Z Orthop Unfall 2019; 157(03): 317-336
DOI: 10.1055/a-0659-2989
CME-Fortbildung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Femoroazetabuläres Impingement – aktuelles Verständnis

Femoroacetabular Impingement – Current Understanding
Christiane Sylvia Leibold
,
Florian Schmaranzer
,
Moritz Tannast
,
Klaus-Arno Siebenrock
,
Simon Steppacher
Further Information

Publication History

Publication Date:
12 June 2019 (online)

Zusammenfassung

Beim femoroazetabulären Impingement (FAI) kommt es zu einem verfrühten und schmerzhaften ossären Anschlag zwischen dem proximalen Femur und dem Azetabulum oder Becken. Der Artikel beschreibt anhand von Fallbeispielen die verschiedenen Typen von FAI, die klinischen Symptome, die typischen Zeichen in der Bildgebung sowie die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten.

Abstract

Femoroacetabular impingement (FAI) is a painful and early contact between the proximal femur and the acetabular rim or the pelvis. The pathological bony abutment typically leads to a characteristic pattern of chondrolabral damage and is one of the main reasons for development of early osteoarthritis in the young hip joint. Classically, FAI was described as an intraarticular problem but the extraarticular impingement has recently gained in importance. This article provides an overview of the concept of FAI, the clinical presentation, the radiological assessment including its coxometric parameters and the treatment options currently available.

Kernaussagen
  • Eine der Hauptursachen für die juvenile Koxarthrose ist ein persistierendes femoroazetabuläres Impingement (FAI). Ursache kann eine Cam-Deformität, eine Pincer-Deformität oder eine Torsionsfehlstellung des Femurs sein. Nebst intraartikulärem Impingement kann dieses auch extraartikulär auftreten, am häufigsten posterior und ischiofemoral bei exzessiver femoraler Torsion.

  • In der Anamnese berichten die Patienten klassischerweise über Leistenschmerzen nach längerem Sitzen oder bei Belastung. Beim extraartikulären und ischiofemoralen Impingement bestehen typischerweise zusätzlich zu den Leistenschmerzen auch gluteale Schmerzen bei Extensions- und Außenrotationsbewegung.

  • Ziel der Untersuchung ist es, die reduzierte Gelenkbeweglichkeit sowie ein reproduzierbares, schmerzhaftes Impingement zu objektivieren.

  • Die Diagnosestellung basiert auf konventionellen Röntgenbildern, Arthro-MRT mit radiären Schichten (mit oder ohne Traktion) mit oder ohne Traktion sowie ergänzend CT-Untersuchung mit 3-D-Animation zur Quantifizierung der Torsion oder bei komplexen Deformitäten.

  • Die kausale Therapie besteht in einer chirurgischen Korrektur des FAI mit dem Ziel einer kompletten Korrektur der Impingement-Morphologie. Nur so kann eine Symptomfreiheit oder deutliche Linderung in Kombination mit einem möglichst langen Erhalt der Hüfte erreicht werden.

  • Negative Prädiktoren sind die Vorschädigung, das Alter, das Gewicht und eine suboptimale chirurgische Korrektur.

  • Bei korrekter Indikationsstellung zeigen sich für alle 3 Therapieoptionen gute Ergebnisse:

    • Goldstandard ist die chirurgische Hüftluxation, die eine komplette Übersicht gewährt und auch die Korrektur von komplexen Deformitäten zulässt.

    • Immer häufiger werden umschriebene Läsionen arthroskopisch korrigiert.

    • Die beste Therapie bei ausgeprägter azetabulärer Retroversion ist die antevertierende periazetabuläre Osteotomie (PAO).