psychoneuro 2008; 34(2): 108
DOI: 10.1055/s-2008-1063060
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diagnose Alzheimer - Versorgungsituation in Deutschland

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Publication Date:
14 April 2008 (online)

 
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Derzeit leben in Deutschland etwa 1 Million Demenzkranke, jährlich kommen etwa 200000 hinzu. Die Prognose für das Jahr 2050 wird gemäß der demografischen Entwicklung auf mehr als 2 Millionen beziffert. Zwei Drittel der Demenzformen sind der Alzheimer-Erkrankung zuzuordnen, 15 bis 20% entfallen auf vaskuläre Demenzen, die restlichen 10% sind Mischformen oder Demenzen, die durch andere Krankheitsbilder bestimmt werden wie z.B. die Parkinson-Demenz. Neben kognitiven ist die Demenz geprägt durch nicht-kognitive Störungen wie Apathie/Gleichgültigkeit (67%), Angst (58%), Depression (54%) und problematische Schlafgewohnheiten (50%). Die Alltagskompetenz der Patienten ist mit fortschreitendem Schweregrad der Erkrankung zunehmend beeinträchtigt und der Pflegeaufwand ist dementsprechend hoch.

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Frühzeitig leitliniengerecht behandeln

Eine bundesweit angelegte Studie zur Versorgungssituation Demenzkranker in deutschen Privathaushalten in 2006 ergab u.a., dass die Betreuung hauptsächlich von weiblichen Angehörigen ohne professionelle Pflegeerfahrung übernommen wird, die daneben oft - je nach Schweregrad der zu pflegenden Person - voll oder teilweise erwerbstätig ist. Die medizinische Versorgung erfolgt fast immer über den Hausarzt, in seltenen Fällen über den Facharzt. Schätzungsweise werden 40 bis 60% der Demenzen gar nicht diagnostiziert. Es bestehe in Deutschland eine deutliche medikamentöse Mangelversorgung von Demenzkranken, so Prof. Siegfried Weyerer, Mannheim. Obwohl entsprechend der Leitlinien der Fachgesellschaften Acetylcholesterinesterasehemmer bei der dauerhaften Behandlung der leichten bis mittelschwerern Alzheimer-Demenz das Mittel der 1. Wahl sind, erhalten nur 15% aller Demenzkranken in Privathaushalten Antidementiva. Eine sachgerechte und vor allem frühzeitige medikamentöse Versorung kann den Eintritt der Pflegebedürftigkeit und damit die Aufnahme in ein Heim um etwa 2 Jahre verzögern - wie bereits für Galantamin (Reminyl®) gezeigt werden konnte [2] -, schlussfolgerte Weyerer. Die durch die Betreuung und Therapie anfallenden Gesamtkosten können so zwischen 1,4 und 17% reduziert werden.

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"Pflege" des Pflegenden

Mit der Initiative PAULA (Patienten- und Angehörigen-Unterstützung im Leben mit Alzheimer) wird nun die besondere Konstellation der "Behandlungseinheit" aus Patient und Angehörigen untersucht. Die Initiative PAULA ist ein Projekt der Janssen-Cilag GmbH und steht unter der Schirmherrschaft von Prof. Matthias Riepe, Berlin. Mittels Fragebögen wurden niedergelassene Nervenärzte über die Bedeutung der Alzheimer-Erkrankung für Patienten und Angehörige sowie der Effekt einer medizinischen Behandlung mit Antidementiva auf Patient und Angehörigen befragt. In einer zweiten Phase des Projekts, das im Januar 2008 bereits begonnen hat, werden Angehörige neudiagnostizierter Alzheimer-Patienten über 12 Wochen ein Tagebuch führen und eine subjektive Einschätzung ihrer eigenen Befindlichkeit und Lebensqualität vornehmen. Ihnen steht es zudem frei, eine professionelle telefonische Beratung in Anspruch zu nehmen. Die Initiative PAULA soll so die direkte, medikamentöse Versorgung der Patienten durch Unterstützung und Beratung ihrer pflegenden Angehörigen sinnvoll und optimal ergänzen.

Quelle: Pressekonferenz "Initiative Paula - Gemeinsam gut versorgt in der Alzheimer-Therapie" am 29. Januar 2008 in Berlin, veranstaltet von der Janssen-Cilag GmbH

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Literatur

  • 01 Schäufele M . et al . Betreuung von demenziell erkrankten Menschen in Privathaushalten: Potenziale und Grenzen. In: Schneekloth U, Wahl U (Hrsg.). Selbständigkeit und Hilfebedarf bei älteren Menschen in Privathaushalten.  Stuttgart: Kohlhammer. 2006; 
  • 02 Feldmann H . et al . Die Wirkung von Galantamin auf die Zeit bis zur Einweisung in ein Pflegeheim.   Poster präsentiert auf der 8th European Federation of Neurological Societies 2004 in Paris. 2004; 
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Literatur

  • 01 Schäufele M . et al . Betreuung von demenziell erkrankten Menschen in Privathaushalten: Potenziale und Grenzen. In: Schneekloth U, Wahl U (Hrsg.). Selbständigkeit und Hilfebedarf bei älteren Menschen in Privathaushalten.  Stuttgart: Kohlhammer. 2006; 
  • 02 Feldmann H . et al . Die Wirkung von Galantamin auf die Zeit bis zur Einweisung in ein Pflegeheim.   Poster präsentiert auf der 8th European Federation of Neurological Societies 2004 in Paris. 2004;