Notfall & Hausarztmedizin 2008; 34(1): 50
DOI: 10.1055/s-2008-1040388
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Sekundärprophylaxe des Schlaganfalls - Schutz für Herz und Hirn jenseits der Blutdrucksenkung

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Publication Date:
21 February 2008 (online)

 
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Die Auswahl blutdrucksenkender Arzneimittel ist mittlerweile so groß, dass dank medikamentöser Zusatzeffekte sehr individuell auf das Patientenprofil eingegangen werden kann. Bei Hypertonikern mit einem Schlaganfall oder einer TIA in der Anamnese ist die MOSES-Studie (Morbidity and Mortality after Stroke - Eprosartan compared with Nitrendipine for Secondary Prevention) relevant, denn die Sekundärprophylaxe des Schlaganfalls ist ansonsten wissenschaftlich kaum dokumentiert.

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Relevant: MOSES-Studie für Hypertoniker mit Schlaganfall/TIA

In der MOSES-Studie wurde der AT1-Blocker Eprosartan (Teveten® Mono) mit dem Calcium-Antagonisten Nitrendipin verglichen. Letzterer hat in der Syst-EUR-Studie (Systolic Hypertension in Europe Trial) das primäre Schlaganfallrisiko im Vergleich zu Placebo bereits um 42% reduziert, ist damit also ein starker Vergleichspartner. Um die beiden Substanzen auf protektive Effekte jenseits der antihypertensiven Wirkung untersuchen zu können, wurde in der MOSES-Studie eine vergleichbare Blutdruckeinstellung in den Behandlungsgruppen vorgenommen. Eingeschlossen waren 1 405 Patienten, die bereits ein zerebrovaskuläres Ereignis erlitten hatten. Die Studienteilnehmer erhielten im Mittel für 2,5 Jahre 600 mg Eprosartan oder 10 bis 20 mg Nitrendipin als Monosubstanzen oder mit vorgegebenen Kombinationspartnern, die in beiden Gruppen vergleichbar waren.

Trotz schnell erreichter gleicher Blutdruckeinstellung wurde der kombinierte Endpunkt aus Gesamtmortalität sowie kardio- und zerebrovaskulären Ereignissen in der Eprosartan-Gruppe 21% besser gesenkt. Kardiovaskuläre Erstereignisse reduzierte Eprosartan dabei 31% effektiver und das relative Risiko für zerebrovaskuläre Ereignisse, einschließlich ischämischem Schlaganfall und TIA, 25% stärker.

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Kein Klasseneffekt: Zusatznutzen von Eprosartan

Einen von vielen Erklärungsansätzen für den Zusatznutzen von Eprosartan stellte Prof. Heinz Rupp, Marburg, während des ANIM-Kongresses 2007 in Chemnitz vor. Er wies in seinem Vortrag darauf hin, dass Eprosartan nicht nur die postsynaptischen, sondern auch die präsynaptischen AT1-Rezeptoren blockieren kann. Es wird also nicht nur das Renin-Angiotensin-Aldosteron-Sytem (RAAS) selbst, sondern auch das sympathische Nervensystem (SNS) beeinflusst. Klinisch kann das einen Schutz vor Linksherzhypertrophie, aber auch vor Gefäß- und Nervenschäden bedeuten. Dass dieser Effekt ungeprüft nicht auf die gesamte Klasse übertragbar ist, zeigt ein Blick auf die Molekülstruktur: Eprosartan ist der einzige AT1-Blocker ohne Biphenyl- und ohne Tetrazolstruktur.

Quelle: Nach einer Meldung der Solvay Arzneimittel GmbH, Hannover