Laryngorhinootologie 2020; 99(04): 203
DOI: 10.1055/a-1024-8964
Editorial

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser und Freunde der LRO,

Andreas Dietz

die Covid-19-Krise hat uns aktuell fest im Griff und lenkt den Fokus auf eine für uns alle nie persönlich erlebte Pandemie, deren Ausgang, Dauer und Auswirkungen noch im Unklaren liegen. Aus HNO-ärztlicher Perspektive werden wir aktuell mit großen Herausforderungen konfrontiert und müssen uns in Klinik und Praxis auf gravierende Änderungen einrichten. Zum einen sind wir als HNO-Ärzte in besonderem Maße dem Covid-19-Infektionsrisiko ausgesetzt und müssen uns in besonderer Weise schützen. Überall fehlen die notwendigen FFP-3-MNS-Masken sowie der notwendige Augen- und Ganzkörperschutz und dringender Nachschub kommt nur zögerlich ran. Insbesondere aus der internationalen HNO-Szene gibt es klare Empfehlungen, beispielsweise endoskopische Nasennebenhöhleneingriffe aufgrund des sehr hohen Infektionsrisikos (Nase/Nasopharynx ist Virus-Reservoir!) für den Operateur zu den aktuellen Corona-Zeiten zu unterlassen. Generell häufen sich die strikten Ansagen, Elektiveingriffe in der HNO (also nicht nur zur Schonung relevanter Intensivkapazitäten) zur Risikominimierung für Ärztinnen und Ärzte und Patientinnen und Patienten zu verschieben. Interessanterweise wird diese zuvorderst von Gesundheitsminister Spahn vorgetragene Empfehlung sehr heterogen umgesetzt. Weiterhin möchte ich Sie auf den neu eingerichteten HNO-Corona-Newsticker auf unserer Homepage der DGHNO-KHC aufmerksam machen, der relevante Publikationen und Empfehlungen zum Thema zum Abrufen auflistet. Ich würde Sie auch gerne auffordern, klinische Beobachtungen zu Corona-Patienten in Ihrer Behandlung, soweit für uns alle wichtig, mitzuteilen, damit sie allen zur Verfügung gestellt werden können. Beispielsweise hören wir aktuell aus Süddeutschland, dass bei einem Covid-19-Patienten eine schwere, blutig-borkige Rhinitis gefunden wurde (vergleichbarer Befund wie bei einem M. Wegener) und der Patient einen Geschmacksverlust angab, bevor er dann im Verlauf intubiert werden musste. Vergleichsweise häufiger stoßen wir auf Covid-19-Symptome, wie akute Anosmie. Da wir alle derzeit lernen, mit diesem neuen Krankheitsbild umzugehen, freuen wir uns über Ihre Mitteilungen (gerne direkt an mich oder unseren Generalsekretär: andreas.dietz@medizin.uni-leipzig.de; thomas.deitmer@hno.org). Case Reports über Covid-19-Patienten werden bevorzugt angenommen. Schließlich möchte ich noch hervorheben, dass die Referate des diesjährigen HNO-Kongresses in der LRO open Access zur Verfügung stehen. Diese Referate bekommen einen fast historischen Nimbus, da die Corona-Krise auch die 91. Jahresversammlung der DGHNO-KHC nicht verschonte und diese, wie Sie sicher mitbekommen haben, zu unserem großen Bedauern erstmals seit Bestehen unserer Fachgesellschaft abgesagt werden musste.



Publication History

Article published online:
20 April 2020

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Stuttgart · New York