psychoneuro 2007; 33(7/08): 320
DOI: 10.1055/s-2007-986483
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Multiple Sklerose - Progression der Behinderung langfristig aufhalten

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Publication Date:
27 August 2007 (online)

 
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Tab. 1 Therapieoptionen bei MS

Die Multiple Sklerose kann durch langfristige Gabe von immunmodulatorisch wirksamen Interferon-beta-Präparaten in ihrer Progression effektiv gebremst werden. Verschiedene Studien haben in der Vergangenheit für die drei zur Verfügung stehenden Interferonpräparate eine sehr ähnliche Effektivität gezeigt.

Die in diesem Jahr veröffentlichte Feldstudie QUASIMS (Qualitätssicherung in der Therapie der MS) war eine der weltweit größten Wirksamkeits- und Verträglichkeitsbeobachtungen und schloss etwa jeden dritten MS-Patienten in Deutschland ein, der über zwei Jahre ein Interferon-beta (IFN-β)-Präparat erhalten hatte [1]. Ein Wechsel zwischen den Präparaten konnte dabei die Wirksamkeit nicht verbessern, sondern nur der frühe Einstieg in die IFN-β-Therapie, berichtete PD Dr. Volker Limmroth, Köln, denn die Ergebnisse in der Gruppe der initial Therapierten waren durchweg günstiger als die derjenigen, die zuvor eine andere Behandlungsoption erhalten hatten. Allerdings ergaben sich leichte Vorteile für Interferon-beta-1a i.m. (Avonex®), die sich klinisch durch eine verzögerte Schubfrequenz sowie eine deutlich verminderte Progression der Behinderung der Patienten zeigte.

Die Gründe dafür sah Prof. Hans-Peter Hartung sowohl in einer geringeren Präsenz neutralisierender Antikörper als auch in einer höheren langfristigen Therapietreue, deren Ursache er hauptsächlich in der selteneren, nur einmal wöchentlich notwendigen Applikation vermutete. Neutralisierende Antikörper traten unter Avonex® deutlich seltener auf. So wurden solche in einer Studie nach 18 Monaten Therapie nur bei 2 % der Patienten, unter den anderen IFN-β-Präparaten bei 15 % bzw. 31 % der Behandelten gefunden [2]. Wahrscheinlich sei dies auf Unterschiede in der Zusammensetzung, Dosierung und Applikationsfrequenz zurückzuführen, folgerte Hartung. Insgesamt betonte er, dass nach acht Jahren Behandlung mit Avonex® über 70 % der Patienten immer noch ohne schwere Behinderung leben könnten. Bei Verdacht auf einen gestiegenen Titer an neutralisierenden Antikörpern wird eine kostenlose Bestimmung angeboten. Testkits können per Fax unter 0211/30203927 angefordert werden. Seit kurzem wird die Anwendung von Avonex® weiter vereinfacht: Ein neuer Sicherheitsverschluss erlaubt kürzere und dünnere Nadeln, außerdem ist das Präparat sieben Tage lang bei bis zu 30 °C haltbar.

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Seltener Spritzen - mehr Therapietreue

Erfahrungen zeigen, dass etwa 20 % aller MS-Patienten ihre Therapie innerhalb der ersten sechs Monate abbrechen. In diesem Zusammenhang berichtete Prof. Bernd Kieseier, Düsseldorf, von der GAP-Studie (Global Adherence Project), die auf dem 22. Kongress des European Comittee for Treatment an Research in Multiple Sklerosis ECTRIMS in Madrid zum ersten Mal vorgestellt wurde. Insgesamt wurden weltweit 2 566 Patienten mit schubförmiger MS in 22 Ländern auf ihre Adhärenz untersucht. Entscheidend war dabei die Frage, ob im Zeitraum von 4 Wochen vor der Erhebung keine Dosis ausgelassen wurde.

In der Avonex®-Gruppe war dabei mit 85 % der größte Anteil adhärenter Patienten, also solche mit guter, langfristiger Compliance. In den Gruppen mit subkutaner, mehrmals wöchentlicher Verabreichung von Interferonen waren nur 66 % bis 78 % der Patienten adhärent. Als Hauptgründe wurde von den Betroffenen "Vergessen" (50 %), "injektionsbedingte Gründe" (32 %) und "Spritzenmüdigkeit" (20 %) genannt. Auch in der QUASIMS-Studie waren Injektionsreaktionen bei den mehrfach pro Woche subkutan verabreichten IFN-β-Präparaten signifikant häufiger Grund für Therapieabbrüche als bei Avonex®, das nur 1x pro Woche i.m. injiziert wird. Somit kann die Therapietreue der MS-Patienten durch die Auswahl der Therapie entscheidend begünstigt werden, schloss Prof. Kieseier.

Dr. Jürgen Sartorius

Quelle: Pressekonferenz "Avonex®: Konstanz in der MS-Therapie" am 18.04.07 in Köln, veranstaltet von Biogen Idec GmbH

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Literatur

  • 01 Putzki N . et al . QUASIMS: eine deutschlandweite Beobachtungsstudie der Interferon-Beta Präparate zur Therapie der schubförmigen Sklerose.  Akt Neurol. 2007;  34 1-7
  • 02 Bertolotto A . et al . J Neurol Neurosurg Psychiatr. 2002;  73 148-153
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Literatur

  • 01 Putzki N . et al . QUASIMS: eine deutschlandweite Beobachtungsstudie der Interferon-Beta Präparate zur Therapie der schubförmigen Sklerose.  Akt Neurol. 2007;  34 1-7
  • 02 Bertolotto A . et al . J Neurol Neurosurg Psychiatr. 2002;  73 148-153
 
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