Dtsch Med Wochenschr 2007; 132(42): 2225-2226
DOI: 10.1055/s-2007-991636
Korrespondenz | Correspondence
Leserbrief
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Interferon-gamma Release Assays - Erwiderung

M. Löbermann, E. C Reisinger, W. Frank
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Publication Date:
10 October 2007 (online)

Die Interferon-Gamma-Release-Assays (IGRA) sind ein wichtiger Baustein in der Diagnostik sowohl der latenten Tuberkuloseinfektion (LTBI) als auch der klinisch manifesten Tuberkulose (TB). Die IGRA weisen Interferon-g nach, das nach Antigenstimulation von Lymphozyten in vitro produziert wird. Die dabei verwendeten Antigene kommen in Mycobacterium tuberculosis vor, nicht jedoch bei BCG-Stämmen und auch nicht bei den meisten atypischen Mykobakterien (Ausnahmen: M. kansasii, M. marinum, M. szulgai). Daher werden die Ergebnisse der IGRA durch eine vorangegangene BCG-Impfung nicht und durch atypische Mykobakterien (MOTT) kaum beeinflusst.

Untersuchungen von Nienhaus et al. [4] bzgl. der Validität des Tuberkulin-Hauttests (THT) und des IGRA zur Diagnostik einer latenten Tuberkulose im Rahmen des betriebsärztlichen Screenings zeigten, dass der THT in 43 von 161 (26,7 %) Fällen und der IGRA in 20 von 161 (12,4 %) Fällen positiv waren. Von den THT-Positiven hatten 22 von 43 (51,2 %), von den IGRA-Positiven hatten 5 von 20 (25 %) eine frühere BCG-Impfung. In einer anderen Studie [2] bei Personen mit nahem Kontakt zu Patienten mit offener Lungentuberkulose hatten 157 von 309 (50,8 %) der Untersuchten eine frühere BCG-Impfung, 137 (44,3 %) waren im THT positiv und lediglich 31 (10 %) im IGRA. Die Befunde des THT und IGRA stimmten nur bei den Personen weitgehend überein, die nicht geimpft waren. Die IGRA korrigieren also die BCG-bedingte Überschätzung der LTBI-Prävalenz im THT.

Die aktuellen Empfehlungen zur Umgebungsuntersuchung nach Tuberkulosekontakt des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose [3], beinhalten bei Erwachsenen bis 49 Jahren einen THT zur Erstuntersuchung, in höherem Lebensalter wird der IGRA empfohlen.

Bei klinischem und radiologischem Verdacht auf aktive Tuberkulose basiert die Diagnosesicherung ganz wesentlich auf den Direktnachweismethoden (ZN-Färbung, Kultur, Biopsie, PCR). Nach der derzeitigen Datenlage ist der IGRA bei aktiver Tuberkulose, vor allem auch bei extrapulmonaler Tuberkulose, dem THT unterlegen, aber als Alternative einsetzbar. Positive Ergebnisse von THT und IGRA sind wegen der niedrigen Spezifität nicht geeignet, eine Tuberkulose zu sichern, negative Ergebnisse sind wegen der geringen Sensitivität nicht ausreichend um eine aktive Tuberkulose auszuschließen [1] [5].

Somit zeichnen sich für den IGRA folgende Einsatzgebiete ab: Verdacht auf latente Tuberkulose (unbeeinflusst von BCG-Anamnese), Umgebungsuntersuchungen von Kontaktpersonen, Screening von Mitarbeitern im Gesundheitswesen, Nachweis einer LTBI vor Einleitung einer immunsuppressiven Therapie und zur Differenzialdiagnose von TB- und MOTT-Infektionen.

Literatur

  • 1 Dewan P K, Grinsdale J, Kawamura L M. Low sensitivity of a whole-blood interferon-gamma release assay for detection of active tuberculosis.  Clin Infect Dis. 2007;  44 69-73
  • 2 Diel R, Nienhaus A, Lange C, Meywald-Walter K, Forßbohm M, Schaberg T. Tuberculosis contact investigation with a new, specific blood test in a low-incidence population containing a high proportion of BCG-vaccinated persons.  Respir Res. 2006;  7 77
  • 3 Diel R, Forßbohm M, Loytved G, Haas W, Hauer B, Maffei D, Magdorf K, Nienhaus A, Rieder H L, Schaberg T, Zellweger J P, Loddenkemper R. Empfehlungen für die Umgebungsuntersuchungen bei Tuberkulose.  Pneumologie. 2007;  61 440-455
  • 4 Nienhaus A, Loddenkemper R, Hauer B, Wolf N, Diel R. Latente Tuberkulose-Infektionen im Gesundheitswesen - Evaluation des Interferon-γ Release Assay.  Pneumologie. 2007;  61 219-223
  • 5 Pai M, Menzies D. Interferon-gamma release assays: what is their role in the diagnosis of active tuberculosis?.  Clin Infect Dis. 2007;  44 74-77

Dr. med. Micha Löbermann
Prof. Dr. med. Emil C. Reisinger

Abteilung für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten, Universitätsklinik Rostock

Ernst Heydemann Str. 6

18057 Rostock

Phone: 0381/4947511

Fax: 0381/4947509

Email: emil.reisinger@medizin.uni-rostock.de

Dr. med. Wolfgang Frank

Lungenklinik Amsee

Malchiner Landstraße

17192 Waren/Müritz

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