Aktuelle Neurologie 2018; 45(05): 341-342
DOI: 10.1055/a-0602-8271
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Claus-W. Wallesch
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Publication Date:
07 June 2018 (online)

Inhaltlich ist dem Brandbrief von Grau et al. [1] in jeder Hinsicht zuzustimmen. Die Ökonomisierung der Medizin, insbesondere durch das DRG-System, aber auch durch Aktionen der Krankenhausträger und Geschäftsführungen, hat zu einer Arbeitsverdichtung geführt, die die Qualität der Leistungserbringung und die geordnete Weiterbildung gefährden. Durch die Art der DRG-Kalkulation führen unbesetzte Stellen bei Ärzten und in der Pflege zu zunehmender Unterfinanzierung. Die Autoren erkennen auch den Grund für fehlende Ärzte in der Neurologie und anderen klinischen Disziplinen: „Die schlichte Erklärung, dass insgesamt in Deutschland die Anzahl der medizinischen Studienplätze und damit des potenziellen Nachwuchses zu niedrig ist, wird negiert“ [1]. Seit der Wiedervereinigung ist die Zahl der Medizinstudienplätze um über 10 % gesunken. Bei deren Finanzierung durch die Länder ist mit rascher Besserung nicht zu rechnen. Neugründungen von Fakultäten wie in Augsburg, Brandenburg, Nürnberg, Oldenburg oder Kassel müssen trotz Bedenken des Wissenschaftsrates begrüßt werden, auch wenn den dort ausgebildeten Ärztinnen und Ärzten die enge Anbindung an die medizinische Wissenschaft fehlen mag. Die Neugründungen werden aber nicht ausreichen, die Lücke zu schließen. Hinzu kommt, dass immer mehr Ärztinnen in Weiterbildung Teilzeitstellen anstreben. Der Anteil von Frauen auf Medizinstudienplätzen liegt derzeit bei zwei Dritteln.