intensiv 2008; 16(3): 114-115
DOI: 10.1055/s-2008-1027507
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Hanno H.  Endres1 , Holger Beuse1
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Publication Date:
02 June 2008 (online)

Needles needless: Patientenkontrollierte Schmerztherapie

Eine neue Art von Schmerzmittelpumpe erinnert in Bezug auf Größe und Namensgebung an einen mp3-Player und kommt im Gegensatz zu PCIA, PCEA und Schallplattenspieler auch ganz ohne Nadel aus: Fentanyl iPATS (iontophoretisches Patienten-Aktiviertes Transdermales System).

Das 0,8 cm dicke, vorprogrammierte und gebrauchsfertige System wird auf die Haut des äußeren Oberarms oder des Brustbereichs geklebt. Der Patient selbst aktiviert bei Schmerzen mittels Knopfdruck die Freigabe des Wirkstoffs Fentanyl nach dem Prinzip der Iontophorese. Durch nichtspürbaren Niedrigstrom von 170 μA wird der Wirkstoff aktiv durch die Haut in die Kapillaren transportiert und gelangt so über den Blutkreislauf in das zentrale Nervensystem. Maximal alle zehn Minuten kann eine Bedarfsdosis von 40μg Fentanyl freigesetzt werde. Akustische und optische Signale zeigen an, ob das System einwandfrei arbeitet und wie viele Dosen sich der Patient bereits appliziert hat.

In vier großen klinischen Studien mit über 2500 Patienten lag die Anzahl der Patienten, die eine „ausgezeichnete” Schmerzkontrolle nach der Benutzung von Fentanyl iPATS berichteten, signifikant höher als nach i. v. Morphin-PCA. So hat das Asklepios Westklinikum Hamburg erste Erfahrungen mit der miniaturisierten Schmerzmittelpumpe im Bereich der endoprothetischen Gelenkchirurgie, der Wirbelsäulenchirurgie und auch in der Hernienchirurgie. Der Chefarzt der Anästhesieabteilung, Dr. Peter-Michael Schilke: „Die Patienten waren sehr zufrieden mit der Analgesiequalität - Probleme in der Anwendung und Applikation der einzelnen Fentanyl-Dosen gab es nicht.”

Einer Prozess-Optimierungsstudie des Herstellers Janssen-Cilag an den Universitätskliniken Marburg und Halle zufolge sollen die Kosten bei einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 1,5 Tagen vergleichbar mit der i. v. Morphin-PCA-Methode sein. Bei kürzeren Anwendungszeiträumen sei das Fentanyl iPATS dieses Herstellers (Handelname IONSYS®) sogar günstiger. Der personelle Zeitaufwand des Pflegepersonals pro Patient lasse sich um bis zu 70 % reduzieren.

(holbeu)

Abb. 1 Mittels Iontophorese wird der Wirkstoff Fentanyl aktiv durch die Haut in den Blutkreislauf transportiert. Ein für den Patienten nicht wahrnehmbarer schwach elektrischer Strom ersetzt dabei die Nadel. Abb.: Janssen-Cilag GmbH.

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