Notfall & Hausarztmedizin 2008; 34(1): 46
DOI: 10.1055/s-2008-1040383
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Schnelltest in der Praxis - Sichere Influenza-Diagnose

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Publication Date:
21 February 2008 (online)

 
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Ein entscheidendes klinisches Merkmal der Influenza ist, dass ein starkes Krankheitsgefühl mit bohrenden Kopfschmerzen, hohem Fieber, Gliederschmerzen, Husten und Halsschmerzen praktisch von einer Minute zur anderen einsetzt. Die vorherrschende Symptomatik variiert aber auch von Jahr zu Jahr, wie Dr. med. Peter Lehmann, Gräfelfing, beobachtet. "In diesem Jahr husten die Patienten kaum", gab er zu bedenken.

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Vorsicht: Sekundärkomplikationen

Da Influenzaviren eine hohe Affinität zum Endothel besitzen, können sie sich Zutritt zu praktisch jedem Organ verschaffen. Verbunden ist damit zum Beispiel ein Anstieg der Herzinfarkt-Sterblichkeit. Bei 40% der erkrankten Kinder wird eine Gastroenteritis als erstes und führendes Symptom beobachtet.

Sekundärkomplikationen der Influenza lassen sich durch frühzeitigen Einsatz von Neuraminidasehemmern, beispielsweise Oseltamivir (Tamiflu®) mehr als halbieren, die Krankheitsdauer wird verkürzt. Neuraminidasehemmer verhindern das Ablösen von neu gebildeten Viruspartikeln von der Wirtszelle. Damit läuft sich die Infektion tot, womit auch die Ansteckungsgefahr sinkt. Doch der Virustiter fällt schon am zweiten Tag wieder ab. "Wir müssen schnell sein, um ihn noch im Anstieg abzufangen", so Lehmann. Daher muss die Therapie in den ersten 48 Stunden nach Einsetzen der Symptome beginnen. Dennoch kann sich eine Immunität gegen das aktuelle Virus entwickeln, weil ein Vermehrungszyklus durchlaufen wird.

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Nützlicher Influenza-Schnelltest?

In der Praxis wird der Schnelltest von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nicht bezahlt, obwohl es sich um eine meldepflichtige Krankheit handelt. Jedoch sind die meisten Patienten bereit, diese zwölf Euro in ihre Sicherheit zu investieren, wenn sie entsprechend beraten werden. Um die Nützlichkeit des Schnelltests in der Praxis zu belegen, ist eine epidemiologische Erhebung bei 5 000 Allgemeinmedizinern und hausärztlichen Internisten geplant. Zu Beginn der Grippesaison (Februar 2008) werden Testkits an die Ärzte ausgegeben und sollen bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 16 Jahren, die während der Saison mit einschlägigen Symptomen in die Praxis kommen, eingesetzt werden. Geprüft werden soll, ob eine abgesicherte Diagnose zu mehr zielgerichteter Therapie führt (z. B. Verzicht auf Antibiotika) und vielleicht der diagnostische Blick für untypische Patienten geschärft wird.

Ein pädiatrisches Pilotprojekt hat bereits gezeigt, dass die klinische Diagnose der Influenza zwar relativ treffsicher ist, aber durch den Schnelltest noch deutlich optimiert werden kann. Zudem hat sich gezeigt, dass der Gewinn an diagnostischer Sicherheit die Therapieentscheidung deutlich beeinflusst und erleichtert.

Dr. med. Angelika Bischoff, Planegg

Quelle: Pressekonferenz "Influenza - Von der Epidemie zur Pandemie", November 2007 in München. Veranstalter: Roche Pharma AG, München.