Schmerzpatienten sind häufig schmerztherapeutisch schlecht versorgt. Dabei sind die
therapeutischen Ziele einfach, klar und auch erreichbar: Schmerzlinderung, Verbesserung
der Lebensqualität und Steigerung der Aktivität. Um die Tumorschmerztherapie weltweit
zu verbessern, wurde 1986 als didaktisches Instrument das Stufenschema der WHO entwickelt.
"Bei gut 76 % erzielt es eine gute Schmerzreduktion", sagt PD Michael Strumpf, Bremen,
"in den letzen Lebenstagen sogar 86 %." Die neurobiologischen Erkenntnisse der letzten
Jahre haben jedoch gezeigt, dass eine Therapie differenziert je nach Schmerzursache
erfolgen muss, so Strumpf. Daher müssen bei jedem Patienten die Schmerzmechanismen
diagnostiziert und eine individuelle, mechanismenorientierte Pharmakotherapie eingeleitet
werden. Zu berücksichtigen ist, dass verschiedene pathophysiologische Mechanismen
nicht nur nacheinander, sondern auch parallel oder sich gegenseitig beeinflussend
ablaufen. "Das WHO-Stufenschema hat als simples Basiskonzept seine Berechtigung",
folgert Strumpf, "es erfordert allerdings eine sinnvoll aufeinander abgestimmte Kombination
von Substanzen."
Rund-um-die-Uhr-Analgesie mit Opiaten
"Die Palette der möglichen Präparate ist allerdings nicht der entscheidende Faktor
für den Erfolg einer Therapie", gibt Prof. Christoph Konrad, Luzern, zu bedenken,
"vielmehr der Umstand, Opiate überhaupt zum Einsatz zu bringen." Auch Dr. Kuno Güttler
aus Köln betont, dass die verfügbaren Opioide seit Jahrzehnten beziehungsweise Jahrhunderten
bekannt sind, die Verdienste vielmehr in der innovativen pharmazeutischen Technologie
liegen. Nachdem es zunehmend evident wurde, dass die Behandlung chronischer Schmerzen
eine Rund-um-die-Uhr-Analgesie erfordert, wuchs die Bedeutung von retardierten Analgetika.
Die ersten oralen Opioidpräparate mit retardierter Freisetzung wurden 1983 zugelassen.
"Die Einführung des sogenannten Transdermalen Therapeutischen Systems (TTS) 1991 löste
einen regelrechten 'Pflaster-Boom' aus", beschrieb Güttler. Gute Therapieerfolge zeigt
auch das im Jahr 2006 eingeführte orale osmotisch-aktive System (OROS®). Die Kapsel
setzt über eine kleine, lasergebohrte Öffnung über 24 Stunden kontrolliert Hydromorphon
frei. Neben der gleichmäßigen Freisetzung birgt aber auch der Wirkstoff selbst Vorteile
[1]. Aufgrund seiner geringen Plasma-Eiweißbindung [2] und der minimalen Verstoffwechselung über das Cytochrom P450-System [3] lässt sich die Wahrscheinlichkeit für Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
reduzieren. Die verzögerte Wirkstofffreisetzung verhindert zudem eine Aktivierung
des körpereigenen Belohnungssystems, was laut Güttler das Suchtpotenzial minimiert.
ts
Quelle: Symposium "Schmerztherapie - Quo vadis?" im Rahmen des Deutschen Schmerzkongresses
im Oktober 2007 in Berlin. Veranstalter: Janssen-Cilag GmbH