Epilepsie - Zehn Jahre Erfahrungen mit dem Antiepileptikum Topiramat

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Bild: Photo Alto. Nachgestellte Situation.

Topiramat steht seit zehn Jahren für die Therapie der Epilepsie zur Verfügung. Es ist breit einsetzbar, hochwirksam in niedriger Dosierung und gut verträglich. Vorteile zeigt das Antiepileptikum auch bei schweren Formen der Epilepsie und bei Altersepilepsie.

1998 fiel für Topiramat (Topamax®) der Startschuss für seinen Einsatz als Antiepileptikum. Mehr als sechs Millionen Patienten sind damit inzwischen behandelt worden. Während dieser Zeit hat sich Topiramat zu einem gut verträglichen Breitspektrumantiepileptikum entwickelt mit dem derzeit umfassendsten Zulassungsstatus unter den neueren Antiepileptika. Indiziert ist Topiramat zur Mono- und zur Kombinationstherapie bei Erwachsenen und Kindern ab zwei Jahren. Als Monotherapie ist es bei allen Formen der Epilepsie zugelassen, in der Kombinationstherapie bei fokalen Anfällen, primär generalisierten tonisch-klonischen Anfällen sowie beim Lennox-Gastaut-Syndrom. Auch in der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie gehört Topiramat zu den Antiepileptika der 1. Wahl. "Die breite Wirksamkeit bei fokaler und generalisierter Epilepsie ist ein klarer Pluspunkt von Topiramat", betonte Dr. Stephan Arnold, München. Dr. Sonja Lisch, Isar-Amper-Klinik Haar, betonte darüber hinaus die sehr schnelle Wirksamkeit von Topiramat: "Man muss nicht ewig warten, bis der Effekt einsetzt."

Lange Retentionszeiten belegen gute Verträglichkeit

Topiramat entfaltet seine hohe Wirksamkeit bereits in niedrigen, gut verträglichen Dosierungen. Als initiale Zieldosis in der Monotherapie gilt inzwischen eine Tagesdosis von 100 mg. Die unter extrem hohen Dosen von 600 bis 1 200 mg Topiramat als Add-on-Therapie beobachteten Nebenwirkungen, wie etwa die Aphasie, spielen bei den inzwischen eingesetzten niedrigen Dosen bis 200 mg kaum eine Rolle. Die gute Verträglichkeit spiegelt sich auch in langen Retentionszeiten wider. Im Vergleich mit Carbamazepin und Valproinsäure sind die Retentionszeiten unter Topiramat bei vergleichbarer Wirksamkeit deutlich länger als unter den anderen Regimes, so das Ergebnis einer Studie mit über 700 neu diagnostizierten Patienten mit Epilepsie (Retentionszeiten: 610 vs. 434 Tage bzw. 378 vs. 308 Tage) [2].

Mit dem Rücken zur Wand

Auch in der sekundären Monotherapie ist mit Topiramat bei vielen Patienten ein Therapieerfolg zu erzielen. Bei Epileptikern, die von Valproat oder Carbamazepin/Oxcarbazepin aufgrund mangelnder Wirksamkeit oder Nebenwirkungen auf Topiramat umgestellt wurden, konnte zu 51 % bzw. 62 % Anfallsfreiheit erreicht werden. Nur bei 11 % waren Dosen über 200 mg Topiramat notwendig [1], [3]. Arnold verwies auf seine guten Erfahrungen mit Topiramat bei schwer kranken und therapieresistenten Patienten mit Epilepsie: "Auch bei Patienten, die schon mit dem Rücken zur Wand stehen und bei denen schon alles versucht wurde, besteht zumindest noch eine Chance von fünf Prozent auf Anfallsfreiheit." Vor einem chirurgischen Eingriff sollte daher aus seiner Sicht immer ein Therapieversuch mit Topiramat oder auch Levetiracetam gemacht werden.

"Extrem interessante Alternative im Alter"

Prädestiniert ist Topiramat auch für den Einsatz bei älteren Patienten mit Epilepsie, unabhängig davon ob sie schon lange an der Erkrankung leiden oder ob die Epilepsie erstmals im Alter aufgetreten ist, denn die meist multimorbiden Patienten profitieren besonders von der guten Verträglichkeit und dem geringen Interaktionspotenzial von Topiramat, da dieses fast ausschließlich renal eliminiert wird und eine geringe Plasmaproteinbindung hat. Belegt sind Wirksamkeit und Verträglichkeit in dieser Altersgruppe in vier Studien mit mehr als 400 Patienten. Besonders interessant: Eine Studie mit 107 älteren Patienten in einem mittleren Alter von 69 Jahren, welche die Langzeitwirksamkeit von Topiramat über ein Jahr dokumentiert. Die mittlere monatliche kumulative Anfallsfrequenz reduzierte sich von 3,7 auf 1,6 bei guter Verträglichkeit. Die Lebensqualität der Patienten gemessen anhand des QUOLIE-31-Score besserte sich über alle Parameter wie Angst vor Anfällen, kognitive Fähigkeiten, Wirksamkeit, soziale Funktionen und Lebensqualität. Erreicht wurde dieser Effekt in niedrigen Dosen von 98 mg in der Monotherapie und 153 mg in der Kombinationstherapie [4]. Arnold betonte, dass Topiramat gerade im Alter eine "extrem interessante Alternative" ist, da eine Dosis von 50 mg häufig bereits ausreicht, nahezu keine Nebenwirkungen auftreten und insbesondere "die unter Carbamazepin auftretenden Nebenwirkungen wegfallen".

Dr. Beate Fessler, München

Quelle: Symposium "Impulse 2008 in der Epilepsietherapie" am 26. April 2008 in Norderstedt, veranstaltet von der Janssen-Cilag GmbH, Neuss

Literatur

• 01 Kowalik A . et al . Conversion from carbamazepine or oxcarbazepine to topiramate in adolescents and adults with epilepsy.  Acta Neurol Scand. 2008;  117 (3) 159-166
• 02 Privitera MD . et al . Topiramate, carbamazepine and valproate monotherapy: double-blind comparison in newly diagnosed epilepsy.  Acta Neurol Scand.. 2003;  107 (3) 165-175
• 03 Schäuble B . et al . Effectiveness and tolerability of topiramate in epilepsy previously treated with valproate.  Epilepsia. 2006;  47 (S4) p2.154
• 04 Stefan H et al. Epilepsy outcomes in elderly treated with topiramate. Acta Neurol Scand 2008 Mar 31 [Epub ahead of print].