Zusammenfassung
Ziel: Das erste Ziel der vorliegenden Untersuchung bestand in der Entwicklung und Erprobung
eines Patientenfragebogens für Patienten von niedergelassenen Haus- und Fachärzten,
der alle gemäß dem aktuellen Forschungsstand relevanten Qualitätsdimensionen abbildet.
Das zweite Ziel bestand in einer qualitativen Verfahrenserprobung, in der die Praktikabilität
des Instrumentes sowie die Durchführbarkeit der Patientenbefragung im ärztlichen Praxisalltag
bewertet werden sollte.
Methoden: Auf Basis des ursprünglich für den stationären Bereich entwickelten Kölner Patientenfragebogens
(KPF) wurde eine Fragebogenvariante für den ambulanten Bereich erstellt (KPF-A: Kölner
Patientenfragebogen-ambulant). Hierfür wurden Skalen aus dem KPF adaptiert sowie einige
Items neu formuliert, um alle qualitätsrelevanten Aspekte abzudecken. Das Instrument
wurde anhand der Daten einer bundesweiten Befragung von n=3188 Patienten niedergelassener
Haus- und Fachärzte psychometrisch getestet. Die Verfahrensbewertung erfolgte mit
Hilfe einer qualitativen Befragung der Ärzte bzw. des Praxispersonals.
Ergebnisse: Die aus dem KPF entnommenen Skalen lassen sich auch im Rahmen einer Erhebung an einem
Patientenkollektiv aus dem ambulanten Sektor faktorenanalytisch nachweisen und zeigen
gute psychometrische Kennwerte. Die neu entwickelten Items lassen sich faktorenanalytisch
zu zwei Skalen verdichten („Fachkompetenz des Arztes” und „Praxisausstattung”). Für
den Themenbereich „Praxispersonal und - organisation” lässt sich aufgrund der vorliegenden
Daten noch keine eindeutige faktorielle Lösung zeigen. Die qualitative Verfahrenserprobung
ergab, dass sich die Patientenbefragung gut in die täglichen Abläufe in den Praxen
integrieren lässt. Von einigen Befragten wurde die Fragebogenlänge bemängelt sowie
der Zeitpunkt, zu dem die Patienten den Fragebogen ausfüllen sollten (nach dem Arztkontakt
vor dem Verlassen der Praxis). Der Fragebogen wurde aufgrund dieser Kritik so modifiziert,
dass in zukünftigen Befragungen ein Einsatz sowohl vor als auch nach dem Arztgespräch
möglich ist.
Fazit: Mit dem KPF-A liegt ein Instrument vor, mit dem die relevanten Qualitätsdimensionen
der haus- und fachärztlichen Versorgung zuverlässig erfasst werden können. Die Ergebnisse
der qualitativen Verfahrenserprobung zeigen zudem, dass sich eine Patientenbefragung
mit dem Instrument ohne größere Probleme in den Praxisalltag integrieren lässt.
Abstract
Objective: The present study was designed to develop and assess a questionnaire measuring all
relevant quality dimensions of general practice care from the patients' perspective.
Furthermore, the study aimed to evaluate the implementation of a patient survey in
outpatient care.
Methods: Based on the Kölner Patientenfragebogen (KPF) and by developing some additional new
items, we created the new questionnaire KPF-A (Kölner Patientenfragebogen-ambulant)
which covers all relevant aspects of outpatient care. The questionnaire was distributed
to the patients of 41 GP's and specialists in ambulatory care from different regions
of Germany. N=3188 patients were included in the sample. We used these data to assess
some selected psychometric characteristics of the KPF-A. Factor analysis was used
to examine the underlying factor structure. A qualitative study was conducted to evaluate
the implementation of the patient survey. Therefore, all N=41 doctors involved were
asked to complete five open questions concerning their experience.
Results: Most scales of the KPF-A showed good psychometric characteristics in the present
study. Factor analysis revealed a two-factors solution for the new items representing
the dimensions “professional competence” and “medical equipment”. We have not yet
been able to find a sound factor solution for those items representing the dimension
“Staff and Organisation”. The results of the qualitative study revealed a satisfying
implementation of the patient survey in daily routine from the doctors' perspective.
The length of the questionnaire was criticised by some participants. In the design
of the study patients were supposed to fill in the questionnaires after consultation.
This turned out to be difficult. We therefore modified the KPF-A so that patients
can fill it in either before or after consultation.
Schlüsselwörter
Patientenfragebogen - ambulante Versorgung - Qualitätsmanagement - Patientenbefragung
Key words
patient survey - questionnaire - quality management - outpatient care
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1 Eine ausführliche Darstellung des Transformationsprozederes findet sich bei Pühlhofer
und Stoll [22 ].
Korrespondenzadresse
A. BrinkmannDipl.-Psych.
Abteilung Medizinische Soziologie des Instituts und der Poliklinik für Arbeits- und
Sozialmedizin des Klinikums der Universität zu Köln
Joseph-Stelzmann-Str. 9
50924 Köln
eMail: anne.brinkmann@uk-koeln.de