B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2008; 24(3): 123-129
DOI: 10.1055/s-2008-1076855
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Ossäre Konfiguration beeinflusst Verletzungsrisiko

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Publication Date:
13 June 2008 (online)

Ossäre Konfiguration beeinflusst Verletzungsrisiko

Die chronische Instabilität des oberen Sprunggelenks (CAI) entwickelt sich bei 20-40 % der Sportler nach akuter Gelenkdistorsion. Einigen Patienten hilft auch die erfolgreiche Bänderrekonstruktion nicht dauerhaft. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich daher mit der össären Konfiguration der Gelenke als intrinsischen Risikofaktor für eine Chronifizierung (Br J Sports Med 2007; 41: 420-424).

A. Frigg und Mitarbeiter untersuchten die ossäre Konfiguration von oberen Sprunggelenken. Dabei stellten sie fest, dass sowohl ein hoher Talusradius als auch ein niedriger tibiotalarer Sektor das Risiko für eine chronische Instabilität dieser Gelenke erhöht. Die Talushöhe war hingegen nur bei den teilnehmenden Frauen potenzieller Risikofaktor. An der am Universitätsspital Basel, Schweiz, durchgeführten vergleichenden Fall-Kontroll-Studie beteiligten sich 52 Patienten. Diese hatten sich mindestens 3 aufeinander folgende Distorsionen des OSG zugezogen und sollten eine Bandplastik erhalten. Als Kontrollgruppe dienten 52 gesunde Personen mit gesundem Sprunggelenk.

Talusradius und tibiotalarer Sektor als Risikofaktoren

Die Auswertung der lateralen Röntgenaufnahmen nahm ein unabhängiger Radiologe mittels DICOM / PACS-System (Tab. 1) vor. Dabei stellte er fest, dass Patienten mit einer chronischen Instabilität des Sprunggelenks über einen größeren Talusradius (21,2 [SD 2,2] mm) und damit einen flacheren Talus verfügten als Personen der Kontrollgruppe (17,7 [1,9] mm; p < 0,001, Power > 95 %). Dies galt sowohl für die beteiligten Männer (22,8 [2,3] mm vs. 18,4 [1,9] mm; p < 0,001, Power > 95 %) als auch für die Frauen (20,3 [1,9] mm vs. 17,3 [2,0] mm; p < 0,001, Power > 95 %). Der tibiotalare Sektor, der die tibiale Bedeckung des Talus beschreibt und damit als Maß für den Halt des Talus in der Tibia dient, war bei den Studienteilnehmern mit einer chronischen Instabilität geringer (80° [5,1°]) als bei den Kontrollpersonen (88,4° [7,2°]; p < 0,001, Power > 95 %). Dieser Trend blieb auch nach der Unterteilung der Studienteilnehmer nach Geschlecht bestehen. Für Männer ergab sich ein Wert von 80,3° [6,1°] vs. 91,4° [7,2°]; p < 0,001, Power > 95 %) und für Frauen von 79,8° (4,6°) vs. 86,8° (6,7°; p < 0,001, Power > 95 %).

Differenz der Talushöhe nur bei Frauen signifikant

Die Talushöhe, die Einfluss auf die Drehmomentkräfte hat, unterschied sich nicht signifikant zwischen Personen mit (28,8 [2,6] mm) und ohne chronische Instabilität (27,5 [4,0] mm; p = 0,055) des OSG. Eine genauere Betrachtung zeigte jedoch, dass, obwohl bei den Männern keine Signifikanz vorlag (30,9 [3,9] mm vs. 30,3 [3,9] mm; p = 0,51), Frauen mit CAI zwar nur einen geringfügig höheren Talus hatten, diese Differenz aber statistisch signifikant war (27,6 [2,2] mm vs. 26,0 [3,3] mm; p < 0,05).

Fazit

Die Studienergebnisse können die Entscheidung über die weitere Behandlung einer chronischen Instabilität des OSG unterstützen. Patienten mit instabiler ossärer Konfiguration sollten beim Sport Maßnahmen ergreifen, die das Gelenk stabilisieren. In einigen Fällen könnte eine chirurgische Stabilisierung der Bänder helfen, immer wieder auftretende Distorsionen zu vermeiden. Weiterhin könnten Sportler wie Basketballspieler mit einem hohen Risiko für Sprunggelenksverletzungen und einer instabilen Sprunggelenkskonfiguration mit stabilisierenden Hilfsmitteln Verletzungen vorbeugen.

Britta Brudermanns, Köln

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