Für die Betreuung von Patienten mit psychischen Erkrankungen sind neue Versorgungsmodelle
und vor allem eine strukturierte Betreuung auch außerhalb von Sprechstunden unerlässlich:
Seit Jahren nehmen Krankenkassenleistungen für diese Krankheiten zu, doch gerade einmal
die Hälfte aller Betroffenen erhält eine angemessene Behandlung, so Experten während
der Fachtagung AnyDay ProPerspektive im Oktober in Köln. Die Tagung beschäftigte sich
mit Themen rund um Depression und Burn-Out-Syndrom.
Häufige Frühverrentung aufgrund psychischer Erkrankungen
Untersuchungen des Kompetenznetz Depression zufolge erkranken im Laufe ihres Lebens
rund 10% aller Bundesbürger an einer Depression. Für das Gesundheitssystem bedeutet
dies stetig steigende Kosten. Allein jede dritte Frühverrentung in Rheinland-Pfalz
ist auf psychische Erkrankungen zurückzuführen. Doch trotz ihrer Häufigkeit werden
Depression und Burn-Out-Syndrom in der Gesellschaft noch immer stigmatisiert, und
das mit schwerwiegenden Folgen: Viele Betroffene scheuen sich, mit anderen Menschen
über ihre Probleme zu sprechen oder sich Hilfe bei einem Arzt zu suchen. "Dies ist
mit ein Grund weswegen nur die Hälfte der Betroffenen überhaupt medizinische Behandlung
aufsucht", erklärt Dr. Anke Bramesfeld vom Forschungsnetz psychische Gesundheit. "Von
denen wird wiederum die Hälfte nicht angemessen versorgt", so Bramesfeld weiter. Häufig
brechen Patienten die Behandlung schon zu Beginn ab, da sich Beschwerden nicht innerhalb
weniger Tage bessern oder erscheinen erst gar nicht mehr zur Sprechstunde. "Uns ist
es deshalb wichtig, dass Patienten auch außerhalb der Sprechstunde regelmäßig professionell
unterstützt werden. Und das in Abstimmung mit der vom behandelnden Arzt verordneten
Therapie", sagt Gregor Senne, Projektleiter bei der AnyCare GmbH. "Das spiegelt sich
auch im Betreuungsprogramm ProPerspektive wider", ergänzt Senne.
Dreistufiges Interventionsmodell begleitet individuelle Therapie
AnyCare ProPerspektive begleitet die individuelle Therapie bei Depression und Burn-Out-Syndrom
in Form eines dreistufigen Interventionsmodells, mit umfassenden Informationsmaterialien
und einer Patienten-Hotline. Der behandelnde Arzt erhält überdies regelmäßig Berichte
mit therapiebezogenen Informationen seiner Patienten. Eine Arzt-Hotline rundet das
Angebot ab.
Simone Rückle, Stuttgart