Psychiatr Prax 2018; 45(03): 166-167
DOI: 10.1055/a-0589-4859
Media Screen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pharmakotherapeutische Interaktionen und kritische Anmerkungen zur Psychopharmakotherapie

Contributor(s):
Ulrike Hoffmann-Richter
Further Information

Publication History

Publication Date:
04 April 2018 (online)

Zoom Image
Zoom Image

Nach vielen Jahren, während der die Pharmakotherapie in der psychiatrischen Behandlung ihren unumstrittenen Platz hatte, mehren sich kritische Stimmen von ganz unterschiedlichen Seiten: Ergebnisse von Studien zur Wirksamkeit der Substanzen sind so häufig von einem Bias geprägt, dass die Behandlungsleitlinien in Bewegung geraten sind, in erster Linie durch die ausgebliebene Publikation negativer Ergebnisse, durch die gewichtete Darstellung von Nebenwirkungen der älteren gegenüber neu eingeführten Substanzen, durch Gegenüberstellung inadäquater Dosierungen der Vergleichssubstanz u. a. m. In letzter Zeit traten vor allem Absetzphänomene ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Psychotherapeutische Methoden verstehen sich nicht selbstredend weiter als komplementäre, sondern als konkurrierende Behandlungsmethoden. Eine neue Welle der EKT-Behandlung und Tiefenhirnstimulation geriert sich als wirksame Alternative, wo Psychopharmaka nicht binnen absehbarer Zeit Besserung bringen. Am anderen Ende des Spektrums mehren sich Stimmen, die Absetzphänomene mit Abhängigkeit gleichsetzen, Nebenwirkungen hervorheben und Psychopharmaka generell unter den Verdacht dauerhafter Schädigungen stellen.