Rofo 2008; 180(2): 90
DOI: 10.1055/s-2008-1040348
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Kleinzelliges Bronchialkarzinom - Prophylaktische Radiatio des Kopfes bringt deutliche Vorteile

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Publication Date:
25 January 2008 (online)

 

Die meisten Patienten mit kleinzelligem Bronchialkarzinom (59%) sterben mit oder an Metastasen des zentralen Nervensystems. Bei kompletter Remission senkt die prophylaktische kraniale Radiatio das Risiko für symptomatische Hirnmetastasen und verlängert das Überleben. Ob auch Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung von einer Strahlentherapie des Kopfes profitieren, untersuchten nun B. Slotman et al. in einer prospektiven europäischen Multizenterstudie.   N Engl J Med 2007; 357: 664-672

286 Patienten mit fortgeschrittenem kleinzelligem Bronchialkarzinom wurden von der EORTC ("European Organisation for Research and Treatment of Cancer") in 2 gleich große Gruppen randomisiert. Bei ihnen lagen keine Hinweise auf Hirnmetastasen vor und sie hatten auf 4-6 Zyklen einer Chemotherapie angesprochen. In der Hälfte der Fälle wurde eine prophylaktische kraniale Radiatio (mit einer Gesamtdosis von 25 bis 39 Gy) vorgenommen, die Kontrollen erhielten keine weitere Behandlung.

Primärer Endpunkt der Studie war das Zeitintervall bis zur Entwicklung symptomatischer Hirnmetastasen. Diese wurden mit bildgebenden Verfahren verifiziert oder ausgeschlossen, wenn bestimmte vorgegebene Schlüsselsymptome vorlagen.

Im Studienverlauf entwickelten sich bei 24 der 143 bestrahlten Patienten und bei 59 der gleich großen Kontrollgruppe symptomatische Hirnmetastasen. Das Risiko lag damit unter Strahlentherapie niedriger (Hazard Ration [HR] 0,27, 95% Konfidenzintervall [KI]: 0,16-0,44). Auch das kumulative Risiko für symptomatische Hirnfiliae innerhalb eines Jahres erwies sich mit 14,6% als niedriger, verglichen mit 40,4% bei den Kontrollen.

Das krankheitsfreie Intervall stieg in der bestrahlten Gruppe signifikant von 12 auf 14,7 Wochen, die mittlere Überlebenszeit nahm von 5,4 auf 6,7 Monate zu. Die Überlebensrate nach einem Jahr zeigte ebenfalls deutliche Unterschiede: Sie lag in der Radiatio-Gruppe mit 27,1% (95% KI: 19,4-35,5) rund doppelt so hoch wie in der Kontroll-Gruppe (13,3%; 95% KI: 8,1-19,9).

Zentrales Bronchialkarzinom (Bild: Krug KB. Referenz-Reihe-Radiologie Thoraxdiagnostik. Thieme 2005).

Auch wenn die Radiatio nicht ohne Nebenwirkungen war, hatte sie keine klinisch relevanten Auswirkungen hinsichtlich des allgemeinen Gesundheitszustandes.

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