Diabetes aktuell 2008; 6(2): 71-77
DOI: 10.1055/s-2008-1079121
Schwerpunkt

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Reduktion der glykämischen Last bei Übergewicht und Adipositas - Hyperinsulinämie und Insulinresistenz als differenzialtherapeutische Determinanten?

Ulrich P. Huehmer1 , H. Güssinger1 , A. Heidenreich1 , B. Kettenbach1 , S.D. Müller1 , C. Tatschl1 , I. Wagnsonner1
  • 1Department Klinische Medizin und Biotechnologie, Universitätslehrgang Angewandte Nutritive Medizin, Donau-Universität Krems
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Publication Date:
16 May 2008 (online)

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Die Vorstellung, „eine Kalorie ist eine Kalorie”, ist nicht mehr aufrecht zu erhalten und macht vor dem Hintergrund aktueller Forschungsergebnisse nach Ansicht der Autoren einen Paradigmenwechsel notwendig. Die Zusammensetzung der Nahrung in Bezug auf die Makronährstoffe beeinflusst eine Vielzahl von Hormon- und Transmittersystemen, die entscheidende Wirkung auf die Regulation des Energiehaushaltes haben. Diese Systeme führen nicht nur zu Veränderungen in der Energiebilanz und damit der Effizienz der Nahrungsauswertung, sondern tragen wesentlich zum Verhalten des Individuums im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme bei. Die Übergewicht und Adipositas häufig begleitende chronische Hyperinsulinämie, entweder als Folge einer primären Hypersekretion oder als Konsequenz einer etablierten Insulinresistenz, nimmt dabei eine zentrale Stellung ein. Diätkostformen mit niedriger Insulinogenität (niedrige glykämische Last [Low GL], niedriger glykämischer Index [Low GI]) zeigen günstigere Wirkungen im Hinblick auf Hungergefühl, Grundumsatz, Lipidstoffwechsel und Insulinsensitivität als traditionelle Low-Fat-Reduktionskostformen. Hinsichtlich der Gewichtsreduktion zeigen sie bislang bei jenen Personen deutliche Vorteile, bei denen ein Hyperinsulinismus besteht. Die zukünftige Ernährungstherapie bei Übergewicht und Adipositas wird individuell nach dem metabolischen Profil des Betroffenen gestaltet werden müssen. Die Analyse der Insulinproduktion und des Insulinspiegels eines Patienten wird möglicherweise zur entscheidenden Determinante, wenn die Gewichtsreduktion das primäre Therapieziel ist.

Literatur

Korrespondenz

Ulrich Huehmer

Donau-Universität Krems Department für Klinische Medizin und Biotechnologie

Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30

A-3500 Krems

Email: Ulrich.huehmer@edu. donau-uni.ac.at