psychoneuro 2008; 34(5): 238
DOI: 10.1055/s-2008-1081023
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Harnsäure und Multiple Sklerose - Schützt Harnsäure vor Multipler Sklerose?

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Publication Date:
03 July 2008 (online)

 
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    Nach der bisherigen Literatur scheinen Patienten mit Multipler Sklerose (MS) nur selten an Gicht zu erkranken und erhöhte Harnsäurespiegel, die als ein entscheidender Risikofaktor für die Entwicklung einer Gicht gelten, treten praktisch nicht auf. Im Gegenteil: Der Spiegel an Harnsäure, ein Produkt des Purinstoffwechsels, scheint bei MS-Kranken eher erniedrigt zu sein als bei gesunden Kontrollgruppen. Auch MS-Patienten im Schub weisen im Durchschnitt tiefere Werte auf als Patienten in Remission. Die Ursachen für diesen Effekt sind noch weitgehend unbekannt. Diskutiert werden antioxidative/neuroprotektive Eigenschaften von Harnsäure oder verwandten Metaboliten.

    Möglicherweise eignet sich Harnsäure auch als Marker für die Erkrankungsaktivität und die Verlaufskontrolle bei medikamentöser Therapie.

    In einer retrospektiven Untersuchung verglichen Guerrero et al. die Harnsäurespiegel von Patienten mit sekundär progressiver MS (64 Frauen, 19 Männer) (1). Sie analysierten die Daten hinsichtlich demografischer Variablen wie Alter und Geschlecht, Alter bei Erkrankungsbeginn, Behinderungsgrad und Anzahl von Rückfällen. Dabei bestimmten sie die Spiegel während und nach eines Schubs, während der Remissionsphase und während der immunmodulatorischen Behandlung (Interferon-beta-1a i.m., Interferon-beta-1a s.c., Interferon-beta-1b oder Glatirameracetat). Während des Schubs lagen die Harnsäurespiegel signifikant niedriger. Unter immunmodulatorischer Behandlung sanken die Harnsäurespiegel ebenfalls. Ob Harnsäure nur die Krankheitsaktivität bei MS widerspiegelt oder auch eine Rolle bei der Pathogenese der Erkrankung spielt, muss in weiteren Studien untersucht werden.

    KW

    Quelle: Guerrero AL et al. Variation of serum uric acid levels in multiple sclerosis during relapses and immunomodulatory treatment. Eur J Neurol 2008;15 (4): 394-397