Balint Journal 2008; 9(4): 99
DOI: 10.1055/s-2007-990471
Junges Forum

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Erfahrungsbericht über eine Famulatur in der psychosomatischen Ambulanz in Tübingen

Report on a Clinical Elective in an Outpatients Clinic for Psychosomatic Medicine in TübingenA. Lueb
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Publication Date:
29 December 2008 (online)

Tatsächlich handelt es sich hierbei um eine „etwas andere” Famulatur, da in diesem Bereich keine spezifischen Aufgaben auf einen Studenten warten und es hauptsächlich darum geht, zuzuhören und wahrzunehmen. Auch spielt die Theorie eine wichtige Rolle: Krankheitsmodelle, psychotherapeutische Verfahren, Techniken der Gesprächsführung … Da diese Inhalte im Studium leider nicht gerade im Vordergrund stehen, war es mir willkommen, in den ersten Tagen meiner Famulatur einige Zeit in der abteilungseigenen Bibliothek mit Literatur, die mir vorher empfohlen wurde, zu verbringen. Hier hatte ich Gelegenheit, mich über Grundlagen der psychosomatischen Medizin und über spezifische Krankheitsbilder zu informieren.

Sehr wichtig war für mich aber auch, dass ich sofort einer Ärztin zur Seite gestellt wurde, die mich an ihrem klinischen Alltag teilhaben ließ. Sie nahm mich mit zu Konsilen, ließ mich an möglichst vielen Ambulanzgesprächen teilnehmen und leitete mich zu selbstständigen Tätigkeiten an. Ich begann damit, mir während der Gespräche Notizen zu machen, durfte auch Teile des Gesprächs übernehmen und schrieb schließlich einige Arztbriefe. Dabei war es hilfreich, dass ich mich mit Fragen jederzeit an alle Mitarbeiter der Abteilung wenden konnte und ihre Arztbriefe lesen durfte. Nun wechselte ich auch häufiger zwischen den einzelnen Therapeuten und hatte so Gelegenheit, die verschiedenen Techniken und Herangehensweisen kennenzulernen.

Als Ergänzung zur Ambulanztätigkeit diente mir ein Ausflug in die Stationen der psychosomatischen Klinik in Rottenburg. Dort nahm ich an der Visite teil und konnte mir dadurch mehr darunter vorstellen, was die Patienten, denen in der Ambulanz ein stationärer Aufenthalt empfohlen wird, erwartet.

Ohne es selbst erlebt zu haben, wird man kaum glauben, wie sehr es einen fordern kann, „einfach nur” zuzuhören. Deshalb sollte man eigentlich mit den Kollegen jeden Patienten nachbesprechen, zumindest aber in sich selbst hineinhorchen und fragen, was die eigene Reaktion auf die Inhalte, wie auch die nonverbalen Aspekte des Gespräches ist.

A. Lueb

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