Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2017; 45(04): 244-251
DOI: 10.15653/TPG-170287
Für Studium und Praxis
Schattauer GmbH

Anthelminthikaresistenz bei Wiederkäuern: Entwicklung, Diagnostik und Maßnahmen

Anthelmintic resistance in ruminants: development, diagnostics, and procedures
Gabriela Knubben-Schweizer
1   Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung, Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München
,
Kurt Pfister
2   Lehrstuhl für Vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München
3   Parasite Consulting, Bern, Schweiz
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Publication History

Eingegangen: 12 April 2017

Akzeptiert nach Revision: 14 July 2017

Publication Date:
09 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Anthelminthikaresistenzen von Magen-Darm-Würmern bei kleinen Wiederkäuern, aber auch bei Rindern und Pferden sind inzwischen weit verbreitet. Verantwortlich für die zunehmenden Anthelminthikaresistenzen ist unter anderem ein breiter Einsatz aller auf dem Markt verfügbaren Wirkstoffe. Ein breiter Einsatz führt zu einer Selektion natürlich vorkommender Resistenzgene innerhalb Parasitenpopulationen. Die aktuell praxistauglichste Methode zur Beurteilung der Wirksamkeit eines Anthelminthikums ist der Eizahlreduktionstest. Zur Verlangsamung der Resistenzentwicklung müssen die verfügbaren Wirkstoffe reduziert und selektiv eingesetzt werden. Ein Teil der Herde bleibt bei der selektiven Entwurmung unbehandelt. Es gilt also, die Tiere zu erkennen, die eine Behandlung aus gesundheitlichen oder wirtschaftlichen Gründen benötigen. Die Befunde können an Einzel tieren oder an ausgewählten Tiergruppen erhoben werden. Um zu entscheiden, welche Gruppen von Tieren einer Herde behandelt werden müssen (Targeted Treatment), eignen sich beispielsweise die Unter suchung von Sammelkotproben (Rind und kleine Wiederkäuer), die Messung der Pepsinogenkonzentration im Serum (Rind) oder die Bestimmung von Antikörpern gegen Ostertagia-ostertagi-Antigene in der Tank milch (Rind). Für die Einzeltierbehandlung (Targeted Selective Treatment) können Kriterien wie Eiausscheidung (Rind und kleine Wiederkäuer), Farbe der Konjunktiven als Hinweis für den Befall mit Haemonchus contortus (FAMACHA®, kleine Wiederkäuer), Nährzustand adulter Tiere (kleine Wiederkäuer), Gewichtszunahme bei Jungtieren (Rind und kleine Wiederkäuer) und Kotkonsistenz (kleine Wieder käuer) herangezogen werden. Diese Entscheidungskriterien lassen sich auch kombinieren, was die Aussagekraft steigert. Des Weiteren sollte zu Beginn der Weidesaison regelmäßig eine Wirksamkeitsprüfung der eingesetzten Wirkstoffe erfolgen und während der Weide saison durch Weidemanagement versucht werden, den Parasitendruck gering zu halten. Ziel des selektiven, nachhaltigen Anthelminthikaeinsatzes ist die reduzierte Anwendung von Wirkstoffen bei erhaltener Produktivität und Gesundheit der Tiere und somit eine längere Wirksamkeit der verfügbaren Präparate.

Summary

Anthelmintic resistance of gastrointestinal nematodes in small ruminants, but also in cattle and horses, is now found worldwide. The reason for increasing anthelmintic resistance is, in particular, the extensive use of all the anthelmintic agents available on the market. A nontargeted use leads to the selection of naturally occurring resistance genes within parasite populations. The most practical method for evaluating the efficacy of an anthelmintic is the fecal egg-count reduction test. To reduce the rate of anthelmintic resistance development, the available active substances must be applied less and in a targeted manner. When applying targeted (selective) treatment, part of the herd is left untreated. Therefore, it is necessary to identify the animals that require treatment for health or economic reasons. To decide on anthelmintic treatment, findings can be collected from single animals or from a group of animals in a herd. To determine which groups of animals are to be treated within a herd (targeted treatment), pooled fecal samples (cattle and small ruminants), serum pepsinogen concentration (cattle), or Ostertagia ostertagi antibodies in the bulk milk (cattle) can be analyzed. For individual animal (targeted selective) treatment, criteria including fecal egg count (cattle and small ruminants), conjuctival color as an indicator for infection with Haemonchus contortus (FAMACHA®, small ruminants), body condition in adult animals (small ruminants), weight gain in juvenile animals (cattle and small ruminants), and the consistency of the feces (small ruminants) are used. These decision criteria can also be combined to enhance the informative value. Furthermore, an efficacy test of the anthelmintics used should be performed regularly at the beginning of the pasture season. During the pasture season, a low infection pressure should be maintained by pasture management strategies. The goal of sustainable parasite management is the reduction of anthelmintic treatment while maintaining the productivity and health of the animals and thus a longer effectiveness of the available drugs.