psychoneuro 2008; 34(4): 180
DOI: 10.1055/s-2008-1079270
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Schizophrene Erkrankungen vermeiden - Prophylaxe ist die beste Therapie

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Publication Date:
13 May 2008 (online)

 
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    Vermutlich kommen mehrere Risikofaktoren zusammen, um eine schizophrene Psychose auszulösen. Präventive Strategien können daher an verschiedenen Stellen ansetzen. Einen wichtigen Beitrag liefert z.B. die Behandlung von Suchterkrankungen: Cannabis verdoppelt das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken. Auch Impfungen vor einer Schwangerschaft können möglicherweise das Risiko senken. Eine Infektion der Mutter im ersten Trimester der Schwangerschaft erhöht nach den Ergebnissen einer großen Kohortenstudie mit über 12 000 Kindern das Risiko für die Entstehung einer schizophrenen Erkrankung deutlich. In den USA ist die Impfung gegen Influenza in der Schwangerschaft schon lange Zeit eine Empfehlung des Centers for Disease Control (CDC). Während der Schwangerschaft sollten zudem Stress, Alkohol, Umweltgifte und auch Analgetika vermieden werden. Aufklärung über Risikofaktoren ist daher ein wichtiger Pfeiler in der Prävention. Dies zeigt sich z.B. daran, dass die Kinder von Frauen, die nicht an einer Schwangerschaftsvorsorge teilnehmen, ein um den Faktor 2 höheres Risiko für eine schizophrene Erkrankung aufweisen. Die Erkrankungswahrscheinlichkeit ist außerdem bei Frühgeborenen erhöht.

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    Auch bei Menschen mit hohem Risiko können präventive Maßnahmen sinnvoll sein. Trotzdem werden noch immer viele Betroffene erst Jahre nach den ersten Anzeichen einer schizophrenen Erkrankung behandelt (www.kompetenznetz-schizophrenie.de). Die ersten Anzeichen sind meist uncharakteristisch, wie Störungen im Bereich von Kognition, Affekt und sozialem Verhalten. Emotionale Dysfunktionen, die bereits lange vor dem ersten psychotischen Ereignis auftreten können, zeigen sich beispielsweise in Defiziten beim Verarbeiten emotionaler Stimuli sowie beim Erleben von Emotionen. Entscheidend für die Prognose der Betroffenen ist dann die Zeit der unbehandelten Psychose (DUP).

    Je länger mit der Behandlung gewartet wird, desto wahrscheinlicher wird ein chronischer Krankheitsverlauf. So das Ergebnis einer Untersuchung mit 636 Patienten, die zum ersten Mal an einer Psychose erkrankten. Eine längere DUP (> ein bis drei Monate) war mit einer geringeren Remissionsrate der Positivsymptomatik (p < 0,001), kleinerer Wahrscheinlichkeit für eine Arbeitsstelle (p < 0,001), höherer Wahrscheinlichkeit für Substanzmissbrauch (p = 0,015) und Krankheitsschwere (p < 0,001) sowie niedrigerem Funktionsniveau (p < 0,001) verbunden.

    KW

    Quelle: Schimmelmann BG et al. Impact of duration of untreated psychosis on pre-treatment, baseline, and outcome characteristics in an epidemiological first-episode psychosis cohort. J Psychiatr Res 2008; 2008 Jan 14 [Epub ahead of print]

     
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