der Therapie" am 7. und 8. März 2007 in Seeon. Veranstalter: Janssen-Cilag

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Literatur

  • 01 Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). Cholinesterasehemmer bei Alzheimer Demenz. Abschlussbericht A05-19A. Köln: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG); Februar 2007). 
  • 02 Lopez L . et al . Cholinesterase inhibitor treatment alters the natural history of Alzheimer's disease.  J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2002;  72 310-314
  • 03 Sano M . et al . The effects of galantamine treatment on caregiver time in Alzheimer's disease.  Int J Geriatr Psychiatry. 2003;  18 942-950
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Literatur

  • 01 Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). Cholinesterasehemmer bei Alzheimer Demenz. Abschlussbericht A05-19A. Köln: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG); Februar 2007). 
  • 02 Lopez L . et al . Cholinesterase inhibitor treatment alters the natural history of Alzheimer's disease.  J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2002;  72 310-314
  • 03 Sano M . et al . The effects of galantamine treatment on caregiver time in Alzheimer's disease.  Int J Geriatr Psychiatry. 2003;  18 942-950