Rofo 2008; 180(6): 489-492
DOI: 10.1055/s-2008-1079350
Bildessay

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bildgebung der Nokardiose

Nocardiosis: Imaging FndingsO. Maksimovic, M. Horger, J.P. Pintoffl, U. Ernemann
  • Tübingen
Further Information

Publication History

Publication Date:
26 May 2008 (online)

 

Die Nokardiose ist eine seltene grampositive bakterielle Infektion, die durch Aktinomyces der Gattung Nocardia verursacht wird. Charakteristisch für die Nokardiose ist die Vielfalt ihrer klinischen Manifestationen. Die Nokardiose wird durch mindestens 16 verschiedene Nocardia spp. verursacht. Die humanpathologischen Spezies sind fakultativ pathogen, variieren weltweit und kommen überwiegend bei immunsupprimierten Patienten vor, insbesondere bei Patienten mit Defiziten in der zellulären Abwehr (Palmer DL et al. Medicine (Baltimore) 1974; 53: 391 und Lederman ER et al. Medicine (Baltimore) 2004; 83: 300).

Potenzielle Risikofaktoren für die Nokardiose stellen eine Steroidtherapie, Immunsuppression nach vorangegangener Chemotherapie, HIV-Infektion und Immunsuppression nach hämatologischer Stammzell- oder nach Organtransplantation dar. Am häufigsten sind pulmonale, ZNS- und kutane Manifestationen. Ein disseminierter Befall ist ebenfalls möglich. Vorherrschend sind pyogene Entzündungen mit zentralen Nekrosen. Bei der Nokardiose zeigen sich keine pathognomonischen Symptome. Der Verdacht sollte bei allen Patienten mit bestehenden oder kürzlich zurückliegenden pulmonalen Erkrankungen gestellt werden, welche zusätzlich Läsionen im Bereich des ZNS, der Weichteile oder der Haut aufweisen.

Unter den häufigsten Manifestationsorten der Nokardiose steht die Lunge mit über zwei Dritteln an erster Stelle. Die Nokardiose der Lunge kann akut, subakut oder chronisch verlaufen und ist nicht durch spezifische laborchemische Konstellationen oder Symptome gekennzeichnet. Das ZNS folgt mit etwa 20% der Fälle und tritt meist nach der Disseminierung einer pulmonalen oder kutanen Infektion auf. Die disseminierte Nokardiose wird als Befall zweier unterschiedlicher Lokalisationen - mit oder ohne zusätzlichen pulmonalen Befall - definiert.

Die Nokardiose kann sich, ausgehend von einem pulmonalen oder kutanen Fokus, praktisch in jedes Organ ausbreiten. Trotz des vermutlich hämatogenen Ausbreitungsweges ist die Sicherung des Erregers aus Blutkulturen aufgrund seiner anspruchsvollen Kultivierungsbedingungen oft schwierig.

Die Nocardia-Spezies kommt in der Umwelt vor und wird über Staubpartikel aerogen übertragen. Es gibt keine Belege eines Mensch-zu-Mensch- oder Tier-zu-Tier-Übertragungsweges (Lederman ER et al. Medicine (Baltimore) 2004; 83: 300, Kontoyiannis DP et al. Medicine (Baltimore) 1998; 77: 255, Goodfellow M et al. Annu Rev Microbiol 1983; 37: 189). Prophylaktische Maßnahmen existieren nicht.

    >