psychoneuro 2008; 34(2): 103
DOI: 10.1055/s-2008-1063055
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Parenterale Therapieoptionen - Beim Status epilepticus nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen

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Publication Date:
14 April 2008 (online)

 
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In peri- und postoperativen Situationen oder auf der Intensivstation sind Patienten, die ihre Medikamente regelmäßig einnehmen müssen, wie Epilepsie- und Parkinsonpatienten, häufig auf parenteral applizierbare Medikamente angewiesen. In den letzten Jahren hat sich die Situation der Epilepsiepatienten durch die Zulassung von intravenösem Levetiracetam bzw. die der Parkinsonpatienten durch die Zulassung des Dopaminagonisten Rotigotin in Pflasterform spürbar verbessert - so das Fazit der Referenten auf einem Satellitensymposium im Rahmen der 25. Arbeitstagung für Neurologische Intensiv- und Notfallmedizin in Wiesbaden. Weitere parenterale Medikamente sind in der Pipeline. Bereits dieses Jahr wird die Zulassung eines weiteren intravenös applizierbaren Antiepileptikums (Lacosamid) erwartet.

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Levetiracetam beim Status epilepticus

Ein rasches parenterales Eingreifen ist z.B. beim Status epilepticus erforderlich, der zu den häufigsten Notfällen in der Neurologie zählt. Hirnschädigungen sind bereits nach 30 bis 60 Minuten zu erwarten. Die Behandlung sollte daher früh, effektiv und eskalierend beginnen, forderte Dr. Christoph Kellinghaus, Osnabrück. Die bisher in erster Linie eingesetzten Substanzen wie Phenytoin, Benzodiazepine und Barbiturate sind zwar effektiv, aber nicht nebenwirkungsarm. So können u.a. Atemwegsdepressionen, Sedation, Blutdrucksenkung und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten. Eine eigene Pilotstudie von Kellinghaus mit Levetiracetam i.v. beim Status epilepticus lieferte ermutigende Ergebnisse. "Bei 15 von 19 Patienten konnten wir mit Levetiracetam i.v. den Status durchbrechen. Dabei haben wir keine relevanten, dem Levetiracetam zuortenbaren Unverträglichkeiten gefunden. Neunmal kam es einige Stunden nach der Bolusgabe zum Erbrechen". Jetzt seien größere Studien nötig. Levetiracetam (Keppra®) ist noch nicht zur Behandlung des Status epilepticus zugelassen.

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Zukünftige Therapieoption mit Lacosamid

Dr. Gregory Krauss, Baltimore (USA), stellte Ergebnisse mit Lacosamid vor, dessen Zulassung bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) zur Zusatzbehandlung von fokalen Anfällen bei erwachsenen Epilepsiepatienten sowohl in oraler als auch intravenöser Anwendung beantragt ist. Lacosamid verfügt über einen neuartigen, dualen Wirkmechanismus und wirkt sowohl modulierend auf die langsame Inaktivierung von Natriumkanälen als auch auf CRMP-2 (Collapsin response mediator protein 2) [1]. Die Substanz ist in einem breiten Spektrum einschließlich Status epilepticus effektiv, wie Krauss ausführte. In den bisherigen Studien mit über 3500 Patienten war die Substanz gut verträglich. Gewichtszunahmen, Sedierung, kognitive Nebenwirkungen oder Verhaltensänderungen sind unter Lacosamid nur selten. Wechselwirkungen mit anderen Antiepileptika sind aufgrund der Stoffwechselwege nicht zu erwarten.

Dr. Katrin Wolf, Eitorf

Quelle: Satellitensymposium "Epilepsie und Morbus Parkinson - parenterale Therapieoptionen im OP und auf der Intensivstation" im Rahmen der 25. Arbeitstagung für Neurologische Intensiv- und Notfallmedizin (ANIM) am 1. Februar 2008 in Wiesbaden, veranstaltet von der UCB GmbH

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Literatur

  • 01 Beyreuther BK . et al . Lacosamide: a review of preclinical properties.  CNS Drug Reviews. 2007;  13 (1) 21-42
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Literatur

  • 01 Beyreuther BK . et al . Lacosamide: a review of preclinical properties.  CNS Drug Reviews. 2007;  13 (1) 21-42